Die Brüder Menendez The Menendez Brothers Netflix Streamen online
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Die Brüder Menendez

Die Brüder Menendez The Menendez Brothers Netflix Streamen online
„Die Brüder Menendez“ // deutschland-Start: 7. Oktober 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Doppelt hält besser, scheint bei Netflix immer mal wieder das Motto zu sein, wenn es um die Aufarbeitung wahrer Verbrechen geht. So kommt es vereinzelt vor, dass der Streamingdienst innerhalb kurzer Zeit gleich zwei Produktionen zu einem einzigen Fall veröffentlicht, umgesetzt jeweils einmal als Dokumentation und einmal als gespielte Fassung. Das war etwa bei Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer und der Dokumentarserie Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders der Fall, die jeweils im Herbst 2022 erschienen sind. Kurze Zeit später gab es den nächsten Doppelschlag, wenn sich The Good Nurse und Capturing the Killer Nurse des mörderischen Pflegers annahmen, der für Schlagzeilen sorgte. Nun ist es mal wieder so weit. Gerade einmal zweieinhalb Wochen ist es her, dass die fiktionalisierte Serie Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez herauskam, da wird in Die Brüder Menendez diese Geschichte ein weiteres Mal aufgewärmt, jetzt in dokumentarischer Form.

Missbrauch oder nicht?

Natürlich darf man sich bei solchen Dopplungen immer fragen: Braucht es das wirklich? Müssen unbedingt alte Verbrechen mehrfach verkauft werden? Wobei das in dem vorliegenden Fall doch irgendwie interessant. Eins vorweg: Wer sich neue Erkenntnisse erhofft zu der inzwischen 35 Jahre zurückliegenden Geschichte, wird enttäuscht. Zwar macht Netflix damit Werbung, dass hier ganz neue Einblicke gewonnen werden, auch weil die Brüder Erik und Lyle Menendez ihr Schweigen brechen. Aber das ist nicht mehr als das übliche Marketinggeschwätz. Zum einen sind die zwei in Die Brüder Menendez kaum zu hören, stattdessen kommen alle möglichen anderen Leute zu Wort. Außerdem wiederholen sie nur die Aussagen, die sie damals schon gemacht haben. So bestehen sie nach wie vor drauf, von dem Vater misshandelt worden zu sein und die Eltern aus reiner Angst getötet zu haben.

Das kann man glauben oder nicht, die Gerichte waren sich später einig und sprachen von Mord, nicht von Notwehr. Daran hatte das Verhalten der Brüder sicher seinen Anteil, die nach dem Vorfall ein Leben in Saus und Braus führten, während sie sich selbst als von Gram erfüllt beschrieben. Da ist natürlich der neuere Vorwurf von Roy Rosselló, ehemaliges Mitglied der Boyband Menudo, der ebenfalls den Vater der beiden des sexuellen Missbrauchs beschuldigte, viele Jahre später. Als Beweis dafür, dass die Brüder Todesangst hatten, ist das aber ein wenig dünn. Die Brüder Menendez nutzt das dennoch, um Zweifel zu streuen, da sich das immer besser verkauft. Dabei ist klar, dass selbst ein Missbrauch keine mildernden Umstände wären. Von einem Missbrauch zu einer Todesgefahr zu kommen, und eine solche soll ja vorgelegen haben, das ist schon ein großer Schritt.

Potenziell spannende Themen

Interessant ist dabei die unterschiedliche Machart der fiktionalen und der dokumentarischen Serie. Während Erstere maßgeblich auch davon erzählt, wie eine Wahrheit konstruiert werden kann, wird bei Die Brüder Menendez eine Wahrheit postuliert, indem sehr einseitig berichtet wird. Der Film ist damit ein Beispiel dafür, dass Dokumentationen nicht zwangsläufig eine Realität abbilden, sondern ein Bild derselben schaffen, welches stimmen kann, aber nicht unbedingt muss. Anstatt sich mit diesem Punkt näher zu befassen, wird versucht, die Geschichte der zwei Brüder in einem #MeToo-Kontext neu zu etablieren. Die Behauptung: Heute hätte man den zwei mehr geglaubt, weil heute Opfer mehr Beachtung finden. Ein bisschen dreist ist das schon.

Das heißt dann nicht, dass der Dokumentarfilm keine Daseinsberechtigung hat. Die Brüder Menendez vereint eine Reihe von Leuten, die alle irgendwie mit dem Fall zu tun hatten. Spannend ist dabei eine Aussage zum Ende hin, die sich auf das Thema öffentliche Meinung bezieht und die Frage stellt, inwieweit diese einen Einfluss auf Rechtsprechung haben darf. Damit baut Regisseur Alejandro Hartmann (Der Fotograf und der Postbote: Der Mord an José Luis Cabezas) ein potenziell spannendes Thema ein. Es wird nur nicht mehr vertieft, die Aussage schwirrt etwas im Raum herum. Das ist schade, weil das Punkte sind, die dem Dokumentarfilm eine tatsächliche Rechtfertigung gegeben hätten. So aber ist nicht ganz sicher, warum es unbedingt noch ein weiteres Werk zum Thema brauchte.

Credits

OT: „The Menendez Brothers“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Alejandro Hartmann

Bilder

Trailer

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Die Brüder Menendez
fazit
„Die Brüder Menendez“ greift noch einmal den Fall auf, dass zwei Brüder ihre Eltern ermordet haben und dies aus Todesangst getan haben sollen. Der Dokumentarfilm hat vereinzelt Punkte, an die man ansetzen könnte, hat letztendlich aber nicht viel zur bekannten Geschichte beizutragen. Der Versuch, den Doppelmord im Kontext von #MeToo neu zu interpretieren, ist zudem ziemlich dreist.
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