Unter widrigsten Bedingungen gehen in einer abgelegenen Forschungsstation am Polarkreis eine Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ihrer Arbeit nach. Als zwei von ihnen eine Stelle untersuchen, an der ein Meteoroid eingeschlagen ist, kommt es zu einem rätselhaften Zwischenfall. So finden die übrigen später die Leiche des Mannes, dem der Kopf abgetrennt wurde. Was ist da nur geschehen? Marie (Anne-Carolyne Binette) ist bei der Beantwortung dieser Frage keine Hilfe. Zwar ist sie unverletzt. Dafür ist sie völlig verstört und bringt kein Wort heraus. Es bleibt der Gruppe nichts anderes übrig, als sie erst einmal zur Krankenstation zu bringen und sie später zu befragen. Doch anstatt Licht ins Dunkel zu bringen, beginnt Marie plötzlich, sich ganz eigenartig zu verhalten, sie ist kaum mehr wiederzuerkennen …
Der Horror des ewigen Eises
Eisige Settings sind eigentlich wie gemacht dafür, um spannende Geschichten zu erzählen. Ein Ort, an dem Menschen kaum überleben können, ist nun einmal ein dankbarer Schauplatz, um die Figuren in gefährliche Szenen zu zwingen. Immer wieder spielen deshalb Horrorfilme oder Thriller an solchen Orten. Ob nun der Klassiker Shining, der uns in ein Hotel mitnimmt, das über den Winter geschlossen ist, das in einem eingeschneiten Waldhaus spielende The Lodge oder unlängst Cold Meat, bei dem es während eines Schneesturms in einem Reservat zu einem unerwarteten Überlebenskampf kommt: Beispiele gibt es mehr als genug. Mit der kanadischen Produktion Blood and Snow erscheint nun ein weiterer Genrevertreter, der maßgeblich mit einem eisigen Setting arbeitet, wenn wir die Reise zu einer abgelegenen Forschungsstation antreten.
Der wohl naheliegendste Vergleich dürfte da Das Ding aus einer anderen Welt sein. Er ist so naheliegend, dass kaum eine Kritik ihn nicht ziehen wird. In beiden Fällen geht es um eine Forschungsstation im Eis. In beiden Fällen wird das wissenschaftliche Team mit einer Gefahr konfrontiert, die aus dem Weltall kommt und sehr anpassungsfähig ist. Diesen Parallelen war man sich hier bewusst. Tatsächlich gibt es zum Ende hin in Blood and Snow sogar einen klaren Verweis auf das Werk von Horrorikone John Carpenter. Das mag man als respektvoll empfinden, wenn sich vor einem der Großen verbeugt wird. Ebenso gut kann man es aber auch als kreative Bankrotterklärung auffassen, weil es verdeutlicht, dass eigene Ideen fehlen. Denn auch mit großem Wohlwollen dürfte es kaum jemanden geben, der hier behaupten würde, es handele sich um einen einfallsreichen Genrevertreter.
Langeweile in einem stimmungsvollen Setting
Das ist grundsätzlich erst einmal nicht schlimm. Unter der großen Masse an Horrorfilmen, die laufend veröffentlicht wird, findet man nur wenige, die wirklich noch etwas Eigenes zu erzählen haben. Zumal originelle Ideen nicht zwangsläufig gute Filme zur Folge haben. Ebenso wichtig ist die Umsetzung. Leider hapert es jedoch auch in dieser Hinsicht. Das Setting selbst ist natürlich stimmungsvoll, wenn wir uns in Blood and Snow in einer düsteren, leicht klaustrophobischen Forschungsstation bewegen. Dass die Charaktere dort mit einer Gefahr gefangen sind und sie nicht fliehen können, weil die rettende Zivilisation Tage entfernt ist, funktioniert ebenfalls gut. Die Voraussetzungen für einen packenden Beitrag sind prinzipiell also gegeben.
Es gelingt Regisseur Jesse Palangio, der sonst eher für die Kamera zuständig ist, aber nicht, dieses Setting und Szenario wirklich zu nutzen. Tatsächlich ist Blood and Snow über weite Strecken sogar ziemlich langweilig, wenn man ewig warten muss, bis mal etwas geschieht. Bei einem Film, der so überraschungsarm ist, ist das keine gute Idee. Hinzu kommt die exzessive Laufzeit von knapp zwei Stunden, die zu keiner Zeit gerechtfertigt ist. Erst zum Ende hin wird mal behutsam aufs Gas getreten. An der Stelle dürfen einem dafür die Figuren auf die Nerven geben, die vielleicht Koryphäen auf ihrem Feld sind, sich dafür aber ziemlich dämlich verhalten. Das ist schade, weil sich die Beschreibung eigentlich vielversprechend angehört hat. In der Form ist das aber zu wenig.
OT: „Blood and Snow“
Land: Kanada
Jahr: 2023
Regie: Jesse Palangio
Drehbuch: Rossa McPhillips, Simon Phillips
Musik: Darren Morze
Kamera: Jesse Palangio
Besetzung: Michael Swatton, Anne-Carolyne Binette, Vernon Wells, Simon Phillips, Adam Huel Potter
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