Der Spatz im Kamin
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Der Spatz im Kamin

„Der Spatz im Kamin“ // Deutschland-Start: 10. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Karen (Maren Eggert) lebt mit ihrem Mann Markus (Andreas Döhler) und ihren gemeinsamen Kindern in ihrem idyllischen Elternhaus. Zum Anlass von Markus‘ Geburtstag reist Karens Schwester Jule (Britta Hammelstein) extra mit ihrer Familie für einen Besuch an. Die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein und haben nicht gerade ein inniges Verhältnis zueinander. Während das Haus immer voller wird und ein Spatz im Kamin den Weg in die Freiheit sucht, steigt in Karen die Anspannung an, bis sich alles zuspitzt und Altes zerstört wird, um Platz für Neues zu schaffen.

Triste und erdrückende Atmosphäre

Der Film startet friedlich und mit Bildern von einem idyllischen Setting. Ein schönes, helles Bild, das erstmal eine ruhige entspannte Atmosphäre verspricht. Aber der Schein trügt. Karen ist eine sehr ernste Protagonistin, zu der man von Anfang an einfach keinen richtigen Bezug findet. Sie scheint auf den ersten Blick depressiv und geistig völlig abwesend zu sein. Als ihre Schwester Jule, die im Gegenzug sehr offen und herzlich ist, dann mit ihrem Mann und ihren Kindern zu Besuch kommt, wird die anfängliche Stille im Haus vorerst durchbrochen. Es ist jedoch eine eher distanzierte Familienbegrüßung, insbesondere zwischen den beiden Schwestern.

Allgemein herrscht im Film eine sehr triste und erdrückende Atmosphäre, die einem schier die Luft zum Atmen nimmt. Jeder Dialog, jede Szene, alles ist sehr langatmig und geht nur sehr langsam voran, was bereits nach zwanzig Minuten schon ziemlich ermüdend ist. Die Dialoge sind zudem sehr unangenehm und größtenteils sehr respektlos oder gar beleidigend. Die Kommunikation innerhalb der Familie lässt generell sehr zu wünschen übrig und geht ziemlich oft unter die Gürtellinie.

Deprimierend und langweilig

Die Protagonistin Karen kann man mittlerweile als sehr unsympathisch und herrisch bezeichnen. Sie ist kühl, distanziert und scheint sich mit niemandem in der Familie wirklich zu verstehen. Ihr Frust und ihr Verhalten überträgt sich allmählich auch auf ihre Kinder und den Rest der Familie, wird aber eher in einer stillen Aggression oder mit provokanten Sprüchen zum Ausdruck gebracht. Denn so richtig direkt wird hier gar nichts angesprochen oder geklärt. An der Stelle ist aber die Schauspielerin Maren Eggert für ihre Darbietung zu loben. Sie spielt ihre Rolle überzeugend, wenn auch sehr eintönig, da Karen ununterbrochen den gleichbleibenden starren Blick beigehält und die Art, wenn sie mal ein paar Sätze spricht, ebenfalls unverändert bleibt.

Anstatt, dass die Mitglieder der Familie sich mal wirklich miteinander auseinanderzusetzen oder vernünftig ins Gespräch zu kommen, schleichen sie lieber herum und beobachten sich gegenseitig oder ertappen sich bei irgendwas. Aber auch nach einer Stunde ist der Film noch immer nicht ganz in Gang gekommen, was mittlerweile nicht nur deprimierend, sondern auch allmählich langweilig wird. Dennoch bleibt man aus irgendeinem Grund an der Geschichte hängen, weil man darauf wartet, dass endlich irgendetwas passiert. Man möchte irgendwie erfahren, was mit der Protagonistin los ist, aber so richtig viel bekommt man hier nicht geboten, was eigentlich schade ist. Oft werden zwar ein paar Details aus Karens und Jules Vergangenheit mit ihrer Mutter erwähnt, was die Story zwischenzeitlich etwas interessanter macht, aber mehr dann auch nicht. Irgendwann wird es einfach nur noch unerträglich den Film weiterzuschauen.

Zwei Stunden stiller Psychoterror

Denn nicht nur der Psychoterror, der eher unterschwellig ausgetragen wird, ist schrecklich, sondern auch, dass der Film klaustrophobische Züge annimmt. Die Handlung, die keinen wirklichen roten Faden zu haben scheint, findet überwiegend in Karens Elternhaus statt und geht kaum über den Gartenzaun hinaus. Alle hocken aufeinander, es gibt im ganzen Haus keine Schlüssel und somit keine Privatsphäre. Und da die Luft immer dicker zu werden scheint, kann man nur zusehen, wie sich immer mehr Frust und Verbitterung anstaut. Zwischenzeitlich gibt es an der ein oder anderen Stelle aber doch einen kleinen Hoffnungschimmer, wenn das Haus voller wird und sogar eine Party gefeiert wird. Aber auch hier fällt der Film schnell wieder in sein tristes Muster zurück und zieht sich weiterhin wie Kaugummi.

Erst gegen Ende scheint sich der ganze angestaute Frust irgendwie zu entladen und der knapp zweistündige Psychoterror findet endlich ein Ende. Aber leider, ohne dass sich irgendwas getan hat in der Entwicklung der Charaktere. Bis auf die Tatsache, dass Karen es am Ende zumindest schafft zu lächeln. Am Ende bleibt man mit zig Fragezeichen zurück, wenn wieder ein helles idyllisches Bild gezeigt wird, als wäre nichts gewesen.

Credits

OT: „Der Spatz im Kamin“
Land: Schweiz
Jahr: 2024
Regie: Ramon Zürcher
Drehbuch: Ramon Zürcher
Musik: Balz Bachmann
Kamera: Alex Hasskerl
Besetzung: Maren Eggert, Britta Hammelstein, Luise Heyer, Andreas Döhler, Milian Zerzawy, Lea Zoe Voss, Paula Schindler, Ilja Bultmann, Luana Greco

Bilder

Trailer

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Der Spatz im Kamin
fazit
„Der Spatz im Kamin“ ist ein Film, der eine interessante Geschichte verspricht, an der man auch hängen bleibt, enttäuscht aber mit frustrierten und unsympathischen Charakteren und einer Story ohne wirklichen roten Faden. Hier erwartet uns statt eines Familiendramas in idyllischem Setting ein regelrechter Psychoterror, der aber eher still und leise mit viel Gehässigkeit ausgetragen wird. Nachdem sich die Handlung wie Kaugummi gezogen hat, bleiben am Ende viele Dinge offen und ungeklärt.
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