Hypnose
© Jonathan Bjerstedt / Per Larsson

Hypnose

Hypnose
„Hypnose“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

André (Herbert Nordrum) und Vera (Asta Kamma August) sind in einer Beziehung und haben gemeinsam die App „Epione“ entwickelt, die dabei helfen soll, die Gesundheit von Frauen zu überwachen. Beide arbeiten daran, sie einem Investor vorzustellen. Bei der Entwicklerkonferenz „Shake Up“, wollen sie an dem Pitch arbeiten und die App einem interessierten Publikum zeigen. Vor ihrer Abreise hat Vera einen Termin bei einer Hypnotherapeutin, um sich endlich das Rauchen abzugewöhnen. Doch während der ersten Sitzung bemerkt sie, dass ihr eigentliches Problem nicht die Nikotinsucht ist, sondern ihre Angst nicht dazuzugehören. Schon kurz nach diesem Termin bemerkt André, dass mit seiner Freundin etwas nicht stimmt, sieht die Veränderung aber zunächst noch als positiven Nebeneffekt der Therapie. Als Vera Verhalten immer seltsamer und unberechenbarer wird, sieht er jedoch ihre Zukunft gefährdet und beginnt, sich von ihr zu distanzieren, was nicht ohne Konsequenzen bleibt.

Auf den Hund gekommen

Hypnose ist das Regiedebüt des Schweden Ernst De Geer und hatte seine Weltpremiere auf dem Internationalen Filmfestival Karlovy Vary im Juli 2023. Die Idee zu der Geschichte und den Figuren kam De Geer bei der Lektüre eines Donald-Duck-Comics, in dem ein Hypnotiseur eine wichtige Rolle spielte. Die Frage, was er machen würde, wenn sich einer seiner Freunde auf einmal anders verhalten würde oder sich sogar von ihm entfremden würde, bildet dabei die Basis für Hypnose. Das Drama behandelt dabei die Beziehung eines Paares, geht aber zugleich dazu über die Frage nach der Relevanz von Werten wie Authentizität in unserer Gesellschaft zu stellen und inwiefern diese abgelöst wurde durch eine glaubhafte Darbietung.

Im Comic, der die Inspiration zu Hypnose bildet, geht es darum, dass ein Hund hypnotisiert wird und sich von nun an nicht mehr seiner Natur gemäß verhalten soll. Ernst De Geer geht einen anderen Weg, denn die Imitation eines Hundes, die wir insgesamt zweimal im Film sehen, steht sinnbildlich für die Loslösung von einer Rolle, die wir gewohnt sind zu spielen. Der Film handelt aber auch von der Gesellschaft und wie sie mit diesem Affront umgeht. Interessant und sehr komisch ist es, zu sehen, wie lange die angeblich so tolerante und offene Gemeinschaft der Kongressteilnehmer es hinnehmen, dass jemand nur so tut, als wäre ein Hund unter ihnen.

Verhalten, das nicht der Norm entspricht, wird als positiv, als authentisch angesehen, weil es dem Verkaufen eines Produktes nur förderlich ist. Das Aufgesetzte wird hingegen schnell erkannt, enttarnt mit mit verhaltener Komik der Lächerlichkeit preisgegeben, was eine Kluft zwischen den beiden Hauptfiguren und ihrer Welt schafft. In De Geers Geschichte geht es um Echtheit, oder zumindest sprechen viele der Figuren immer wieder von ihr. Doch eigentlich weiß keiner mehr so genau, was dies beinhaltet. Wir sehen Darbietungen, die dazu dienen, etwas zu verkaufen, sei es ein Produkt oder ein Image, aber sobald man es übertreibt, erfährt man Ablehnung und Ausgrenzung.

Die Angst vor dem Anderen

Vera und André sind zwei Figuren, die zu dieser Welt der Darbietung gehören wollen. Beide haben Erfahrung darin gemacht, was es heißt, zu funktionieren, zu überspielen und die Illusion des Authentischen aufrechtzuerhalten. Herbert Nordrum und Asta Kamma August betonen in ihren schauspielerischen Leistungen die Tragik zweier Menschen, die diesen Mangel an wahrer Echtheit ins Private übertragen haben. Eine von ihnen ist dabei, an diesem Mangel zu zerbrechen und sucht den Ausweg in der Offensive, in diesem Fall einer übertriebenen Form der Darbietung, die ins Clowneske geht. Im Gegenüber beobachten wir eine Abfolge von Schutzmechanismen, die von Distanzierung und Selbstlüge reicht, was ironischerweise noch viel weniger authentisch wirkt und in manchen Momenten sogar peinlich. De Geer balanciert geschickt zwischen dem Beziehungsdrama und der Gesellschaftssatire, wobei sich beide Aspekte interessant ergänzen, was Hypnose zu einem intelligenten Drama macht, das genau beobachtet und den Finger legt auf den Mangel wahrer Echtheit in der Welt.

Credits

OT: „Hypnosen“
Land: Schweden, Norwegen
Jahr: 2023
Regie: Ernst De Geer
Drehbuch: Ernst De Geer, Mads Stegger
Musik: Peder Kjellsby
Kamera: Jonathan Bjerstedt
Besetzung: Herbert Nordrum, Asta Kamma August, Julien Combes, Karin de Frumerie

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Hypnose
fazit
„Hypnose“ ist eine Mischung aus Satire und Beziehungsdrama über den Mangel an Authentizität und wie dies unsere Verbindung zu unseren Mitmenschen aushöhlt. Ernst De Geer wechselt zwischen komischen und berührenden Momenten, sodass ihm mit "Hypnose" ein beeindruckendes Regiedebüt gelingt.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10