Hold Your Breath

Olkahoma in den 1930ern: Gemeinsam mit ihrer Familie lebt Margaret Bellum (Sarah Paulson) zurückgezogen auf einer Farm. Da ihr Mann Henry unterwegs ist, um in der Stadt Geld zu verdienen, kümmert sie sich allein um die beiden Töchter Rose (Amiah Miller) und Ollie (Alona Jane Robbins). Das Leben ist hart, geprägt von dem vielen Staub und den Stürmen, die sie konstant bedrohen. Außerdem hat sie immer noch mit dem Verlust der jüngsten Tochter zu kämpfen, der ihr mental zusetzt. Da kann sie auf die Geschichten, die man sich von einem grauen Mann erzählt, der in die Häuser der Menschen kommt, gern verzichten. Umso größer ist der Schock, als sie in ihrer Scheune Wallace Grady (Ebon Moss-Bachrach) findet, der von sich behauptet, ein Freund von Henry und zudem ein Wunderheiler zu sein. Dabei könnte sie ein Wunder gut gebrauchen, wissen sie doch nicht mehr, wie sie sich ernähren sollen …

Horror im staubigen Nichts

Ist der Oktober da, bedeutet das bei den Streamingdiensten, dass die düsteren Stoffe ausgepackt werden. Horrorthriller und Thriller haben dann Hochkonjunktur, um rechtzeitig zu Halloween dem Publikum passende Kost anbieten zu können. Bei Disney+ ist man da traditionell ein wenig zurückhaltender, weil Horror nun einmal schlecht zum Konzernimage passt. Ganz verzichten müssen Abonnenten und Abonnentinnen aber nicht. So gab es vergangenes Jahr mit der sehenswerten Serie Gänsehaut nach den populären Büchern von R. L. Stine und der Horrorkomödie Appendage immerhin zwei neue Titel, was bei den knausrigen Mäusen schon viel ist. Auch dieses Jahr möchte man ein wenig mitmischen und schickt mit Hold Your Breath einen Film ins Rennen, der einen das Fürchten lehren soll.

Mit Sarah Paulson (American Horror Story, Ratched) hat man sogar eine prominente Hauptdarstellerin gefunden, die durchaus genreerfahren ist. Wobei der eigentliche Star des Horrorwerks das Setting ist. Grundsätzlich ist es natürlich nicht sehr originell, wenn ein Genrebeitrag in einem abgelegenen Haus spielt. Doch anstatt dieses von einem dichten Wald zu umgeben, entschied man sich hier für ein trockenes, staubiges Nichts. Wohin man auch blickt, man sieht nichts. Zwischendurch tauchen zwar auch andere Figuren, darunter Margarets Schwester Esther (Annaleigh Ashford). Da Hold Your Breath aber nie zeigt, wie weit diese anderen Häuser sind und man kein Gefühl für die Distanz entwickelt, entsteht hier die Atmosphäre von Isolation. Die Familie ist völlig auf sich allein gestellt, sitzt dazu noch auf einer Art Präsentierteller für alle Gefahren, die da draußen lauern.

Atmosphärisch, aber wenig spannend

Der Film spielt dabei mit der Ungewissheit, ob es diese Gefahren wirklich gibt. Das ist dem aktuell im Kino laufenden Never Let Go – Lass niemals los, einem aktuellen Vertreter des Waldhütten-Horrors, ziemlich ähnlich. In beiden Fällen folgen wir einer Mutter, die allein mit ihren beiden Kindern lebt und überall Gefahren vermutet. Beide Frauen sind auch psychisch angeknackst, weshalb man sich nicht sicher sein kann, ob sie sich etwas einbilden oder tatsächlich eine Bedrohung vorliegt. Während der obige Titel dies mit einem stark gespielten Familiendrama verbindet, fehlt bei Hold Your Breath etwas Vergleichbares. Die Konflikte innerhalb der Familie sind kaum ausgearbeitet. Auch der zeitliche Kontext – die 1930er waren in der Gegend in den USA von verheerenden Dürren und Staubstürmen geprägt – wird wenig genutzt.

Das ist schade, weil das Langfilmdebüt von Karrie Crouse und Will Joines zwischendurch sehr atmosphärisch ist, man gespannt ist, wie es weitergeht. Es passiert dann nur nicht so wahnsinnig viel, das wirklich interessant ist. Auch das Ende ist nicht sehr spannend geworden. Hold Your Breath, das auf dem Toronto International Film Festival 2024 Weltpremiere hatte, ist daher nicht wirklich dafür geeignet, zu Halloween für Nervenkitzel zu sorgen. Tatsächlich schlecht ist der US-Horrorstreifen nicht, man kann sich schon irgendwie anderthalb Stunden damit füllen. Man kann es aber auch ebenso bleiben lassen, richtig viel verpasst man leider nicht.