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Geraubte Küsse

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„Geraubte Küsse“ // Deutschland-Start: 4. April 1969 (Kino) // 6. Oktober 2011 (DVD)

Inhalt / Kritik

So richtig glücklich war Antoine Doinel (Jean-Pierre Léaud) von Anfang an nicht beim Militär. Und so dauert es dann auch nicht lang, bis er vorzeitig entlassen wird. Nach einem gleichermaßen kurzen wie erfolglosen Abschnitt als Nachtportier in einem Hotel landet er schließlich beim Privatdetektiv Henry (Harry-Max), der ihn unter seine Fittiche nimmt. Nach einer Weile erhält er dort seinen ersten Auftrag: Georges Tabard (Michael Lonsdale), Besitzer eines gutgehenden Schuhgeschäfts, hat das Gefühl, dass ihn niemand mag, was er sich absolut nicht erklären kann. Also schleust er Antoine als Verkäufer in seinen Laden, wo er herausfinden soll, was die anderen wirklich von Tabard halten. Doch als er dabei dessen Frau Fabienne (Delphine Seyrig) kennenlernt und Gefallen an dieser findet, droht ihm neuer Ärger. Und dann ist da ja auch noch seine Freundin Christine Darbon (Claude Jade) …

Wiedersehen mit einer bekannten Figur

Dass Filmschaffende in ihren Werken gern mal autobiografisch arbeiten, ist bekannt. Die Regisseurin Diane Kurys verarbeitete beispielsweise immer wieder Teile ihres Lebens als Scheidungskind – siehe etwa Ein Sommer an der See – oder auch dem ihrer Eltern. Aber auch François Truffaut war dafür zu haben. Sein Fall ist dabei besonders, da seine Nabelschau sich über mehrere Filme erstreckt, die einen eigenen Zyklus bilden. Genauer ersann er die Figur des Antoine Doinel, die zu einem Alter Ego des Regisseurs wurde und in gleich fünf Werken zu sehen war. Nach Truffauts Debüt Sie küssten und sie schlugen ihn (1958), einem der berühmtesten Filme des Franzosen, und dem Kurzfilm Antoine und Colette (1962) tauchte er in Geraubte Küsse 1968 zum dritten Mal auf. Es handelt sich dabei also um den Mittelteil des besagten Zyklus.

Und doch dürften manche überrascht gewesen sein, als sie sich den Film ansehen. Obwohl es sich eben um eine Fortsetzung handelt und Jean-Pierre Léaud erneut in die Rolle des Antoines schlüpfte, geht Geraubte Küsse in eine andere Richtung als das gefeierte Erstlingswerk. War dieses ein zorniges Jugenddrama, welches überholte Erziehungsmethoden anprangerte, ist der zweite Spielfilm um den jungen Protagonisten eine leichtfüßige Liebeskomödie. Immer wieder kommt es zu lustigen, fast schon albernen Situationen, wenn Antoine etwa in die Arbeit des Detektivs hineingezogen wird. Auch die Passage um den Ladenbesitzer Tabard, der mit eher ungewöhnlichen Mitteln herauszufinden versucht, warum andere ihn nicht mögen, ist schon drollig. Das wird dann zwar nie zu einer Slapsticknummer, wie es etwa die Undercover-Aktionen von Inspektor Clouseau wurden. Aber man darf hier schon schmunzeln.

Unbekümmert und sprunghaft

Von den Detektivgeschichten sollte man hingegen nicht viel erwarten. Dass sich Christine später von einem Unbekannten verfolgt fühlt, lässt zwar auf etwas Dunkleres vermuten, Thriller-Anleihen etwa. Aber dafür ist der Part zu unwichtig. Er ist auch nur einer von vielen. Tatsächlich fällt Geraubte Küsse durch seinen episodenhaften Charakter auf. Das geht maßgeblich auf die Hauptfigur zurück, die so unbekümmert ist und gleichzeitig ziellos, dass sich das auf den Film selbst auswirkt. Er springt von Job zu Job – vier Stück sind es insgesamt –, steckt auch zwischen zwei Frauen, hält es nie so wirklich lange irgendwo aus. Disziplin ist sowieso nicht seine Stärke, weshalb er auch recht früh wieder beim Militär rausfliegt, noch bevor er die abgesprochene Zeit hinter sich gebracht hat.

Doch auch wenn Antoine sicherlich keine Vorbildfunktion hat, ist er mit seiner unbekümmerten, teils naiven Art schon auch sympathisch. Wenn er durch die Welt stolpert und nirgends so richtig reinzupassen scheint, dann ist das prinzipiell ein typisches Coming-of-Age-Material. Tatsächlich handelt Geraubte Küsse ja auch davon, wie sich jemand mit den Ansprüchen an das Erwachsenenleben arrangieren muss, obwohl er selbst kaum erwachsen geworden ist. Das ist unterhaltsam, auch wenn hinter der heiteren Fassade immer wieder ernstere Themen zu erkennen sind – selbst wenn der junge Mann diese noch gar nicht sehen will.

Credits

OT: „Baisers volés“
Land: Frankreich
Jahr: 1968
Regie: François Truffaut
Drehbuch: Francois Truffaut, Claude de Givray, Bernard Revon
Musik: Antoine Duhamel
Kamera: Denys Clerval
Besetzung: Jean-Pierre Léaud, Delphine Seyrig, Claude Jade, Michael Lonsdale, Daniel Ceccaldi, Catherine Lutz, André Falcon, Harry-Max

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1969 Bester fremdsprachiger Film nominiert
Golden Globes 1969 Bester fremdsprachiger Film nominiert

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Geraubte Küsse
fazit
In „Geraubte Küsse“ bewegte sich François Truffaut weg von dem Ernst seines Debütfilms und erzählt mit Humor, wie sein erwachsen gewordener Protagonist noch immer keinen Platz für sich gefunden hat. Das ist unterhaltsam, kombiniert komische Momente mit ernsten Themen, die sich hinter der heiteren Fassade verbergen.
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