Der Lieblingssohn Le fils préféré TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© 1994 Studiocanal/France 3 Cinéma

Der Lieblingssohn

Der Lieblingssohn Le fils préféré TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
„Der Lieblingssohn“ // Deutschland-Start: nicht bekannt

Inhalt / Kritik

Jean-Paul Mantegna (Gérard Lanvin) steckt in großen Schwierigkeiten, als ein Steuerprüfer auftaucht und seine frisierten Bücher genauer unter die Lupe nehmen will. Da es auch sonst gerade nicht gut läuft bei dem Geschäftsführer eines Hotels, muss dringend Geld her. Nur wie? Da sein jüngerer Bruder Francis (Bernard Giraudeau) ihm nicht weiterhelfen kann und sein älterer Bruder Philippe (Jean-Marc Barr), den er zum ersten Mal sein zehn Jahren wieder besucht, nicht helfen will, schließt Jean-Paul in seiner Not eine Lebensversicherung auf seinen herzkranken Vater Raphaël (Roberto Herlitzka) ab, von dem er sich ebenfalls entfremdet hat. Als der kurze Zeit später spurlos verschwindet, bleibt den drei Brüdern nichts anderes übrig, als ihre Differenzen zu überwinden und sich gemeinsam auf die Suche zu begeben …

Familienstreit und Vergangenheitsbewältigung

Die meisten werden Nicole Garcia primär als Schauspielerin kennen. Viele Male hat sie vor der Kamera gestanden, ihre schauspielerische Filmografie umfasst knapp 100 Titel. Dabei vergisst man schon mal, dass sie im Laufe ihrer mehrere Jahrzehnte umspannenden Karriere auch mehrfach selbst Regie geführt hat. So drehte sie beispielsweise Das Mädchen von gegenüber (2010) über ein schmerzhaftes Wiedersehen von einem Mann und einer Frau, die sich in Jugendjahren nahestanden. In  Die Frau im Mond – Erinnerung an die Liebe erzählte sie 2016 davon, wie sich eine verheiratete Frau in einem Sanatorium in einen verwundeten Soldaten verliebt. Eher weniger bekannt ist ihre 1994 veröffentlichte zweite Regiearbeit Der Lieblingssohn. Dabei war diese seinerzeit für mehrere Césars im Rennen, darunter den besten Spielfilm und die beste Regie. Am Ende sprang immerhin einer für Gérard Lanvin heraus als bester Hauptdarsteller.

Dabei ist das Drama eigentlich ein echter Ensemblefilm. Genauer beleuchtet Garcia, die gemeinsam mit François Dupeyron und Jacques Fieschi auch das Drehbuch geschrieben hat, die Beziehungen innerhalb der Familie. Dabei geht es einerseits um die Verhältnisse zwischen dem Vater und seinen Söhnen. Aber auch die drei Geschwister werden genauer unter die Lupe genommen. Das Szenario ist natürlich nicht sehr originell. Viele Filme handeln davon, wie Familienmitglieder durch einen äußeren Umstand zusammenkommen und sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen müssen. Kürzlich erschien beispielsweise Drei Töchter, dort sind es drei Frauen, die sich anlässlich des nahenden Todes des Vaters treffen und viel zu bereden haben. Bei Der Lieblingssohn ist der Vater zunächst einmal „nur“ verschwunden. Aber auf die grundsätzliche Geschichte hat das nicht so viel Einfluss.

Einfühlsam, nuanciert und leise

Der Film verwendet dabei übliche Verwerfungen, etwa rund um das Thema Eifersucht und mangelnde Anerkennung. Nicht ohne Grund hat er den Titel Der Lieblingssohn erhalten. Damit verbunden sind aber auch Beobachtungen rund um den Bereich Einwanderung. So ist der Vater ein einfacher italienischer Einwanderer, mit dem die drei Brüder nicht mehr viel zu tun hatten und auch nicht zu tun haben wollten. Die Männer sind geprägt von dem Bestreben, die eigene Vergangenheit hinter sich zu lassen, für die in ihrem aktuellen Leben kein Platz mehr ist. Dass durch das Verschwinden eine Auseinandersetzung mit eben dieser Vergangenheit wieder aktuell geworden ist, kommt daher ungeplant. Aber das ist ja immer so, egal, welchen Anlass ein Film nun nimmt.

Das ist schön einfühlsam und nuanciert gespielt. Alle drei haben Themen, die sie mit sich herumtragen und die im Lauf der Zeit schwer geworden sind. Dass sie nun anfangen, sich damit zu beschäftigen und das auszusprechen, was sie quält, hat schon etwas Befreiendes, ohne dass daraus rührseliger Kitsch würde. Garcia mag es lieber leiser und zurückhaltender, muss auch nicht zwangsläufig alles ausformulieren, was ihre Figuren beschäftigt. Da bleibt Raum für Zwischentöne und Geschichten, die komplizierter sind. Wer sich für solche erwärmen kann, findet mit Der Lieblingssohn ein empfehlenswertes Drama, welches zwar eine sehr spezifische Situation als Ausgangslage hat, dabei aber auch viele Möglichkeiten zu Identifikation bietet.

[tb:Credits]

OT: „Le fils préféré“
Land: Frankreich
Jahr: 1994
Regie: Nicole Garcia
Drehbuch: Nicole Garcia, François Dupeyron, Jacques Fieschi
Musik: Philippe Sarde
Kamera: Eric Gautier
Besetzung: Gérard Lanvin, Bernard Giraudeau, Jean-Marc Barr, Roberto Herlitzka, Margherita Buy, Karin Viard

Bilder

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 1995 Bester Film nominiert
Beste Regie Nicole Garcia nominiert
Bester Hauptdarsteller Gérard Lanvin Sieg
Bester Nebendarsteller Bernard Giraudeau nominiert

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Lieblingssohn
fazit
In „Der Lieblingssohn“ kommen drei Brüder zusammen, als ihr Vater verschwindet, wodurch sie sich notgedrungen mit der Vergangenheit auseinandersetzen müssen. Das Ergebnis ist ein prinzipiell bekanntes Familiendrama, das den üblichen Verwerfungen aber noch interessante Beobachtungen über Einwandererfamilien hinzuzufügen hat.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10