Desert of Namibia Namibia no Sabaku
© Happinet Phantom Studios

Desert of Namibia

Desert of Namibia Namibia no Sabaku
„Desert of Namibia“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Kana (Yuumi Kawai) ist 21 Jahre und lebt in Tokio. Jeder sagt ihr, dass sie frei und jung sei und alle Türen für sie noch offen seien, doch irgendwie kann sich Kana für keine der Möglichkeiten so recht begeistern. Ihren Job in einer Schönheitsklinik rattert sie routiniert herunter und ihre Beziehung zu Honda (Kanichiro), einem ambitionierten Makler, kann sie auch nicht zufriedenstellen. Stattdessen trifft sie sich immer wieder mit Hayashi (Daichi Kaneko) und verbringt viele schöne Stunden mit ihm. Als er sie bittet, sich von Honda zu trennen, stimmt sie spontan zu, doch als sie mit Hayashi zusammenzieht, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten. Während er alles für sie tut und versucht, ihre Launenhaftigkeit zu ertragen, reagiert sie auf alles negativ, was er tut und wird sogar gewalttätig, teils wegen banaler Anlässe. Sie ist sich bewusst, dass sie Hilfe braucht und macht sich auf die Suche nach einer Heilung oder zumindest nach einer Therapie, doch wie kann man versuchen etwas zu kurieren, wenn man nicht einmal selbst weiß, was eigentlich das Problem mit einem selbst ist?

Die Wüste um mich herum

Desert of Namibia ist der zweite Film der japanischen Regisseurin Yoko Yamanaka. Bereits in ihrem ersten Spielfilm Amiko erzählte sie vom Lebensgefühl junger Menschen und streifte damit Themen wie Beziehungen, Liebe und Einsamkeit. Dabei ist es ihr wichtig, Figuren zu zeigen, die es dem Zuschauer nicht leicht machen, die manchmal unmoralisch handeln oder wider den sozialen Normen, die sie umgeben. In Desert of Namibia treffen wir auf eine solche Figur, die zwar eingeredet bekommt, sie sei noch frei, jung und solle die Zeit nutzen, um zu sehen, was sie mit ihrem Leben machen will, aber sich einfach nicht entscheiden kann oder will.

Die Wüste Namibias, auf die im Titel verwiesen wird, kommt an drei kurzen Stellen im Film vor. Auf der Couch in ihrer Wohnung sieht sich Kana einen Livestream an, der ein Wasserloch mitten in der Wüste zeigt und beobachtet fasziniert, wie unterschiedliche Tiere dorthin gehen, um ihren Durst zu stillen. Später wird sie bei einer Therapeutin etwas verträumt mit nassen Sand spielen und mittels ein paar Spielzeugen diesen Ort nachstellen, der so weit entfernt von ihr ist und der so etwas wie ein Sehnsuchtsort für sie geworden ist. Die Wüste ist mehr als nur ein Bild, das ein paar Mal kurz in Yamanakas Film erscheint, denn eigentlich ist die Wüste um die Titelfigur herum, die orientierungslos wirkt und sich gleichgültig der ein oder anderen Gelegenheit hingibt. Diese Suche, die keine Richtung zu haben scheint, haben sie gleichgültig gemacht, sodass sie eine Trennung hinnimmt und dafür noch nicht einmal vor emotionalen Verletzungen zurückschreckt. Yamanaka und Kameramann Shin Yonekura verfolgen diese Figur, die alles mitmacht, aber nirgends einen Ankerpunkt für sich findet, mit teils dokumentarisch wirkenden Bildern und dann wieder Szenen, die an ein Kammerspiel erinnern.

Das Individuum und die Gesellschaft

Während sich viele Coming-of-Age Geschichten damit befassen, wie es dazu kommen konnte, dass dem jugendlichen Helden eine Richtung in seinem/ihrem Leben fehlt, konzentriert sich Yamanaka ganz auf das Individuum. Yuumi Kawai als Kana gibt ein mutige Darstellung einer jungen Frau, die den Zuschauer wie auch ihr Umfeld mehr als einmal vor den Kopf stößt. Man kann ihr nicht trauen, auch wenn später im Film psychische Störungen im Raum stehen, die ihr Verhalten in einen gewissen Kontext rücken. Vielleicht ist auch dies nur Teil der bereits angesprochenen Suche, die neuen Aufwind erhält, aber wenig später wieder im Sande verläuft. Die Gesellschaft scheint dieses Verhalten teilnahmslos hinzunehmen, ein Spiegel der Gleichgültigkeit der Titelfigur, die sich nur gegenüber Fremden verständnisvoll und empathisch zeigt.

Eine solch schwierige Hauptfigur zu haben, ist an und für sich ein guter Aspekt, doch das Hauptproblem von Desert of Namibia ist seine Ziellosigkeit. Dass eine Geschichte auch strukturell widerspiegeln soll (oder soll), was in einer Figur emotional passiert, ist nicht verkehrt, aber in Yamanakas Film wird dies spätestens nach 90 Minuten sehr anstrengend, vor allem, weil das Drehbuch nicht unbedingt neue Aspekte liefert.

Credits

OT: „Namibia no Sabaku“
Land: Japan
Jahr: 2024
Regie: Yoko Yamanaka
Drehbuch: Yoko Yamanaka
Musik: Takuma Watanabe
Kamera: Shin Yonekura
Besetzung: Yuumi Kawai, Daichi Kaneko, Kanichiro, Yuzumi Shintani, Ayumu Nakajima, Erika Karata

Trailer

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Desert of Namibia
fazit
„Desert of Namibia“ ist ein Drama um Einsamkeit, Beziehungen und die Suche nach einem emotionalen Ankerpunkt im Leben. Yoko Yamanakas Film überzeugt wegen der darstellerischen Leistungen, besonders die von Yuumi Kawai, jedoch hätte er etwas mehr Struktur oder zumindest einen konsequenteren Schnitt vertragen können.
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