Nach ihrer Scheidung zieht Olga (Irene Azuela) mit ihrer Tochter Vera (Isabella Arroyo) in ein neues Haus, wo sie sich einen Neustart erhofft. Einfach ist das nicht, immer wieder kommt es zu Konflikten mit ihrem Ex-Mann Víctor (Leonardo Ortizgris), der inzwischen mit seiner neuen Partnerin Mariana (Yoshira Escárrega) zusammenlebt. Doch der Ärger ist zweitrangig, als sie auf dem Speicher eine rätselhafte Truhe entdeckt. Darin findet sie das Tagebuch eines Mörders, der darin seine Taten beschreibt. Und als wäre das nicht verstörend genug, scheint das Tagebuch nicht abgeschlossen zu sein, sondern fortgesetzt zu werden. Aber wie kann das sein? Wer ist der Mörder und weshalb sind seine Aufzeichnungen in ihrem Haus? Während sie nach Antworten sucht, vertraut sie sich Carlos (Mauricio Ochmann) an, dem Therapeuten von Vera, dem einzigen, mit dem sie darüber sprechen kann …
Die Suche nach einem Mörder
Aktuell können sich Fans düsterer Geschichten nicht über Nachschub bei den Streamingdiensten beklagen. Da gibt es einen regelrechten Wettkampf darum, wer sein Publikum an sich binden kann. Bei Netflix gibt es das schwarzhumorige Körpertauschchaos Zeig mir, wer du bist, Disney+ versucht es mit dem staubigen Farmalptraum Hold Your Breath, Paramount+ ist mit Apartment 7A dabei, wo eine Tänzerin in der neuen Wohnung unheimliche Erfahrungen macht. Und auch Amazon Prime Video ist sehr darum bemüht, den Zuschauern und Zuschauerinnen das Fürchten zu lehren. Größer beworben ist dabei House of Spoils über eine Köchin, die zunehmend Kontrolle und Verstand verliert. Eher versteckt wurde aber auch Das Tagebuch veröffentlicht. Tatsächlich fand sich der Film gar nicht auf der monatlichen Ankündigungsliste, er war plötzlich einfach da.
Das ist bei Prime Video keine Seltenheit, dort werden immer mal wieder Filme ins Programm aufgenommen, ohne dass jemand Bescheid weiß. Dabei handelt es sich oft um mäßige Komödien, was einen hier Übles erwarten lässt. Die Resonanz im Netz ist auch nicht gerade vielversprechend. Tatsächlich ist die mexikanische Produktion aber nicht uninteressant. Zunächst hat Das Tagebuch einen größeren Mystery-Anteil, wenn die Mutter und der Psychologe herauszufinden versuchen, was es mit dem unerwarteten Fund auf sich hat. Zum einen geht es um die Frage, wer denn dieser unbekannte Mörder ist. Es gibt keinen Namen, keine Hinweise auf seine Identität, man weiß ja nicht einmal, wer die Opfer sind. Aber auch die Frage, was dies mit dem Haus zu tun hat, in dem die Protagonistin lebt, darf einen beschäftigen.
Originelle und tragische Thriller-Variante
Anders als aber bei einem regulären Krimi, wo die Enthüllung der Identität im Mittelpunkt steht und am Ende der Geschichte als Höhepunkt stattfindet, geschieht das hier deutlich früher. Ein erfahrenes Publikum wird schon früh ahnen, worum es bei allem geht. Aber auch ahnungslose Zuschauer und Zuschauerinnen müssen nicht zu lange warten, um die Antwort zu erhalten. Bei Das Tagebuch geht es nur zum Teil um die Ermittlungen. Vielmehr muss das Duo sich der Frage stellen, wie sie die noch ausstehenden Morde verhindern sollen. Der Film wird also um einiges dringlicher, kombiniert auf diese Weise Nervenkitzel mit einer sehr tragischen Geschichte, welche die Hilflosigkeit der Protagonistin betont. Sie will ein Unglück verhindern, von dem nicht mal sicher ist, ob es sich verhindern lässt.
Die Idee hinter dem Film ist dabei eine originelle Abwandlung eines herkömmlichen Serienmörder-Thrillers. Die Umsetzung funktioniert aber nicht so wirklich. Die Panik, welche sich in Olga breitmacht, ist zwar verständlich. Dennoch lässt sich vieles hier nicht unbedingt nachvollziehen. Und auch wenn das Regieduo Emma Bertrán und Alba Gil sehr darum bemüht ist, die besagte Dringlichkeit zu erzeugen und einen Zeitdruck zu suggerieren, so richtig spannend sind diese Passagen nicht. Dennoch ist Das Tagebuch aufgrund der ungewöhnlichen Geschichte besser als der Ruf und einer der interessanteren Beiträge in der aktuellen Schwemme.
OT: „El Diario“
IT: „The Diary“
Land: Mexiko
Jahr: 2024
Regie: Emma Bertrán, Alba Gil
Drehbuch: Emma Bertrán, Pamela Pons
Musik: Tomás Barreiro
Kamera: Erwin Jaquez
Besetzung: Irene Azuela, Mauricio Ochmann, Isabella Arroyo, Leonardo Ortizgris, Yoshira Escárrega
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)