The Colors Within Kimi no iro
© 2024 Science SARU / STORY / TOHO / JR Kikaku / Lawson Entertainment

The Colors Within

The Colors Within Kimi no iro
„The Colors Within“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Die in einem christlichen Internat lebende Schülerin Totsuko Higurashi verfügt über eine ganz besondere Gabe: Sie nimmt ihre Mitmenschen als individuelle Farben wahr. Woher sie diese Fähigkeit hat, weiß sie nicht. Sie spricht auch nicht darüber, aus Angst, dass die anderen sie für seltsam halten könnten. Also lässt sie sich nichts anmerken, so gut es geht. Doch als sie eines Tages im Sportunterricht ihrer Mitschülerin Kimi Sakunaga gegenübersteht, ist sie von deren Farbe völlig überwältigt. Umso größer ist der Schock, als Kimi kurze Zeit später die Schule verlässt. Totsuko will aber nicht einfach so aufgeben und macht sich auf die Suche. Tatsächlich wird sie fündig, die Vermisste arbeitet in einem Second-Hand-Laden. Dabei lernt sie auch Rui Kagehira kennen, der wie Kimi auch Musik liebt. Warum also nicht einfach zusammen eine Band gründen?

Drei Jugendliche suchen ihren Weg

Mit ihren gefühlvollen Filmen hat sich die Japanerin Naoko Yamada einen Namen gemacht. Ihr bekanntestes Werk dürfte A Silent Voice von 2016 sein. Darin erzählte sie von einem Außenseiter und einem tauben Mädchen, das er früher gemobbt hat. In dem 2018 veröffentlichten Liz und der blaue Vogel ging es um zwei Freundinnen, die sich auf ein bevorstehendes Konzert vorbereiten. Mit The Colors Within meldete sich die Regisseurin vor einigen Monaten zurück und legt einen neuen Film vor. Dabei handelt es sich um ein Original-Werk, nachdem sie mit den obigen Titeln einen Manga bzw. eine Romanreihe adaptierte. Und doch hat dieses viel mit den anderen Filmen gemeinsam was auch damit zusammenhängen könnte, dass erneut Reiko Yoshida das Drehbuch geschrieben hat, mit der Yamada schon die Male davor zusammengearbeitet hat.

So ist erneut Musik ein verbindendes Mittel, wenn sie drei bis zu dem Zeitpunkt einander fremde Jugendliche zusammenführt. Erneut geht es auch um Menschen, die ein wenig abseits sind. Mobbing findet hier jedoch keines statt. Wo man bei A Silent Voice richtig schlucken musste, ist das hier alles freundlicher. Es gibt allgemein keine antagonistischen Figuren. Selbst die Nonnen, die streng über ihre Schützlinge wachen, zeigen sich immer wieder gnädig und verständnisvoll. Tatsächlich ist The Colors Within auffällig frei von Konflikten oder großen Problemen. Vielmehr geht es darum, wie die drei jungen Menschen ihren Weg durch diese Welt suchen und dabei nicht immer wissen, wie das eigentlich gehen soll. Besonders Totsuko wird als konfus beschrieben, wenn sie hektisch umherrennt und immer wieder überfordert wirkt. Das ist manchmal etwas anstrengend, manchmal aber auch charmant und sogar witzig – vor allem bei den peinlichen Kennenlernsituationen.

Ein Drama der leisen Töne

Leider hat der Film über Rui nicht viel zu sagen, der oft wie ein Anhängsel wirkt. Allgemein ist The Colors Within ein bisschen zurückhaltend, wenn es darum geht, Punkte zu vertiefen. Die Sache mit dem Farbsehen wird nie erklärt, wird im weiteren Verlauf auch lange Zeit fallen gelassen. Es spielt schlichtweg keine Rolle. Diffus bleibt zudem die Art der Zuneigung, welche Totsuko gegenüber Kimi empfindet. Da wird zwar schon mit der Möglichkeit gespielt, dass es sich um romantische Gefühle handelt. Aber das wird nie konkret gesagt. Das sind Punkte, die für Irritationen sorgen können, ebenso der starke religiöse Kontext. Immer wieder wird gebetet, was mitunter etwas missionarisch wirkt, aber letztendlich auch – wie die Farben – nur ein Mittel zum Zweck ist. Schön ist beispielsweise, wie das bekannte Gelassenheitsgebet genutzt wird, um die innere Reise von Tostuko zu veranschaulichen.

Visuell findet der Animationsfilm, der 2024 auf dem Annecy Film Festival Premiere feierte, die passenden Mittel, um die Geschichte zu bebildern. So setzt das Studio Science Saru (Ride Your Wave) auf zarte Pastelltöne, bei denen Figuren und Hintergründe schon einmal kurz vorm Verschmelzen stehen. Das harmoniert gut zu einem Drama der leisen Töne und zu Figuren, die vorsichtige erste Schritte machen. Wenn im Laufe der Geschichte das Selbstbewusstsein steigt und es zum Ende hin dann auch den musikalischen Auftritt gibt, auf den so lange hingearbeitet wird, entwickelt The Colors Within doch noch Kraft und blickt mit Zuversicht in die Zukunft, selbst wenn vieles noch im Unklaren ist. Yamada unterstreicht damit ihren Ruf als Spezialistin für Werke, die zu Herzen gehen, ohne sich auf billige Manipulation verlassen zu müssen.

Credits

OT: „Kimi no Iro“
Land: Japan
Jahr: 2024
Regie: Naoko Yamada
Drehbuch: Reiko Yoshida
Musik: Kensuke Ushio
Animation: Science Saru

Bilder

Trailer

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The Colors Within
fazit
„The Colors Within“ begleitet eine Schülerin, die andere Menschen als Farben wahrnimmt und für eine Mitschülerin zu schwärmen beginnt. Der Anime ist ein leises Drama mit einer dazu passenden schönen Pastelloptik. Vieles wird zwar nicht ausformuliert oder vertieft. Und doch geht die Geschichte um drei junge Menschen, die zusammen eine Band gründen, zu Herzen.
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