
Als Marie Reiter (Christine Eixenberger) und die Feuerwehr am Unfallort ankommen, können sie nichts mehr ausrichten. Paul Nowak (Eisi Gulp), der mit seinem Fahrrad von der Straße abgekommen und verunglückt ist, erliegt seinen Verletzungen. Marie hat die schwere Aufgabe, die Tochter Anna (Anica Happich) zu informieren, die sie noch von früher kennt. Für Maries Kollegen Florian Weber (Xiduo Zhao) ist das ein Schock. Schließlich war der Tote vorher noch bei ihm auf der Bank gewesen, um seinen Kredit aufzustocken und so den eigenen Laden zu retten, sein Lebenswerk, das kurz vor der Insolvenz steht. Doch Florian hatte ihm eine Abfuhr erteilen müssen. Auf dem Rückweg von der Bank ereignete sich der Unfall, von dem nun nicht mehr klar ist, ob es ein Unfall war. Dass sich Marie nun um Anna kümmern muss, kommt zu einer unpassenden Zeit, hat sie doch privat seit ihrer Trennung genug um die Ohren …
Ein Unfall, viele Themen
Und weiter geht es mit Marie fängt Feuer. Insgesamt vier neue Filme zur ZDF-Reihe, die vor zwei Jahren von ihrem Herzkino Sonntagplatz auf den Donnerstag verlegt wurde, sind für diesen Herbst geplant. Den Anfang machte vergangene Woche Aufbruch ins Ungewisse. Dort begann die Geschichte mit dem Unfall eines Transporters, was im Anschluss zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Migration führte. Schließlich waren zwei Flüchtlingskinder versteckt in dem Wagen unterwegs. Mit Neuanfänge folgt nun der zweite Teil der aktuellen Staffel. Auch hier steht am Anfang ein Unfall, wenn ein Fahrrad von der Straße abkommt und der Fahrer tödlich verunglückt. Anstatt sich aber eines großen gesellschaftlichen Themas anzunehmen, bleibt das Drama überwiegend im Privaten.
Ganz verzichtet Drehbuchautor Carl Gerber (Unbequeme Wahrheiten) dabei nicht auf universellere Themen. So wird an einer Stelle von Anna kritisiert, dass der Laden ihres Vaters keine Chance hatte, weil die Leute nicht mehr in solche klassischen Tante-Emma-Geschäfte gehen. Daraus entsteht aber keine wirkliche Diskussion. Der Abschnitt, der sich um Maries Versuche drehen, eine neue Wohnung zu finden, ist sicher ein Kommentar auf die angespannte Wohnungslage, wenn sich die Menschen in ein Tiny House zwängen. Aber auch daraus wird nichts gemacht. Marie fängt Feuer: Neuanfänge hat nicht einmal wirklich etwas zu psychischen Krankheiten zu sagen, obwohl eine sich auffällig verhaltende Anna zwischendurch eine Störung diagnostiziert wird. Anstatt darauf zu bestehen, dass sie behandelt wird, wird dann eher versucht, sie privat aufzufangen. Das ist nett gemeint, aber etwas schwierig.
Bewegende Schicksale
Trotz dieser diversen Punkte, die man bemängeln könnte, ist das hier aber eine der besseren Folge der langjährigen Reihe. Da sind einige bewegende Momente dabei, wenn Anna sich mit ihrem Verlust auseinandersetzen muss. Gleiches gilt für ihren Kampf, wenn sie um jeden Preis das Lebensprojekt ihres Vaters zu retten versucht, während die Umstehen längst wissen, dass das keine Zukunft hat. Marie fängt Feuer: Neuanfänge spricht dabei aber auch die anderen Menschen und ihre Versuche an, der Frau irgendwie zu helfen. Neben der immer hilfsbereiten Titelfigur rückt dabei dieses Mal besonders Flori in den Vordergrund, der von Schuldgefühlen geplagt wird. Schön ist dabei, wie der Film ihn nicht dafür verurteilt, dem verzweifelten Besitzer den Kredit vorenthalten zu haben. Er konnte gar nichts tun, was die Situation umso tragischer macht.
Lobenswert ist zudem, dass Marie nicht zu einer strahlenden Heldin gemacht wird. Sie hat mit der Situation zu kämpfen, ist streckenweise völlig überfordert, zwingt beispielsweise ihren Eltern eine Bürde auf, um später zugeben zu müssen, dass das nicht in Ordnung war. Bei Marie fängt Feuer: Neuanfänge dürfen die Menschen noch Menschen sein, dürfen Sachen falsch machen, selbst wenn sie noch so sehr bemüht sind, etwas richtig zu machen. Mit etwas mehr Sorgfalt hätte daraus ein guter Fernsehfilm werden können. So bleibt aber immer noch eines der gelungeneren Beispiele der letzten Zeit.
(Anzeige)