Thirza Zorniger (Amelie Kiefer) ist überglücklich: Sie hat eine Stelle als Richterin am Münchner Oberlandesgericht bekommen. Dort ist viel zu tun, die Fälle stapeln sich. Einer davon hat es ihr ganz besonders angetan. Eine Frau hat sich bei einem Bootsausflug schwer verletzt und dabei ein Bein verloren, weshalb sie weder ihren Traum von der Schauspielerei noch ihre bisherige Arbeit als Kellnerin fortsetzen kann. Eigentlich ist der Fall klar, es geht nur noch um die Höhe des Schadensersatzes. Doch Zorniger hat Zweifel, beginnt gegen den Willen des Kammervorsitzenden Kaspar Epha (Helmfried von Lüttichau) mit eigenen Ermittlungen, unterstützt von dem Journalisten Kaya Yüksel (Karim Günes). Und auch privat hat sie einiges um die Ohren. Nicht nur, dass ihr Vater, der berühmte Schauspieler Carlos (Robert Palfrader), sie in den Wahnsinn treibt. Es gibt auch Ärger mit ihrem Verlobten Herbert Kahr (Leo Reisinger) …
Einmal Wohlfühljustiz zum Mitnehmen
Offensichtlich hat man sich bei der ARD auf eine feste Formel für den Freitagabend entschieden. Zumindest ist es auffällig, wie oft dieses Jahr auf diesem Sendeplatz Filme gezeigt werden, die mit einem ähnlichen Szenario arbeiten: Eine Frau fängt eine neue Stelle an und muss sich in dieser beweisen. Da war vor einigen Monaten Großstadtförsterin: Berliner Besonderheiten, bei dem eine Försterin aus der Provinz nach Brandenburg zieht und dort auf diverse Probleme stößt. Kürzlich lernten wir in Feuerwehrfrauen: Phönix aus der Asche und Feuerwehrfrauen: Heim gesucht eine freiwillige Feuerwehrfrau kennen. Zuletzt versuchte man, mit Kanzlei Liebling Kreuzberg eine junge Anwältin mit hohen moralischen Ansprüchen zu etablieren. Mit Servus, Euer Ehren: Endlich Richterin bleiben wir im juristischen Bereich. Diesmal geht es eben – der Titel verrät es bereits – um eine Richterin.
Diese hat mit der besagten Anwältin einiges gemeinsam. Regeln interessieren sich nicht so sehr, was bei einer Richterin mindestens fragwürdig ist. Sie will lieber Gerechtigkeit, so wie es ihr eigenes Empfinden vorgibt. Das kann schon etwas nervig sein, von weltfremd ganz zu schweigen. Dass die Protagonistin in Servus, Euer Ehren: Endlich Richterin über Tage hinweg immer nur mit einem Fall beschäftigt ist, während am Anfang über eine Überlastung der Gerichte gesprochen wird, darf man nicht ganz glaubwürdig finden. Aber um eine realistische Darstellung der Justiz geht es hier auch gar nicht. Der Fernsehfilm, der Motive aus dem Roman Justizpalast von Petra Morsbach verwendet, will lieber ein bisschen Wohlfühlunterhaltung zum Wochenende bieten. Ernste, schwere Themen werden so weit vereinfacht, dass sie bekömmlich werden.
Mäßige Komik, furchtbare Dialoge
Das geht dann auch mit einigem Humor einher. Wenn sich die Richterin als Hobbydetektivin versucht, geht das nicht nur mit lächerlichen Verkleidungen einher. Auch die anderen spotten über sie, sie wird als Miss Marple verhöhnt. Nur, wirklich witzig ist das nicht. Da haben andere, richtige Krimikomödien doch deutlich bessere Einfälle. Der Ansatz, durch die diversen Nebenfiguren wie den selbstverliebten Vater Komik zu erzeugen, klappt bei Servus, Euer Ehren: Endlich Richterin auch nicht so wirklich. Immerhin: Der wie immer spielfreudige Robert Palfrader macht die Rolle in Ansätzen amüsant. Er ist der Lichtblick in einer humoristisch weniger beglückenden Geschichte. Der Beweis, dass das hier tatsächlich eine Komödie sein soll und keine unfreiwillig komische Notgeburt.
Wobei das Problem gar nicht mal ist, dass man hier wenig zu lachen hat. Schlimmer ist, wenn Servus, Euer Ehren: Endlich Richterin ganz ernst werden will. Dafür ist das Drehbuch einfach nicht gut genug, bei einigen Dialogen darf man regelrecht zusammenzucken. Mit menschlicher Kommunikation hat das dann nicht mehr viel zu tun. Wobei auch der holprig-hölzerne Auftritt von Amelie Kiefer dazu beiträgt, dass diese Aussagen wenig Eindruck hinterlassen. Sie wirkt in dem Film wie ein kleines Mädchen, das sich als Erwachsene verkleidet hat und keine Ahnung hat, was es tun soll. Grundsätzlich wäre es in Ergänzung zu den unzähligen Anwaltssendungen zwar mal interessant, die Perspektive des Richterstuhls zu nehmen. Wenn das Ergebnis aber so ausfällt wie hier, kann man darauf getrost verzichten.
OT: „Servus, Euer Ehren: Endlich Richterin“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Katharina Woll
Drehbuch: Carolin Otto
Vorlage: Petra Morsbach
Musik: Josef Bach, Arne Schumann
Kamera: Carmen Treichl
Besetzung: Amelie Kiefer, Helmfried von Lüttichau, Robert Palfrader, Leo Reisinger, Jutta Fastian, Wilfried Klaus, Monika Manz, Ulrike Willenbacher, Karim Günes
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