Nächste Ausfahrt Glück: Übers Ziel hinaus

Für Juri Hoffmann (Dirk Borchardt) ist es höchste Zeit, endlich mal konkret zu werden. Und so drängt er darauf, dass seine Jugendliebe Katharina Wegener (Valerie Niehaus) mit ihm nach Kanada geht, wie es schon länger im Gespräch ist. Denn er will weg, will alles hinter sich lassen, die Vergangenheit vergessen. Katharina will einerseits schon, fühlt sich aber ihrem Leben in Eisenach nach wie vor verbunden. Einfach so ihren Mann Georg (Max Hopp) zurücklassen? Sohn Paul (Sebastian Schneider)? Als dann auch noch ihre beste Freundin Sybille Stadler (Susanna Simon), mit der es ebenfalls gerade kriselt, entdeckt, dass sie Krebs hat, wird die Situation endgültig zu einem einzigen Chaos. Sie alle stolpern von einer emotionalen Krisensituation in die nächste …

Verfolgt von der Vergangenheit

Nachdem die Herbstsaison vom ZDF Herzkino mit der Tragikomödie So weit kommt’s noch eröffnet wurde, bei dem eine Mutter in den mittleren Jahren die Samariterin in sich entdeckt, waren erst einmal die Urgesteine angesagt. Mit Nächste Ausfahrt Glück wird nun die nächste Reihe fortgesetzt, auch wenn diese im Vergleich zu Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström noch recht neu ist. 2021 ist das Drama um eine kriselnde Freundesclique, die immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, an den Start gegangen. Seither gab es jedes Jahr zwei neue Folgen. Dieses Mal hieß es jedoch ungewöhnlich lange warten. So sind diesmal ganze zwanzig Monate vergangen, bevor Fans erfahren dürfen, wie es weitergeht. Dafür gibt es erneut zwei Filme im wöchentlichen Abstand. Los geht es mit Übers Ziel hinaus, die Woche drauf steht Endlich ich auf dem Programm.

Die lange Wartezeit ist insofern schwierig, da die Reihe anders als die meisten aus der Sonntagabendschiene eine fortlaufende Geschichte erzählt. Im Mittelpunkt steht dabei Juri, der aus Kanada in seine Heimat zurückgekehrt ist und damit für richtig viel Unruhe sorgt. Seither darf das Publikum mitfiebern, ob die alte Jugendliebe zwischen ihm und Katharina noch einmal eine neue Chance bekommt. Schließlich ist Katharina verheiratet, Juri fing zunächst etwas mit ihrer besten Freundin Sybille an. Das sind Punkte, die man schon wissen muss, um hier folgen zu können. Nächste Ausfahrt Glück: Übers Ziel hinaus gibt zwar am Anfang eine kurze Zusammenfassung, manches ergibt sich auch aus dem Kontext. Dennoch, es ergibt nicht sonderlich viel Sinn, hier mittendrin einsteigen zu wollen. Dafür nimmt die Reihe zu oft Bezug auf die Vergangenheit, sei es die unmittelbare oder die lang zurückliegende, wenn in Flashbacks aus der Jugend erzählt wird.

Stillstand mit nervigen Figuren

Das Problem ist dabei aber weniger, dass die Vergangenheit eine so große Rolle spielt. Schlimmer ist, dass die Reihe sich so schwer damit tut, mal einen weiteren Schritt zu machen und eine Geschichte zu erzählen. Seit mehreren Folgen gibt es nun schon dieses hin und her, weil endgültige Entscheidungen schwierig sind. Das kommt in der Realität natürlich auch vor. Die Frage ist aber, warum das Publikum diesem Stillstand zuschauen sollte. Zumal dieser weder interessant ist noch wirklich alltäglich. Gerade dieses amouröse Bäumchen-wechsle-dich-Spiel überzeugt weniger. Es ist nicht einmal so, dass die Figuren wirklich als Einschaltgrund funktionieren würden. Vielmehr sind sie in Nächste Ausfahrt Glück: Übers Ziel hinaus besonders nervig ausgefallen, wenn sie alle ihre hässlichen Seiten zur Schau stellen.

Wohl als Kontrast zu dem Dauerdrama gibt es einen humorvoll gemeinten Nebenstrang. Dieser dreht sich um Juris Vater Dr. Willi Hoffmann (Ernst Stötzner), der bei einem Seniorennachmittag der Gräfin Theodora Stuschke (Judy Winter) näherkommt und Gefallen an ihr findet. Diese leichten Momente passen nicht wirklich zum Rest, sind aber auch für sich genommen wenig unterhaltsam. Wem die bisherigen Filme gefallen haben, wird vermutlich auch mit dem siebten Teil etwas anfangen können. Der Rest darf Nächste Ausfahrt Glück: Übers Ziel hinaus getrost ignorieren, da die deutsche Fernsehproduktion letztendlich nur ein weiterer mäßiger Beitrag ist. Die Zeit, die dieser für sich einfordert, lässt sich anderweitig lohnender verwenden.