Beruflich ist Jonas Berger (David Rott) sehr gefragt. Als Vertriebsprofi ist er in seiner Firma unverzichtbar, er findet für alles eine Lösung. Privat sieht es hingegen schwierig aus. Der Grund: Laila Rahmani (Indira Corrales Ehlers). Bislang hatte er nie viel mit seiner Tochter zu tun, die allein bei ihrer Mutter Shari (Sabrina Amali) aufwächst. Schließlich war es damals nur ein One-Night-Stand gewesen, nichts von Bedeutung. Doch inzwischen ist Laila zwölf Jahre alt und möchte doch etwas von ihrem Papa haben. Der will umgekehrt auch wieder Teil im Leben des Mädchens werden. Er weiß nur nicht so genau wie, da ihm die Erfahrung dafür fehlt und Shari sehr ablehnend auf die Annäherungsversuche reagiert. Ganz zu schweigen, dass er beruflich ständig unterwegs ist. Aber dann entdeckt er eine ungewöhnliche WG, die von Elke Brinkmann (Petra Kleinert) geleitet wird und die getrennten Elternteilen die Möglichkeit gibt, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen …
Der Kampf mit den Geschlechterrollen
Zuletzt gab es am Freitagabend bevorzugt ARD-Produktionen, in denen Frauen neue Stellen annehmen und sich in diesen beweisen müssen. Da war Servus, Euer Ehren – Endlich Richterin über eine angehende Richterin, die auf eigene Faust in einem Fall ermittelt. Davor folgten wir in dem Kult-Remake Kanzlei Liebling Kreuzberg einer sehr rechtschaffenen Anwältin. Und dann gab es noch Feuerwehrfrauen: Phönix aus der Asche und Feuerwehrfrauen: Heim gesucht, bei dem eine Bankangestellte bei der freiwilligen Feuerwehr schwierige Einsätze hat. Jetzt ist auch mal der männliche Teil der Bevölkerung gefragt, sich an einer neuen Aufgabe zu versuchen. Bei Ein Zimmer für Papa geht es um einen Mann, der damit zu kämpfen hat, doch noch in seine Vaterrolle hineinzuschlüpfen.
Das war dann sicher nett gemeint. Ein bisschen befremdlich ist es aber schon, diesen Film im Kontext der vorangegangenen Titel zu sehen. Wo es bei diesen zum Teil darum ging, dass Frauen sich durchzusetzen lernen, teilweise in männergeprägten Domänen, da bestätigt Ein Zimmer für Papa erst einmal nur alte Klischees und Rollenbilder. Der Mann ist verantwortungslos und nur auf seine Karriere bedacht, kann mit Kindern nichts anfangen. Zwar will der Film dazu beitragen, dass diese überlieferten Rollen überdacht und geändert werden. Zunächst einmal wird das aber alles nur bestätigt, anstatt von vornherein mit Alternativen zu arbeiten. Immerhin: Mit der ebenfalls auf Karriere ausgerichteten Kim Birkner (Adina Vetter) wird auch eine Frau gezeigt, die selbst großen Wert auf Arbeit legt, ohne dafür verteufelt zu werden.
Nett, aber einfallslos
Insgesamt ist das Drehbuch von Martin Douven (Pohlmann und die Zeit der Wünsche) keines, das viel Mut oder Einfallsreichtum beweisen würde. Die allmähliche Annäherung des Trios funktioniert nach einem streng genormten Schema. Da gibt es die üblichen kleinen Triumphe und die ebenso üblichen Rückschläge. Diese kündigen sich auch rechtzeitig vorher an. Wenn in Ein Zimmer für Papa beispielsweise etwas geheim bleiben soll, weiß man genau, dass der entsprechenden Person das Geheimnis fünf Minuten später auf die Füße fällt. Ebenso klar ist, dass wichtige Gespräche nicht geführt werden, weil das so einfacher ist für alle – die Figuren wie auch den Drehbuchautor, der sich keine Mühe geben muss und vielleicht auch nicht will.
Das heißt aber nicht, dass das Drama nichts zu bieten hat. Beispielsweise ist die Idee dieser etwas anderen WG ganz schön geworden. Das wäre auch eine gute Gelegenheit gewesen, noch mehr Geschichten und Schicksale einzubauen. Daran hatte man aber offensichtlich kein Interesse. Dafür wird noch ein bisschen Hintergrund zu Brinkmann geliefert. Das geht dann schon mit rührenden Momenten einher, Ein Zimmer für Papa zielt da aufs Herz, ohne das ganz große Drama zu suchen und manipulativ zu werden. Das ist dann schon nett, aber eben nicht wirklich mehr als das. Wer zum Wochenende hin einen aufbauenden Film sehen möchte, nach dem alles ein wenig hoffnungsvoller aussieht, macht hiermit nichts verkehrt. Man muss sich zumindest nicht hierüber ärgern, im Gegensatz zu den vorangegangenen Freitagabendtiteln im Ersten. Gesehen haben muss man das Ergebnis aber auch nicht.
OT: „Ein Zimmer für Papa“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Katja Benrath
Drehbuch: Martin Douven
Musik: Elisabeth Kaplan, Florian Hirschmann
Kamera: Claire Jahn
Besetzung: David Rott, Sabrina Amali, Indira Corrales Ehlers, Petra Kleinert, Adina Vetter, Axel Benrath, Jörn Knebe, Marta Laubinger
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