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Ein Mann seiner Klasse

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„Ein Mann seiner Klasse“ // Deutschland-Start: 2. Oktober 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Das Familienleben von Christian (Camille Loup Moltzen) ist alles andere als einfach. Zwar ist sein Vater Ottes (Leonard Kunz) bärenstark, kann allein eine Waschmaschine tragen. Trotzdem schafft der Möbelpacker es kaum, seine Familie durchzubringen. Dieser Frust treibt ihn immer wieder zum Alkohol – aber auch zur Gewalt. Gerade seine Frau Mira (Mercedes Müller) ist immer wieder Opfer von Misshandlungen. Christian blendet dies aber aus, er blickt trotz allem zu seinem Vater auf. Doch der nächste Konflikt naht, als der Junge eine Empfehlung für das Gymnasium erhält. Während Mira unbedingt will, dass er diese Chance ergreift und so mehr aus seinem Leben macht, steht Ottes dem ablehnend gegenüber. Er will lieber, dass sein Sohn so bald wie möglich eigenes Geld verdient …

Das Leben nach der armen Kindheit

Viel wurde in den letzten Jahren über das Thema Chancengleichheit in Deutschland gesprochen. Das betrifft zum einen natürlich Geschlecht und Herkunft: Frauen haben es in vielen Bereichen noch immer schwerer, ebenso Menschen mit Migrationshintergrund. Doch es gibt einen weiteren Faktor, der maßgeblich darüber entscheidet, welchen Weg jemand einschlägt. Wer in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, vielleicht auch zu Hause nicht die Förderung erhält, die nötig wäre, hat es schwer, es zu etwas zu bringen. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist. Christian Baron hat es geschafft, er machte sich als Journalist und Autor einen Namen. Dabei distanzierte er sich aber nicht von seiner Herkunft. Vielmehr nutzt er sie oft, um Verständnis für Menschen aus einfachsten Verhältnissen zu wecken und Gesellschaftskritik zu äußern. So auch in seinem autobiografischen Roman Ein Mann seiner Klasse, der die Vorlage für den gleichnamigen ARD-Film liefert.

Der Vergleich zu Hillbilly-Elegie liegt da nahe. In beiden Fällen handelt es sich um die Adaption eines autobiografischen Romans, jeweils geschrieben von einem Mann, der die schwierigen Verhältnisse hinter sich lassen konnte. Doch während die US-Variante kein wirkliches Interesse an den Figuren hatte und dessen Autor J. D. Vance auf dem Weg ins Weiße Haus durch Willen zur Macht und bizarre Aussagen auffällt, da will sich Ein Mann seiner Klasse tatsächlich primär mit den Menschen befassen. Es geht hier nicht darum, dass jemand aus seinem bisherigen Leben ausbricht, sondern dieses eigentlich will, obwohl er zu Höherem berufen ist. Es sind vielmehr die Eltern, die darum streiten, wie es mit dem Kind weitergehen soll. Denn auch wenn sie alle mit der derzeitigen Lage unglücklich sind, sind die Schlüsse, die sie daraus ziehen, sehr unterschiedlich.

Ruhig erzähltes Drama

Natürlich ist der Vater auf seine Weise der Böse, wenn er gewalttätig ist, zu viel trinkt und die Zukunftsaussichten seines Sohns behindert. Doch Ein Mann seiner Klasse verurteilt ihn nicht einseitig. Der Mann ist selbst ein Gefangener, der gar nicht aus diesem Dasein ausbrechen kann. Daraus leiten sich zwangsläufig eine Reihe von Fragen ab. Sollte man den Jungen zu seinem Glück zwingen, obwohl er das nicht will? Welche Rolle spielen dabei auch Außenstehende, etwa Ämter und Schulen? Schließlich ist es ein schmaler Grat zwischen Hilfe und Bevormundung, zwischen dem Erkennen von Potenzial und zu hoch gesteckten Erwartungen, an denen man durchaus auch scheitern kann. Wobei der Film in der Biografie des Protagonisten gar nicht so weit voranschreitet in der Biografie. Es geht um die Ausgangssituation, nicht um das, was später daraus gemacht wird.

Das Drama, das auf dem Filmfest München 2024 Premiere hatte, ist auch keines, das belehren und Antworten geben will. Es beschränkt sich auf das reine Beschreiben der Lebensumstände. Regisseur und Co-Autor Marc Brummund (Freistatt) zieht dabei die leisen Töne vor. Die meiste Zeit über ist Ein Mann seiner Klasse ein ruhiger, unaufgeregter Film, der teilweise sogar dokumentarisch wirkt. Selbst in den stärker dramatischen Momenten, von denen es durchaus einige gibt, wird dankenswerterweise darauf verzichtet, zu sehr aufbauschen zu wollen. Die Geschichte ist auch so tragisch genug, umso mehr, als es in dieser durchaus auch schöne Momente gibt, die aufzeigen, was möglich gewesen wäre, in einer anderen, besseren Welt.

Credits

OT: „Ein Mann seiner Klasse“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Marc Brummund
Drehbuch: Marc Brummund, Nicole Armbruster
Vorlage: Christian Baron
Musik: Christoph M. Kaiser, Julian Maas
Kamera: Matthias Bolliger
Besetzung: Camille Loup Moltzen, Leonard Kunz, Svenja Jung, Mercedes Müller, Len Blankenburg, Thurid Charlotte Funck, Katharina Heyer, Felician Hohnloser, André Eisermann

Bilder

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Ein Mann seiner Klasse
fazit
Basierend auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman erzählt „Ein Mann seiner Klasse“ von den schwierigen Verhältnissen, in denen ein Junge aufwächst. Das Drama ist dabei leise erzählt, fast dokumentarisch, und geht doch zu Herzen, wenn Menschen in hässlichen Situationen gefangen sind und nur schwer aus diesen herausfinden.
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