Haltlos
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Haltlos

„Haltlos“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Martha (Lilith Stangenberg) ist schwanger. Ein Grund zur Freude ist das jedoch kaum, schließlich ist der Vater Sebastian (Samuel Schneider) verheiratet und macht keine Anstalten, seine Frau zu verlassen. Für Martha ist damit klar, dass sie keine Mutter sein kann, das schafft sie so einfach nicht. Also beschließt sie, nach der Geburt das Kind zur Adoption zu geben. Ihre Mutter (Jeanette Hain) hält davon nichts, macht ihr wegen der Entscheidung schwere Vorwürfe. Aber sie macht ihr auch Vorwürfe dafür, dass sie überhaupt schwanger geworden ist, so ganz ohne Partner und richtigen Beruf. Martha lässt sich davon nicht abbringen, sie hält die Entscheidung für richtig. Doch auch sie hat ihre Zweifel, was sie tun soll …

Auf ungewohntem Terrain

Auch wenn man Kida Khodr Ramadan eine Zeit lang gefühlt in jeder zweiten deutschen Produktion zu sehen bekam, reichte das dem vielbeschäftigten Schauspieler nicht. Und so führt er seit 2018 immer mal wieder Regie. Oft handelt es sich dann um Geschichten, die in einem kriminellen Milieu spielen. In In Berlin wächst kein Orangenbaum ging es beispielsweise um einen schwerkranken Gangster, der vor seinem Tod noch seiner bis dahin unbekannten Tochter näherkommen will. Zuletzt erzählte er in der Serie Testo von einem Banküberfall, der so richtig in die Hose geht. Entsprechend durfte man mit bestimmten Erwartungen an Haltlos gehen, einer weiteren Produktion, bei der er Regie geführt hat. Umso überraschender ist das Ergebnis, das in eine völlig andere Richtung geht.

Das betrifft die Besetzung: Normalerweise spielt Ramadan in seinen Werken selbst eine Rolle, des Öfteren sogar die Hauptrolle. Hier ist aber weder er noch einer der üblichen Verdächtigen zu sehen, die sich in seinem Umfeld meistens tummeln. Vor allem aber inhaltlich begibt er sich auf ungewohntes Terrain. So gibt es im gesamten Film keinen einzigen Verbrecher, sofern man nicht Ehebruch als kriminelle Tat ansieht. Stattdessen beleuchtet er das Thema Mutterschaft, wenn eine Frau hin und her gerissen ist, ob sie das Kind nun behalten oder weggeben soll. Das klingt so gar nicht nach dem, was Ramadan sonst so erzählt. Aus gutem Grund: Er hat diesmal mit dem Drehbuch nichts zu tun. Stattdessen hat die Autorin Antje Schall das Skript von Haltlos verfasst und ihm angeboten. Zunächst hatte er verständlicherweise Zweifel, bis er doch zusagte, motiviert auch dadurch, selbst fünf Töchter zu haben.

Lärm außerhalb der Komfortzone

Man muss es ihm auch anrechnen, dass er hiermit seine Komfortzone verlässt. Er sorgt auch dafür, dass es sich das Publikum nie wirklich gemütlich machen kann. So gibt es in dem Film Konflikt um Konflikt um Konflikt. Einige Streitereien lassen sich nachvollziehen, andere eher weniger. Vor allem Martha selbst ist aufgrund ihrer unbestimmten Art eine echte Herausforderung. Beispielsweise stellt sie zu Beginn Sebastian vor vollendete Tatsachen, lässt ihn nicht einmal mitreden, um ihm dann später doch Vorwürfe zu machen. Überhaupt zeigt sie sich von einer derart wankelmütigen Art, dass der Verdacht naheliegt, sie habe eine Borderline-Störung. Das wird dann nie so direkt angesprochen. Haltlos macht aber deutlich, dass sie von vielen nicht wirklich ernstgenommen wird, ständig redet ihr jemand in ihre Entscheidungen hinein.

Als Thema ist das durchaus spannend, wenn es um Rollenbilder geht, um zu erfüllende Erwartungen, Selbstbestimmung ist wichtig. Anstatt sich aber näher damit auseinanderzusetzen, gibt es hier ständig irgendwelche Exzesse, die eher nerven, als dass sie zum Nachdenken anregen würden. Wie sich Lilith Stangenberg Hals über Kopf in diese Figur stürzt, ohne Rücksicht auf Verluste, ist schon beeindruckend. Wie so oft kennt die Schauspielerin kein Halten. Das macht aus dem krakeelenden, irrlichternden Haltlos aber keinen interessanten Film. Natürlich ist es irgendwo spannend zu sehen, wie eine Frau damit kämpft, ob sie eine Mutter sein will oder nicht, und inmitten des konstanten Lärms um sie herum ihre eigene Stimme kaum hört. Noch spannender wäre es aber gewesen, an einem wirklichen Entscheidungsprozess teilzuhaben.

Credits

OT: „Haltlos“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Kida Khodr Ramadan
Drehbuch: Antje Schall
Musik: Brezel Göring
Kamera: Stéphane Kuthy
Besetzung: Lilith Stangenberg, Samuel Schneider, Jeanette Hain, Susana Abdul Majid, Zsá Zsá Inci Bürkle, Uwe Preuss

Bilder

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Haltlos
fazit
In „Haltlos“ schwankt eine werdende Mutter damit, ob sie das Kind behalten möchte oder nicht. Als Thema ist das spannend, spricht vieles an, worüber es sich nachzudenken lohnt. Der Film lässt aber keine wirkliche Auseinandersetzung zu, sondern beschränkt sich auf letztendlich nervtötenden Lärm.
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