Hagen – Im Tal der Nibelungen
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Hagen – Im Tal der Nibelungen

Hagen – Im Tal der Nibelungen
„Hagen – Im Tal der Nibelungen“ // Deutschland-Start: 17. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als der König von Burgund stirbt, folgt ihm sein ältester Sohn Gunther (Dominic Marcus Singer) auf den Thron. Die Herausforderungen sind groß für den unerfahrenen jungen Mann, umso mehr, da feindliche Truppen nur darauf warten, das Reich zu erobern. Zu seinem Glück steht ihm jedoch der Waffenmeister Hagen (Gijs Naber) treu zur Seite, der geschworen hat, die Familie zu beschützen. Als Siegfried von Xanten (Jannis Niewöhner) nach Worms kommt, selbst königlicher Abstammung, ist sein Misstrauen groß. Nicht nur, dass der Fremde unverschämt und ausfallend ist, er ist auch noch in Begleitung des rätselhaften Schwarzalbs Alberich (Johanna Kolberg) angereist. Aber Xanten hat tapfere Männer und ist seit seinem Kampf gegen den Drachen unbesiegbar, was ihn zu einem wertvollen Verbündeten machen würde. Doch er hat es auch auf Gunters Schwester Kriemhild (Lilja van der Zwaag) abgesehen, für die Hagen selbst Gefühle hegt …

Neuinterpretation der bekannten Sage

Große, epische Fantasyabenteuer erfreuen sich eigentlich nach wie vor großer Beliebtheit, wie die Zuschauerzahlen von Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht und House of the Dragon beweisen. Die neuesten Einträge der beliebten Franchises wurden weltweit von einem riesigen Publikum erwartet. Während die Versorgung daheim dadurch gar nicht so schlecht aussieht, ist das Angebot im Kino recht mager. Und das, obwohl gerade dieses Genre nach der großen Leinwand schreit. Nun versucht sich mit Hagen – Im Tal der Nibelungen ausgerechnet ein deutscher Beitrag an der Aufgabe, diese Lücke zu schließen. Da dürften viele skeptisch sein, ist doch die hiesige Filmlandschaft sicher nicht für solche Titel bekannt. Doch das Ergebnis ist gar nicht so übel, sofern man eben nicht erwartet, dass das hier mit den offensichtlichen Vorbildern aus Hollywood konkurrieren kann. Dafür ist der Film dann doch zu klein.

Vor allem darf man sich fragen, ob ein internationales Publikum wirklich angesprochen werden kann. Schließlich ist die Nibelungensage eine doch urdeutsche Angelegenheit, die weltweit nicht die Bekanntheit anderer Legenden hat. Während nordische Götter wie Odin oder Thor kulturelles Allgemeingut sind, sind Siegfried und Co. eher nicht als Exportschlager in Erscheinung getreten. Das ist schade, weil die Geschichte alles hat, was es für ein zünftiges Fantasyabenteuer braucht: Da gibt es Drachen und Magie, Betrug und Intrigen, starke Frauen und böse Schurken. Im Hinblick auf Letzteren ist Hagen – Im Tal der Nibelungen dabei eine kleine Überraschung. Wo die Titelfigur sonst der klare Antagonist ist, der durch seinen Verrat den Helden gestürzt hat, da ist das hier anders. Wolfgang Hohlbein (Der Greif) hatte in seinem, 1986 veröffentlichten Roman Hagen von Tronje diesen in den Mittelpunkt gestellt und ebenso wie Siegfried umgedeutet, der jetzt ein eingebildeter Egozentriker ist. Und diese Neuinterpretation gilt dann eben auch für den Film, der sich an dem Buch orientiert.

Sprunghaft mit stimmungsvollen Settings

Während die beiden Hauptfiguren auf diese Weise durch die gesteigerte Ambivalenz tatsächlich nicht uninteressant sind, ist das beim Rest so eine Sache. Einige Figuren sind auf ihre Weise beeindruckend, darunter Alberich oder die kämpferische Walküre Brunhild (Rosalinde Mynster), denen einige atmosphärische Szenen vergönnt sind. Andere bleiben dafür ziemlich blass, darunter Kriemhilde und die beiden anderen Brüder, die einfach nur irgendwie da sind. Von der Mutter ganz zu schweigen. Wobei es möglich ist, dass die angekündigte Serie auf RTL+ mehr zu den Charakteren zu sagen hat. Wünschenswert wäre es. Auch ein anderer Kritikpunkt von Hagen – Im Tal der Nibelungen könnte dann hinfällig sein: Die Geschichte springt schon sehr willkürlich hin und her, die Entwicklung ist da nicht immer nachvollziehbar. Die zum Teil recht holprigen Dialoge wird die Serie aber wohl kaum retten können.

Dafür gibt es ordentliche Schauwerte. Zwar darf man eben nicht die Erwartung haben, dass das hier mit den deutlich teureren US-Produktionen mithalten kann. Das zeigt sich etwa in den Schlachten, die alle recht klein ausgefallen sind. Es gibt auch nicht allzu viele Schauplätze. Die sind dafür überwiegend schick anzusehen. Vor allem der Ausflug nach Island ist ein visueller Höhepunkt, allein diese Passage ist schon fast das Kinoticket wert. Hagen – Im Tal der Nibelungen ist sicherlich kein neuer Genre-Klassiker, der weltweit für Furore sorgen wird und den man sich wieder und wieder anschaut. Wer aber Lust hat auf ein solches Fantasyabenteuer, wird mit der deutschen Ausgabe nicht schlecht bedient.

Credits

OT: „Hagen – Im Tal der Nibelungen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert
Drehbuch: Cyrill Boss, Philipp Stennert, Doron Wisotzky
Vorlage: Wolfgang Hohlbein
Musik: Jacob Shea, Adam Lukas
Kamera: Philip Peschlow
Besetzung: Gijs Naber, Jannis Niewöhner, Dominic Marcus Singer, Lilja van der Zwaag, Rosalinde Mynster, Jördis Triebel, Jörg Hartmann, Bela Gabor Lenz, Alessandro Schuster, Johanna Kolberg, Maria Erwolter

Bilder

Trailer

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Hagen – Im Tal der Nibelungen
fazit
„Hagen – Im Tal der Nibelungen“ nimmt die bekannte deutsche Sage und deutet diese in mehrfacher Hinsicht um. Das Ergebnis ist gar nicht so schlecht, bietet ordentliche Schauwerte, einige stimmungsvolle Szenen und zwei ambivalente Hauptfiguren. Viele andere Charaktere bleiben dafür blass. Außerdem ist das natürlich alles kleiner geraten als bei den offensichtlichen Hollywood-Vorbildern.
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