Hier spricht Zodiac

An Verbrechen mangelt es in der Welt da draußen nicht – und damit auch nicht an Themen für Netflix. Aktuell gibt es auf dem Streamingdienst wieder reihenweise Filme und Serien, die den True-Crime-Bedarf des Publikums bedienen sollen. Da war etwa Sweet Bobby: Mein Catfishing-Albtraum über eine Frau, die jahrelang einem vermeintlichen Traummann hinterherschrieb. Das Schweigen brechen: Der Fall Maria Soledad erinnert an einen schockierenden Mordfall, der vertuscht werden sollte. Und auch An ihrer Stelle wurde von einem realen Fall inspiriert, wenn es um eine Frau geht, die aufblüht, als sie sich mit einer Autorin befasst, die einen Liebhaber getötet hat. Wer diese ganzen Geschichten schon durch hat, kann es nun mit Hier spricht Zodiac versuchen, einer dreiteiligen Dokumentarserie.

Bizarre Berühmtheit

Während die obigen Beiträge jedoch Geschichten erzählten, die vielen unbekannt sein dürften, kann man das hier kaum behaupten. Schon der Titel nimmt vorweg, dass wir es hier mal wieder mit dem Zodiac-Killer zu tun bekommen, der Ende der 1960er fünf Menschen umbrachte. Dass der Fall eine solche Bekanntheit erreichte, verdankt er nicht nur den bizarren Briefen, die der Täter schrieb, und die diversen Rätsel und verschlüsselten Texte, die damit einhergingen. Besonders ist zudem, dass die Morde bis heute nie aufgeklärt wurden. Bis heute dürfen die Menschen daher spekulieren ohne Ende, was und wer sich dahinter verbirgt. Das macht den Stoff für Filmemacher auch so dankbar. So war der Thriller Zodiac – Die Spur des Killers zwar 2007 kein Blockbuster, gilt aber als moderner Klassiker. Der Film wird auch in Hier spricht Zodiac mehrfach zitiert.

Auch hier geht es um die Frage, wer denn der Mörder sein könnte. Die Dokumentation liefert aber auch eine Antwort. Oder zumindest eine mögliche Antwort: Die Seawater Geschwister, die ausführlich zu Wort kommen, haben eine starke Vermutung, wie die Antwort lauten könnte. Zwar werden in den drei Folgen auch andere Leute befragt, die etwas zu dem berühmten Mordfall zu sagen haben. Hier spricht Zodiac fokussiert sich aber schon stark auf diese neue Theorie. Einen richtigen Beweis gibt es natürlich nicht. Gäbe es diesen, hätte das schon seine Runden gemacht. Mehr als Spekulationen sind hier nicht dran. Im Gegensatz zu so mancher Verschwörungstheorie, die es in diesem Segment zu hören gibt, werden hier aber zumindest auffällige Übereinstimmungen genannt. Das Motto: Könnte ja sein.

Solider Ausschnitt

Wem das reicht, schaltet ein. Allgemein ist Hier spricht Zodiac für ein Publikum interessant, das gern Theorien aufstellt und nach möglichen Lösungen sucht. Es werden hier gerade genug Anhaltspunkte geliefert, um wieder die Jagdlust der Zuschauer und Zuschauerinnen wachzukitzeln und damit einen Fall wiederzubeleben, der eigentlich schon oft durchgearbeitet wurde. Als alleinstehendes Werk ist das hier aber so eine Sache. Zwar werden genügend Kontexte gebildet, damit man auch ohne Vorkenntnisse mitkommt. Bei einem Fall, der über die Jahrzehnte hinweg aber so viele mögliche Erklärungen erhalten hat, ist das aber doch oberflächlich. Als umfassende Dokumentation zu dem Fall ist das zu dünn, da braucht es schon eine Weiterbildung außerhalb.

Wer gar nicht den Anspruch hat, kann hier aber reinschauen. So ist die True Crime Doku etwas abwechslungsreicher als viele andere. Zwar gibt es auch hier die übliche Mischung aus Interviews und Archivaufnahmen. Letztere sind aber etwas interessanter, weil vielfältiger. Die Serie ist auch nicht so voyeuristisch wie andere Beiträge aus diesem Segment. Wobei man bei einigen Aussagen der Geschwister schon ein wenig zittern darf, Hier spricht Zodiac ist da ganz spannend umgesetzt. Ob es die Serie unbedingt gebraucht hätte, darüber kann man sich streiten. Sie schlägt sich im Wettkampf um die Aufmerksamkeit aber recht wacker, für Fans ist das auf jeden Fall einen Blick wert.