The Green Mile
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The Green Mile

The Green Mile
„The Green Mile“ // Deutschland-Start: 10. Februar 2000 (Kino) // 3. Dezember 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

Louisiana im Jahr 1935: Paul Edgecomb (Tom Hanks) leitet den Todestrakt im Staatsgefängnis Cold Mountain. Gemeinsam mit seinen Kollegen Brutus „Brutal“ Howell (David Morse), Dean Stanton (Barry Pepper), Harry Terwilliger (Jeffrey DeMunn) und Percy Wetmore (Doug Hutchison) wacht er dort über die Männer, die wegen diverser Verbrechen zum Tode verurteilt wurden und nun auf ihre Hinrichtung wagen. Dabei werden in dem Gang, der wegen seines Linoleumbodens die „Grüne Meile“ genannt wird, die unterschiedlichsten Leute gefangen gehalten. Während etwa Eduard Delacroix (Michael Jeter), der Freundschaft mit einer kleinen Maus schließt, recht pflegeleicht ist, macht der irre William Wharton (Sam Rockwell) ständig Ärger. Eines Tages wird auch John Coffey (Michael Clarke Duncan), ein sanftmütiger, einfach gestrickter Hüne, der zwei kleine Mädchen vergewaltigt und getötet haben soll, dort eingewiesen. Und doch ist er irgendwie anders als der Rest …

Das Menschliche im Todestrakt

Sonderlich lang ist die Filmografie von Frank Darabont ja nicht. So machte er sich als Autor bei mehreren Horrorfortsetzungen einen Namen, bevor er selbst begann Regie zu führen. Am Ende inszenierte er fünf Langfilme. Bemerkenswert ist dabei, dass von diesen fünf gleich drei auf Büchern von Stephen King basieren. Noch bemerkenswerter: Zwei von diesen drei sind keine Horrorfilme, obwohl man dieses Genre mit dem Schriftsteller am meisten in Verbindung bringt und eben auch Darabont diesem Genre sehr zugetan war. Stattdessen drehte der US-Amerikaner mit Die Verurteilten (1994) und The Green Mile (1999) zwei Filme, die von dem Alltag in einem Gefängnis erzählen. Und landete damit zwei Volltreffer: Die beiden Dramen werden nicht nur zu den besten Adaptionen von King-Geschichten gezählt, sondern genießen allgemein einen sehr guten Ruf.

Beide Filme fallen dadurch auf, dass sie einen größeren Schwerpunkt auf die Menschen legen, als es in vielen Geschichten von Stephen King der Fall ist. Gerade auch das Zwischenmenschliche spielt eine große Rolle. Obwohl in dem Todestrakt lauter verurteilte Mörder leben, sucht The Green Mile das Menschliche in ihnen. Zwar sollte man keine zu hohen Erwartungen an die Charakterisierung haben. Einige Figuren sind in groben Strichen angelegt. Beispielsweise zeichnet sich Percy durch seinen Sadismus aus, Wharton durch seine Verrücktheit. Viel Raum für Ambivalenz ist da nicht. Einige der Gefängnisangestellten erhalten nicht mal das. Das ist auch die Folge der großen Anzahl an Figuren, da treffen rund ein Dutzend Leute auf engstem Raum aufeinander. Dadurch geht es oft mehr um die Interaktion und die Dynamik, weniger um das Individuum. Und doch hat man das Gefühl, hier Teil einer richtigen Gruppe zu werden.

Bewegende Geschichte

Die Beschreibung dieses Alltags ist mit erstaunlichen Schwankungen der Tonalität verbunden. Zwar wird der Film als Drama kategorisiert, was sicher im Großen und Ganzen zutrifft. Es gibt aber auch erstaunlich humorvolle Momente. Und dann sind die Momente, wenn der Todestrakt zu den Hinrichtungen übergeht und dann doch Horrorelemente einbaut, die durch Mark und Bein gehen. An diesen Stellen positioniert sich The Green Mile klar gegen die Todesstrafe, zeigt auf, wie barbarisch diese Verfahren sind. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema findet aber nicht statt. So wird bei zwei Figuren das grausige Ende schon als irgendwie „gerecht“ präsentiert, ganz konsequent ist der Film da nicht. Ebenfalls etwas schwammig sind die Fantasyelemente, wenn der neue Häftling John ungeahnte Kräfte demonstriert und das Drama religiöse Züge entwickelt.

An der einen oder anderen Stelle darf man bei dem dreistündigen Werk also schon ein Fragezeichen platzieren. Insgesamt ist The Green Mile aber auf jeden Fall sehenswert, erzählt eine bewegende Geschichte rund um eine Gruppe von Männern, die der Zufall zusammengeführt hat. Dabei sind es gerade auch die schauspielerischen Leistungen, die den Film auszeichnen. Warum ausgerechnet Michael Clarke Duncan eine Oscar-Nominierung erhielt, muss man dabei zwar nicht verstehen, da andere Kollegen einen größeren Eindruck hinterlassen. Aber das spricht eben für einen Film, der in sein begrenztes Setting, das ständig vom Tod überschattet wird, so viel Leben beschreibt und inmitten der Dunkelheit regelmäßig Hoffnungsschimmer platziert.



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The Green Mile
fazit
„The Green Mile“ kombiniert ein Gefängnisdrama mit Fantasyelementen, wenn wir mehr über den Alltag in einem Todestrakt erfahren. Der Film ist nicht immer konsequent, manches wird zudem kaum vertieft. Und doch ist er nach wie vor sehr sehenswert, was besonders dem Ensemble zu verdanken ist, das viel Leben und Menschlichkeit in einen Gang bringt, der ständig vom Tod überschattet wird.
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