Love & Revolution

Im Sevilla der 1970er Jahre lebt Miguel (Omar Banana) zusammen mit seiner Mutter Remedios „Reme“ (Ana Wagener). Nach dem Suizid seines Vaters sind die beiden auf sich allein gestellt und müssen das Getuschel der Leute über sich ergehen lassen. Als Miguel auf einer Hochzeit von mehreren jungen Männern ausgelacht und beschimpft wird, macht seine Mutter sich Sorgen um ihren Sohn, der ihr kurz vor seinem Jura Examen offenbart, dass er viel lieber als Sänger auf der Bühne stehen will. Aber das ist nur ein Teil von Miguel, den sie noch nicht kennt. Denn Miguel ist homosexuell. Und das in einer Zeit, in der Homosexualität in Spanien noch strafbar ist. Aber Miguel findet Anschluss bei einer bunten Gruppe voller Chaoten, die ihn nehmen, wie er ist, und den Mut haben, sich für ihre Rechte stark zu machen. Es beginnt ein Aufstand, der in die Geschichte eingehen wird …

Eine bunte Komödie

Love & Revolution ist ein fröhlicher Film, der sich mit einem wichtigen Thema auseinandersetzt. Ein Film, in dem die queere Community versucht, sich einen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Und das zu einer Zeit, in der Homosexualität in Spanien noch eine Straftat war. Alles startet erstmal sehr positiv. Wir lernen Miguel und seine Mutter Reme kennen, die sich eine Wohnung in Sevilla teilen. Man bekommt direkt die volle Ladung Spanien-Vibes vom Setting und entwickelt schnell einen Bezug zu den Charakteren. Vor allem Miguel schließt man als Hauptcharakter sofort ins Herz. Aber auch seine Mutter, die ihren Sohn nicht immer richtig versteht, kann mit ihren witzigen Sprüchen und ihrer liebevollen Art die Zuschauerherzen schnell für sich gewinnen. Die Besetzung ist hier auf jeden Fall richtig gut ausgewählt.

Was ebenfalls positiv auffällt, ist die schöne helle Kameraeinstellung, die direkt für gute Laune sorgt. Neben viel Witz, Charme und Humor gibt es zudem tolle Musik, die insbesondere spanische Zuschauer nostalgisch stimmen wird. Denn hier werden Songs eingebaut, die als Klassiker in Spanien sehr bekannt sind, unter anderem Lieder der spanischen „Copla“.

Aus Spaß wird Ernst

Die anfängliche Komödie wird dann aber schnell ernst, wenn es zu einer Verhaftung kommt, weil Miguel in der Öffentlichkeit ein Frauenkostüm trägt. Hier wird der Film von der bunten Komödie zu einer Dramedy. Denn trotz der schon ernsten Handlungsstränge behält der Film seinen Humor bei. Auch die Nebencharaktere haben nämlich jede Menge Spaß und Herz zu bieten und sind auf jeden Fall liebenswert.

Schade ist nur, dass man Miguel nach seiner Verhaftung überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommt, bis sein Gerichtsprozess ansteht. Als Hauptcharakter, den man als Zuschauer schnell liebgewonnen hat, ist das natürlich eine nicht so tolle Entwicklung, auch wenn Reme und die Nebencharaktere viel mitbringen, um die Handlung auch ohne Miguel weiterzutragen. Ebenfalls ist es schade, dass es keine wirkliche Liebesgeschichte gibt. Für einen Film, dessen Originaltitel genau das aussagt, fehlt es hier im Kern der Handlung an einer richtigen Lovestory. Liebesbeziehungen werden hier eher oberflächlich und nebenbei in die Geschichte eingebaut. Was dem Film aber jetzt auch keine großen Minuspunkte bringt.

Ein Kampf für sexuelle Freiheit

Kern der Geschichte ist nämlich ohnehin der Kampf um sexuelle Freiheit. Und diesen Kampf, der im Film gezeigt wird, hat es am 25. Juni 1978 in Barcelona tatsächlich gegeben. Die homosexuelle Bewegung kämpft für ihre Rechte. Frauen kämpfen gegen Gewalt, LGBTQ-Gruppen protestieren gegen den sogenannten Social Danger Act. Ein Aufstand, der zeigt, dass Dinge sich zwar ändern, aber sich noch nicht völlig geändert haben. Zum Gedenken an den ersten Marsch für sexuelle Freiheit in Barcelona werden anschließend Bilder aus der Zeit eingeblendet, was auch sehr bewegend ist.

Love & Revolution ist ein unterhaltsamer, witziger und schöner Film, der sich auf jeden Fall lohnt. Auch wenn ein paar wenige Kleinigkeiten anders verlaufen als vielleicht erwartet, hat dieser Film auf jeden Fall das Zeug dazu, als echter Kinohit bezeichnet zu werden.