Cristian (Pablo Martínez) und Aldo (Lucas Caballero) sind YouTuber und träumen davon, einmal so berühmt und vor allem reich zu sein wie die ihnen bekannten Influencer. Bisher blieb der große Erfolg jedoch aus, bis sie eines Tages durch einen Zufall an einer alten, verlassenen Villa vorbeikommen und deren Garten betreten. Cristian macht aus dem Video durch ein paar Effekte eine Horrorvideo, was ihnen binnen weniger Stunden mehr Klicks und Abos beschert als alle ihre bisherigen Videos zusammen. Natürlich beschließen die beiden, das Haus noch einmal bei Nacht zu betreten und ein längeres Video dort zu drehen, was ihnen noch einmal mehr Bekanntheit einbringen soll. Zunächst läuft alles nach Plan, bis sie Zeugen einiger unheimlicher Ereignisse werden, die zunehmend bedrohlicher werden und die tragische Geschichte des Hauses erahnen lassen. Als die beiden Freunde jedoch fliehen wollen, ist es bereits zu spät, denn die dunkle Macht in der Villa hat es auf sie abgesehen.
Die Macht der Täuschung
Do Not Enter oder No Entres, wie der Film im Original heißt, ist eine Regiearbeit des paraguayischen Filmemachers und Produzenten Hugo Cardozo. Seine Arbeiten im Thriller- und Horrorgenre haben ihm schon über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt gemacht, was erklärt, warum beispielsweise Do Not Enter unter anderem auf dem Busan International Film Festival gezeigt wurde. Der Found Footage-Film verläuft nach bekannten Mustern des Genres, die an bekannten Vertreter wie The Blair Witch Project oder Paranormal Activity denken lassen, jedoch spielt Cardozos Film auch auf die Geschichte Paraguays an, besonders auf die Zeit der Diktatur und deren Erbe.
Es ist nicht alleine die Vergangenheit, die im Zentrum von Do Not Enter steht, sondern auch die Gegenwart der Influencer und YouTuber. An einigen Stellen erinnert das an Produktionen wie den deutschen Found-Footage-Beitrag Heilstätten, der ebenfalls eine Reihe Influencer als Hauptfiguren hatte. Cardozos Film zeigt aber keineswegs nur eine Reihe von Vorurteilen oder Stereotypen, die man mit YouTube und Co verbindet, denn die beiden Hauptfiguren sind noch ganz am Anfang ihrer Karriere, doch bereits ganz der Welt des schönen Scheins verfallen. Während der Erfolg mit authentischen Videos ausbleibt und die beiden nicht wirklich charismatische Persönlichkeiten sind, erkennen sie schnell, dass man nur selbst mit Täuschungen arbeiten muss, wenn man Erfolg haben will. Immer wieder ertappt man sich dabei, dass man nicht recht weiß, ob man nun einen wahren Schrecken erlebt hat oder den Machern auf den Leim gegangen ist. An einer Stelle sehen wir sogar, wie die beiden Hauptfiguren eine Szene stellen, bis dann anscheinend die Mächte im Haus etwas gegen ihre Lügen haben und den wahren Schrecken folgen lassen. Es sind solche interessanten Momente, die sowohl optisch wie auch erzählerisch Do Not Enter von der Masse der anderen Found Footage-Produktionen abhebt.
Träume und Folter
In der Villa angekommen spielt Cardozos Film her als einmal auf die dunklen Kapitel der Geschichte seines Heimatlandes an. Cristian und Aldo haben das Haus eines Generals und seiner Familie betreten und werden Zeuge einiger verstörender Szenen, die sich im Laufe der letzten Jahre hinter verschlossenen Türen abgespielt haben. Der General, dessen übermächtig großes Porträt das große Wohnzimmer der Villa krönt, wirkt auch rein äußerlich wie Alfredo Stroessner, jenen Diktator, der Paraguay von 1954 und 1989 mit eiserner Hand regierte. Cardozo gibt sich nicht damit zufrieden, einfach nur ein Gruselhaus zu zeigen und von diesem zu erzählen, sondern er gibt diesem eine Atmosphäre, in der die Verbrechen der Vergangenheit immer wieder begangen werden. Pablo Martínez und Lucas Caballero spielen zwei junge Männer, die schnell an ihre Grenzen kommen, nicht nur der ihres Nervenkostüms, denn auch ihre Freundschaft scheint nicht so solider zu sein, wie sie es sich vorgestellt haben. Die Gewalt, die in dem Haus an der Tagesordnung war, und jene übernatürlichen Mächte testen ihre Loyalität, was die beiden sehr gut spielen.
Wenn es einen Kritikpunkt an Do Not Enter gibt, liegt dieser mit Sicherheit im letzten Akt. Angesichts der Themen und Anspielungen, die Cardozo macht, wirkt das Ende zum einen mutlos und zum anderen viel zu generisch.
OT: „No Entres“
Land: Paraguay
Jahr: 2024
Regie: Hugo Cardozo
Drehbuch: Hugo Cardozo
Musik: Hugo Cardozo
Kamera: Edgar Cardozo
Besetzung: Pablo Martínez, Lucas Caballero, Rafael Alfaro, Lara Chamarro, Andy Romero
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