Einmal Scheidung bitte
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Einmal Scheidung, bitte!

„Einmal Scheidung, bitte!“ // Deutschland-Start: 1986 (Video) // 27. September 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Jeff (George Segal) und Mari Thompson (Natalie Wood) sind bereits seit einigen Jahren glücklich verheiratet. Das Paar hat drei Söhne im Teenageralter und jede Menge guter Freunde, mit denen sie sich regelmäßig zum Footballspielen und anderen Aktivitäten treffen. Dabei häufen sich in letzter Zeit die Neuigkeiten, dass sich wieder eines ihrer Freundespaare getrennt und die Scheidung eingereicht hat. Die Luft wird immer dünner, denn bald schon werden Jeff und Mari den Eindruck nicht mehr los, sie seien das letzte verheiratete Paar in Amerika (so auch der wörtlich übersetzte Originaltitel des Films). Während sich die beiden noch den Kopf zerbrechen, wieso ihre Ehe noch immer so tadellos funktioniert, macht sich Maris beste Freundin Barbara (Valerie Harper) an Jeff heran. Und Jeffs alter Schulfreund Walter (Dom DeLuise) bittet diesen, seinen Geburtstag im Haus der Thompsons feiern zu dürfen. Eingeladen sind jede Menge Prostituierte und ein Swinger-Paar aus San Diego…

Ungewöhnlich harmonisch

Als Einmal Scheidung, bitte! 1979 gedreht wurde, waren die beiden Hauptdarsteller kassenträchtige Stars. Natalie Wood, die bereits als Teenagerin mit …denn sie wissen nicht, was sie tun bekannt geworden war und mit West Side Story einen weiteren großen Hit verbuchen konnte, war hier abermals in der Hauptrolle zu sehen. Tragischerweise sollten danach nur noch zwei weitere Kinofilme mit ihr folgen, bevor die Ehefrau von Robert Wagner (Hart, aber herzlich) 1981 bei einem Bootsausflug unter noch immer nicht vollständig geklärten Ursachen ums Leben kam. Auch ihr Co-Star George Segal (1934-2021) war in jenen Jahren ein Box-Office-Garant, der kurz zuvor mit Hauptrollen im Katastrophenfilm Achterbahn oder in Die Schlemmerorgie Klassiker des Hollywood-Kinos gedreht hatte, die auch heute noch dank zahlreicher Fernsehwiederholungen bei den meisten Zuschauern gut bekannt sein dürften. Regisseur Gilbert Cates hingegen war zuvor eher auf Fernseharbeiten spezialisiert gewesen. Unmittelbar danach drehte er aber beispielsweise mit Tracy trifft den lieben Gott einen weiteren (und seinen insgesamt erfolgreichsten) Kinofilm, die Fortsetzung von Oh, Gott aus dem Jahr 1977, in der George Burns abermals in die Rolle Gottes schlüpfte, der auf der Erde für Chaos sorgt.

Ende der 1970er Jahre machte sich ein weltweiter Trend bemerkbar, der sich in den Folgejahren weiterhin kontinuierlich fortsetzen sollte: Scheidungen stiegen im Laufe der Dekade von zunächst ca. 15% auf rund 30% an. Heutzutage haben sie sich beispielsweise in den USA bei über 50% eingependelt. Insofern lag die Idee von Drehbuchautor John Herman Shaner (Der Galgenstrick) nahe, über diese Entwicklung eine Komödie zu zimmern, in der sich die Protagonisten seltsam vorkommen, weil ihre Liebe dieser generellen Entwicklung zu trotzen scheint. Eine der amüsantesten Ursachen für diesen Trend wird im Film genannt, und ein gewisser Wahrheitsgehalt ist dabei sicherlich auch noch enthalten: Früher wurden die Menschen ca. 40 Jahre alt und blieben 20 Jahre zusammen; heute werden die meisten über 70 Jahre alt, aber für eine 50 Jahre umspannende monogame Partnerschaft sind sie eigentlich nicht gemacht. Shaner streut dem wackeren Liebespaar deswegen in Einmal Scheidung, bitte! im Laufe der Handlung immer mehr Versuchungen in den Weg, die dazu führen, dass sie die eigentliche Harmonie ihrer Beziehung selbst in Frage stellen und Neues auszuprobieren beginnen.

Glückliche Singles?

So amüsant das alles auf den ersten Blick auch klingen mag, das Endergebnis ist leider erstaunlich schal und witzarm ausgefallen. Segal und Wood, aber auch einige der Nebendarsteller wie Richard Benjamin und Bob Dishy bemühen sich zwar redlich, das pointenlose Drehbuch mit ihren exaltierten Performances aufzuwerten. Am ehesten gelingt das vielleicht wieder Dom DeLuise (Auf dem Highway ist die Hölle los), der auch aus den undankbarsten Rollen zumeist noch komödiantische Funken schlagen konnte. Hier verkörpert er einen alten Schulfreund des Protagonisten, der im Laufe des Films immer unglaublichere Enthüllungen macht, allesamt in sexuellen Kontexten, die man dem übergewichtigen und nicht sonderlich attraktiven Mann kaum zugetraut hätte.

Shamers Handlung plätschert weitgehend unspektakulär vor sich hin. Es ist schon frühzeitig abzusehen, dass auch das glückliche Paar eine Trennung vollziehen wird, aber selbst die Tatsache, dass sie zum Filmende wieder glücklich zusammenfinden werden, ist keine Überraschung. Der gesamte Ansatz ist dann doch reichlich spießig-konservativ, hält die Moral eines integren Familienlebens hoch und verdammt alles, was vielleicht noch dem Freigeist der Hippie-Bewegung entsprungen sein könnte, zum Scheitern. Für eine mutmaßliche Komödie, die sich über die Eheerfahrungen der US-Amerikaner lustig machen möchte, ist das schlichtweg die falsche Basis. Leider ist auch Cates‘ Inszenierung allzu konventionell, so dass seine Darsteller eher über das Ziel hinausschießen, als echtes Komödientiming zu offenbaren.

In der Filmgeschichte hat Einmal Scheidung, bitte! keine Spuren hinterlassen, am ehesten vielleicht noch aufgrund des tragischen Tods von Natalie Wood kurze Zeit später. In Deutschland war der auch finanziell wenig erfolgreiche Film gar nicht im Kino zu sehen, sondern wurde 1986 in der BRD erstmals auf Video veröffentlicht. Nun hat man dem Film bei One Gate seine Erstveröffentlichung auf DVD gegönnt, bei der das Bild nun erstmals auch im korrekten Widescreen-Format (1,78:1) aufgespielt ist. Die Qualität ist okay, es sind etliche Details zu erkennen, aber auch deutlich das Filmkorn. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit englischen Untertiteln) ist nicht weiter zu beanstanden und entspricht den Möglichkeiten zur Entstehungszeit. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man komplett verzichtet.

Credits

OT: „The Last Married Couple in America“
Land: USA
Jahr: 1979
Regie: Gilbert Cates
Drehbuch: John Herman Shaner
Musik: Charles Fox
Kamera: Ralph Woolsey
Besetzung: George Segal, Natalie Wood, Richard Benjamin, Valerie Harper, Bob Dishy, Dom DeLuise, Marilyn Sokol

Bilder

Trailer

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Einmal Scheidung bitte
Einmal Scheidung, bitte!
fazit
So amüsant das alles auf den ersten Blick auch klingen mag, das Endergebnis ist leider erstaunlich schal und witzarm ausgefallen. Die Darsteller bemühen sich redlich, das pointenlose Drehbuch mit ihren exaltierten Performances aufzuwerten. Die Handlung plätschert weitgehend unspektakulär vor sich hin. Leider ist auch Gilbert Cates‘ Inszenierung allzu konventionell, so dass seine Darsteller eher über das Ziel hinausschießen, als echtes Komödientiming zu offenbaren.
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