Marianengraben
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Marianengraben
„Marianengraben“ // Deutschland-Start: 7. November 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Auch wenn seither einige Zeit vergangen ist, Paula (Luna Wedler) kommt einfach nicht über den Tod ihres jüngeren Bruders Tim (William Vonnemann) hinweg – umso mehr, da sie sich dafür verantwortlich fühlt. Als sie eines Nachts wieder an seinem Grab steht, macht sie die Bekanntschaft von Helmut (Edgar Selge), der sie dazu nötigt, ihm einen Gefallen zu tun. Sie soll die Urne mit der Asche seiner verstorbenen Frau ausgraben. Denn die will er mit nach Italien nehmen, um sie bei ihrem Haus zu vergaben, wo sie seiner Meinung nach hingehört. Überrumpelt lässt sich Paula darauf ein, auch wenn dies beinahe in einer Katastrophe endet. Dafür will sie ihrerseits einen Gefallen einfordern: Er soll sie mitnehmen. Darauf hat er wiederum keine Lust, muss jedoch feststellen, dass sie einen ebenso großen Dickkopf hat wie er …

Trauerarbeit to go

Von Haus aus ist Jasmin Schreiber eigentlich Biologin, legte dabei einen Schwerpunkt auf die Zoologie. Als Bloggerin wählte sie hingegen ein Thema, das man eher nicht mit diesem Studium in Verbindung bringen würde. So war sie als Trauer- und Sterbebegleiterin tätig und sprach in ihren Texten von ihren Erfahrungen. Insofern verwundert es auch nicht wirklich, dass dieses Thema in ihrem Debütroman Marianengraben ebenfalls eine große Rolle spielt. Nicht nur, dass die beiden Figuren sich auf einem Friedhof das erste Mal begegnen. Die zwei eint zudem, dass sie jeweils einen geliebten Menschen verloren haben. Ein wenig schimmert dabei auch ihr Studium durch: Ihre Protagonistin ist selbst Zoologin, sprach mit dem verstorbenen Bruder über Tiere. Die Kombination wirkt auf den ersten Blick kurios, kam aber beim Publikum gut an. Das Buch wurde zu einem Bestseller.

Ob die gleichnamige Verfilmung von Regisseurin und Drehbuchautorin Eileen Byrne diesen Erfolg wiederholen kann, bleibt natürlich abzuwarten. Zu bieten hat diese aber einiges. Schon der Einstieg macht Lust auf mehr, wenn es bei Marianengraben gleichermaßen morbide wie kurios losgeht. Und temporeich sowieso, schließlich sind die nächtlichen Aktivitäten auf dem Friedhof nicht unbedingt erlaubt. Da heißt es schnell sein, die Ereignisse überschlagen sich ein wenig. Auch später reist das Chaos immer mit, wenn unterwegs mal wieder etwas schiefgeht, sie skurrile Erfahrungen machen. Außerdem knallt es ganz ordentlich, wenn zwei Menschen aufeinanderprallen, die erst einmal gar nichts miteinander anfangen können und das auch nicht verheimlichen. Da gibt es so manch amüsanten Wortwechsel.

Spaßig und bewegend

Natürlich wird es dabei jedoch nicht bleiben. Roadmovies sind meistens dafür da, dass sich zwei Menschen näherkommen. Das ist hier nicht anders, der Film hält sich da brav an die Erwartungen. Allgemein ist Marianengraben sicher kein sehr originelles Werk. Wer einigermaßen filmaffin ist, wird hier einen Großteil vorhersagen können. Selbst spätere Wendepunkte und dramatische Zuspitzungen folgen den bekannten Formeln. Das ist schade, weil der Trip der beiden ungleichen Charaktere dadurch manchmal ein bisschen fad und erzwungen ist. Da hat der originelle Einstieg doch etwas mehr versprochen. Eine Parallele der beiden ist dafür übertrieben, ein bisschen zu „zufällig“.

Dennoch, das Endergebnis ist durchaus gelungen. So macht die Reise zwischendurch immer wieder Spaß, wenn sich Luna Wedler (Was man von hier aus sehen kann) und Edgar Selge (Aus meiner Haut) wieder irgendwelche Sachen an den Kopf werfen. Bewegende Szenen gibt es natürlich auch, gerade die Trauerarbeit von Paula, verbunden mit den gemeinsamen Szenen mit dem Bruder, geht einem schon zu Herzen. Abgerundet wird der Trip durch die idyllischen Settings, an denen das ungleiche Duo vorbeikommt. Da ist also viel zu mögen. Vieles, was das Langfilmdebüt von Byrne sehenswert macht. Wer diese Art Filme mag und sich nicht an den besagten formelhaften Elementen stört, findet mit Marianengraben ein schönes und toll besetztes Roadmovie, bei dem Lachen und Weinen oft eng beieinander liegen.

Credits

OT: „Marianengraben“
Land: Luxemburg, Italien, Österreich
Jahr: 2023
Regie: Eileen Byrne
Drehbuch: Eileen Byrne
Vorlage: Jasmin Schreiber
Musik: Claire Parsons
Kamera: Petra Korner
Besetzung: Luna Wedler, Edgar Selge, William Vonnemann

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Marianengraben
fazit
In „Marianengraben“ tun sich ein schwerkranker Mann und eine trauernde junge Frau nicht ganz geplant für eine gemeinsame Fahrt nach Italien zusammen. Die Bestseller-Adaption gefällt durch das tolle Ensemble und die schönen Settings, ist mal unterhaltsam, dann wieder bewegend. Allerdings neigt das Roadmovie in mehrfacher Hinsicht zum Formelhaften, auch eine „zufällig“ Parallele überzeugt nicht.
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