Dragonkeeper
© Leonine
Dragonkeeper
„Dragonkeeper“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Sonderlich aufregend ist das Leben des Waisenmädchens Ping nicht. Immer soll sie sich um die Hühner kümmern. Dabei würde sie doch viel lieber der alten Frau helfen, die sie als Säugling bei sich aufgenommen und wie eine eigene Tochter aufgezogen hat. Denn die hat eine wirklich wichtige Aufgabe: Sie bringt die Lebensmittel zum Palast, wo sie den letzten noch lebenden Drachen geopfert werden. Als die Ziehmutter eines Tages mit der Aufgabe überfordert ist, den riesigen Korb allein zu tragen, springt Ping kurz entschlossen ein. Zwar wird sie dafür vom Statthalter verspottet, ebenso von dessen Männern. Tatsächlich gelingt es ihr aber, den Weg mit der schweren Last zurückzulegen. Im Palast kommt es jedoch zu einem Zwischenfall, als Pings Hausratte Hua in das Verlies fällt, wo die Drachen gehalten werden. Für das Mädchen steht fest, dass sie ihren Freund nicht im Stich lassen kann und steigt selbst hinab. Zu ihrer Überraschung stellen sich die Fabelwesen als gütig heraus und bauen sofort eine Verbindung zu ihr auf. Aus gutem Grund, wie sie später erkennt …

Animationsabenteuer im alten China

Auch wenn man China nicht unbedingt mit Animationsfilmen in Verbindung bringt, finden sich dort doch inzwischen verstärkt interessante Beiträge. Gerade auch visuell hat man im Reich der Mitte in den letzten Jahren große Sprünge getan. Da ist beispielsweise das berauschende Unterwasserabenteuer Deep Sea, ein Fest aus herumwirbelnden Farben und Fabelwesen. Auch New Gods: Yang Jian bietet den Augen eine Menge, wenn wir einem abgestürzten Gott folgen, der sich als Kopfgeldjäger durchschlägt. Ganz neu ist die Ökofabel The Storm, die uns in ein mysteriöses Schiff mitnimmt. Während bei den beiden letzten Filmen das Warten auf eine deutsche Veröffentlichung andauert, findet schon einmal Dragonkeeper seinen Weg zu uns und nimmt uns mit auf eine Reise ins alte China.

Wobei es sich bei dem Film nur bedingt um einen wirklich chinesischen handelt. Zum einen ist das Ganze eine spanisch-chinesische Coproduktion. Regie führte zum einen der Spanier Salvador Simó, der vor einigen Jahren das sehenswerte Buñuel im Labyrinth der Schildkröten gewesen, das sich mit dem großen Surrealisten beschäftigte. Unterstützt wird er von seinem Kollegen Li Jiangping. Die Vorlage wiederum stammt aus keinem der beiden Länder, sondern aus Australien. Genauer wurde der gleichnamige Roman von Carole Wilkinson, der in Deutschland unter dem Titel Hüterin des Drachen erschienen ist, als Inspiration genommen. Dragonkeeper weicht aber in mehrfacher Hinsicht von dem Original ab. So ist das Mädchen dort eine Sklavin, die einem Drachenhüter gehört. Auch wird dort erst sehr spät verraten, dass ein Ei gerettet werden muss. Hier wird das früh klargemacht.

 

Ob es die Änderungen gebraucht hat, darüber kann man sich natürlich streiten. Zumindest ist auf diese Weise das Ziel des Abenteuers frühzeitig definiert: Es geht um die Rettung des Drachengeschlechts, was dem Film eine ökologische Note gibt. Dragonkeeper mildert diese existenzielle Note ab, indem immer mal wieder humorvolle Momente eingebaut werden. Das kann die Dynamik zwischen dem Menschenkind und dem alten Drachen betreffen. Auch die mitreisende Ratte Hua wird als Comic Relief verwendet, ist ansonsten aber wohl in erster Linie dafür da knuffig auszusehen. Eine wirkliche Funktion hat sie in der Geschichte hingegen nicht, sieht man einmal davon ab, dass offensichtlich das Klischee des tierischen Sidekicks erfüllt werden sollte, welches man in vielen Animationsfilmen findet.

Das ist dann auch symptomatisch für einen Film, der sich nicht wirklich viel Mühe gibt, etwas Eigenes zu erzählen. Natürlich sind da die Drachen, die auch denen aus den chinesischen Mythen und Legenden nachgestellt sind, ähnlich etwa zu Panda Bear in Africa, anstatt sich an den europäischen Vorstellungen zu orientieren. Optisch sind diese auch gelungen. Ansonsten ist Dragonkeeper aber etwas langweilig geworden. Ob es nun die allmähliche Annäherung der Hauptfiguren ist oder der Ablauf der Handlung, das ist zu formelhaft geworden. Auch im Hinblick auf die Bilder ist das ein gemischtes Vergnügen. So finden sich vereinzelt mal ganz hübsche Szenerien. Oft hat man aber den Eindruck, dass es da an Geld gemangelt hat, manches sieht schon etwas billig aus. Zum Schluss wird dann bei den Effekten stärker aufgetrumpft, wenn das Abenteuer richtig episch werden will. Da der Film aber gleichzeitig sehr willkürlich wird, hinterlässt das keinen großen Eindruck. Insgesamt ist das Fantasywerk für eine jüngere Zielgruppe zwar schon ordentlich geworden, ist dabei aber nicht auf der Stufe wie die eingangs genannten, rein chinesischen Animationsfilme, die inhaltlich wie visuell mehr zu bieten haben.

Credits

OT: „Dragonkeeper“
Land: Spanien, China
Jahr: 2024
Regie: Salvador Simó, Li Jiangping
Drehbuch: Carole Wilkinson, Pablo Castrillo, Ignacio Ferreras, Rosanna Checchini, Wang Xianping
Vorlage: Carole Wilkinson
Musik: Arturo Cardelús, Jiale Yi

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Dragonkeeper
fazit
Basierend auf der Romanreihe erzählt „Dragonkeeper“, wie ein Waisenmädchen mit einem alten Drachen ein großes Abenteuer bestreitet. Die Drachen gefallen, ansonsten ist der Animationsfilm aber nichts Besonderes, sticht weder durch die formelhafte Geschichte noch die wechselhafte Optik hervor.
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