Ordinary Angels
© Sony Pictures

Ordinary Angels

Ordinary Angels
„Ordinary Angels“ // Deutschland-Start: 2024 (Video on Demand) // 20. Oktober 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Kentucky, 1994: Ed (Alan Ritchson) hat derzeit eine Menge zu kämpfen. Als wäre es nicht schon tragisch genug, dass seine Frau ihrer Krankheit erlegen ist, ist auch seine Tochter Michelle (Emily Mitchell) schwerkrank. Wie viel Zeit der Fünfjährigen bleibt, ist unklar. Sie bräuchte dringend eine neue Leber, um eine Chance zu haben. Während die beiden noch darauf warten, dass das dringend benötigte Spenderorgan gefunden wird, wird Sharon (Hilary Swank) auf diese Geschichte aufmerksam. Zwar hat die Friseurin genug eigene Probleme in ihrem Leben. Dennoch setzt sie sich in den Kopf, der fremden Familie zu helfen. Ed ist davon zunächst wenig begeistert, ist er es doch gewohnt, alles selbst zu erledigen. Doch auch er muss erkennen, dass es so nicht weitergeht, zumal seine Schulden ins Unermessliche steigen …

Plumpe Manipulation

Hierzulande spielen sie keine wirkliche Rolle. In den USA kann man mit ihnen aber richtig Kasse machen: Filme, in denen es um Glauben geht und wie dieser den Menschen helfen kann. Regelmäßig schaffen es dort solche Titel in die Top 10, wo sie zwar vielleicht keinen Blockbuster-Status erlangen, aber doch ein dankbares Publikum finden. Jon Gunn ist einer, der mit solchen Werken sein Geld verdient. Teilweise tut er dies als Drehbuchautor, etwa bei I Still Believe oder American Underdog. Bei dem auf einer wahren Geschichte basierenden Film Ordinary Angels sind die Aufgaben dann umgekehrt. Hier führte er wieder Regie, hatte aber nichts mit dem Drehbuch zu tun. Dabei bewegt er sich nach wie vor in seiner Komfortzone, hat mit dem Drama ein Werk vorgelegt, welches bei der Zielgruppe auf große Zustimmung treffen dürfte. Und nicht nur bei dieser, da das Thema ein anderes ist.

Tatsächlich spielt Religion in dem Film nur eine untergeordnete Rolle. Angesprochen wird sie immer mal wieder, etwa im Zusammenhang mit Ed, der aufgrund der wiederholten Schicksalsschläge seinen Glauben verloren hat. Es wird auch anderweitig immer mal wieder die Werbetrommel gerührt, wie viel besser das Leben doch ist mit Gott an seiner Seite. Im Vergleich zu anderen Werken ist das aber relativ zurückhaltend. Ansonsten ist Zurückhaltung so ziemlich das letzte Wort, das man bei Ordinary Angels anwenden würde. Gnadenlos wird hier das Leid der Familie ausgenutzt, um das Publikum zu Tränen zu rühren. Und für den Fall, dass jemand bei dem Gedanken an ein sterbendes Kind noch nicht bewegt wird, gibt es noch die Musik, die mal wieder sehr aufdringlich ausgefallen ist. Plumper hätte man es beim Herzkino auch nicht mitbekommen.

Der rührende Glaube an ein Wunder

Das ist schade, wenn nicht sogar ärgerlich, da die Geschichte das gar nicht gebraucht hätte. So streift der Film eine Reihe wichtiger Themen, darunter beispielsweise das völlig irrsinnige Gesundheitssystem in den USA, bei dem eine Behandlung den persönlichen Ruin bedeuten könnte. Das wird aber nicht vertieft, vermutlich weil eine Kritik daran in konservativen Kreisen, in denen diese Filme stärker gefragt sind, auf Ablehnung stoßen könnte. Stattdessen gibt es in Ordinary Angels noch mehr persönliches Drama, wenn Sharon mit einer Alkoholsucht zu kämpfen hat, die sie selbst nicht als solche wahrnimmt. Eine Nebenhandlung betrifft zudem ihr schwieriges Verhältnis zu dem eigenen Sohn, was als Erklärung für ihren fast wahnhaften Einsatz für die fremde Familie dient. Das wird auch überraschend kritisch gesehen, da geht es mehr um Kompensation, weniger um Altruismus.

Sharon ist dann auch die einzige einigermaßen interessant Figur in dem Film, was natürlich zu einem größeren Teil Hilary Swank zu verdanken ist. Sie spielt ihre Rolle so überzeugend, dass der Kitsch zwischendurch immer wieder in Vergessenheit gerät. Allgemein hat das Ensemble seinen Anteil daran, dass das Drama funktioniert und die gewünschten Emotionen hervorruft. Wenn Ordinary Angels zum Schluss noch einmal eins draufsetzt und mit aller Gewalt den Zusammenhalt der Menschen beschwört, braucht es schon eine starke Defensive, um sich davon nicht mitreißen zu lassen. Wer für solche Geschichten empfänglich ist und sich nicht daran stört, wie alles durch ein Wunder gut wird, darf hier viele Tränen der Rührung vergießen. Der Rest darf zumindest daran glauben, dass in der Not alle zusammenrücken können – selbst wenn es in der realen Welt eher nicht danach aussieht.

Credits

OT: „Ordinary Angels“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Jon Gunn
Drehbuch: Meg Tilly, Kelly Fremon Craig
Musik: Pancho Burgos-Goizueta
Kamera: Maya Bankovic
Besetzung: Hilary Swank, Alan Ritchson, Emily Mitchell, Nancy Travis, Tamala Jones, Skywalker Hughes

Bilder

Trailer

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Ordinary Angels
fazit
„Ordinary Angels“ erzählt nach einer wahren Geschichte von einem schwerkranken Mädchen, das durch den Einsatz einer Fremden gerettet wird. Das Ergebnis ist gnadenlos manipulativ, arbeitet überwiegend mit uninteressanten Figuren und versucht auch noch ungelenk, das Thema Glauben reinzupressen. Das starke Ensemble sorgt aber dafür, dass das Drama dennoch funktioniert und vor allem zum Ende hin Emotionen provoziert.
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