Das fantastische Leben des Ibelin The Remarkable Life of Ibelin Netflix Streamen online
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Das fantastische Leben des Ibelin

Das fantastische Leben des Ibelin The Remarkable Life of Ibelin Netflix Streamen online
„Das fantastische Leben des Ibelin“ // Deutschland-Start: 25. Oktober 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Wer sich das Doku-Programm von Netflix diesen Monat anschaut, findet überwiegend die üblichen Verdächtigen. Da gibt es wie immer eine Reihe von True-Crime-Produktionen wie Hier spricht Zodiac und Sweet Bobby: Mein Catfishing-Albtraum, dazu einiges an Reality TV und ein wenig Sport. Business as usual also. Doch innerhalb der Neuveröffentlichungen befindet sich mit Das fantastische Leben des Ibelin aber auch ein Beitrag, der sehr hervorsticht. Im Ausland konnten diesen schon einige sehen: Der Film feierte in Sundance Premiere, lief danach auf diversen anderen Festivals. Nun bekommt auch ein hiesiges Publikum die Chance dazu und darf sich von der norwegischen Produktion zu Tränen rühren lassen.

Ein virtuelles Leben

Im Mittelpunkt steht dabei jemand, der längst nicht mehr da ist. Erzählt wird die Geschichte von Mats Stehen, der mit einer degenerativen Muskelerkrankung zur Welt kam. Während er in jungen Jahren noch aktiv sein konnte, nahm dies mit den Jahren immer mehr ab. Er war auf einen Rollstuhl angewiesen, konnte irgendwann nicht mehr aus seinem Bett. Mit 25 Jahren erlag er schließlich der Krankheit. Schicksale von Menschen, die früh sterben, sind natürlich immer emotional, gleich woran sie letztendlich gestorben sind. Im Fall von Mats kommt noch hinzu, dass er seine Jugend nicht ausleben konnte. Er konnte nicht mit gleichaltrigen spielen. Ganz selbstverständliche Erfahrungen wie Partys oder eine erste Beziehung blieben ihm verwehrt. Doch in Das fantastische Leben des Ibelin geht es weniger um das, was er nicht haben konnte, sondern das, was er sich stattdessen aufbaute.

So erfahren die Eltern des verstorbenen Mats, als sie in seinem Blog seinen Tod verkünden, dass er sehr aktiv in dem Online-Rollenspiel World of Warcraft war. Das ist erst einmal nicht verwunderlich. Dass er gern spielte, wusste die Familie. Wer sich nicht bewegen kann, sucht sich zudem zwangsläufig andere Hobbys. Ungewöhnlich war aber, dass er dort über die Jahre hinweg viele enge Verbindungen aufbaute, darunter auch richtige Freundschaften. Er war Teil einer Gemeinschaft, mit der er zum einen virtuelle Abenteuer erlebte. Er war aber auch als Mensch präsent, selbst wenn er nie in Erscheinung trat, Videocalls und Voice Chats ablehnte und seine Krankheit vor den anderen verbarg. Das fantastische Leben des Ibelin zeigt, wie das Spiel für ihn zu einer Möglichkeit wurde, der Realität gleichzeitig zu entfliehen und einen Weg zu ihr zu finden.

Hoch emotionale Geschichte

Regisseur Benjamin Ree (The Painter and the Thief) hat für seine Geschichte einen dualen Zugang gewählt. Auf der einen Seite gibt es die regulären Interviews, die er mit der Familie geführt hat und eben diesen Online-Bekanntschaften. Verbunden wird dies jedoch mit nachgestellten Gaming-Szenen, basierend auf den Aufzeichnungen, sowie Voice-over-Segmenten, die den Blog von Mats zum Inhalt haben. Auf diese Weise wechselt Das fantastische Leben des Ibelin ständig zwischen der realen Welt und der virtuellen hin und her, zeigt dabei auf, wie die Grenzen zwischen beiden durchlässig sind. Die visuelle Gestaltung unterstützt dabei die Thematik, dass diese zwei Seiten von Mats zwar sehr unterschiedlich sind, dabei aber kaum voneinander zu trennen.

Das Ergebnis geht zwangsläufig zu Herzen. Obwohl Mats selbst nur selten zu sehen ist, man mit Archivaufnahmen sparsam umging, baut sich schnell eine Verbindung zu dem Jungen auf. Wenn es beispielsweise in einer längeren Passage darum geht, wie er für ein Mädchen schwärmt und davon träumt, mit ihr ausgehen zu können, darf es einem schon das Herz zerreißen. Natürlich ist Das fantastische Leben des Ibelin auf eine solche Emotionalität ausgelegt: Es geht hier weniger um ein Informieren als vielmehr ein Bewegen. Und dass über den Toten nicht schlecht gesprochen wird und an der einen oder anderen Stelle vielleicht etwas dick aufgetragen, gehört dazu. Das funktioniert und tröstet dann auch darüber hinweg, dass der Film über das persönliche Schicksal des Jungen hinaus nur wenig zu dem Thema gesagt hat, was es bedeutet, ein virtuelles Leben zu führen.

Credits

OT: „The Remarkable Life of Ibelin“
Land: Norwegen
Jahr: 2024
Regie: Benjamin Ree
Musik: Uno Helmersson
Kamera: Rasmus Tukia, Tore Vollan

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2024
Zurich Film Festival 2024

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fazit
„Das fantastische Leben des Ibelin“ erzählt die herzerweichende Geschichte eines schwerkranken Jungen, der sich in einem Online-Spiel ein alternatives Leben aufbaute. Die Umsetzung als Mix aus Interviews und Gaming-Szenen ist gelungen. Der Dokumentarfilm geht auch zu Herzen, selbst wenn er über das persönliche Schicksal hinaus nicht viel zu sagen hat.
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