The Room Next Door
© Warner Bros.

The Room Next Door

The Room Next Door
„The Room Next Door“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Acht Jahre nach ihrem letzten Aufeinandertreffen erfährt Ingrid (Julianne Moore), dass ihre ehemalige Kollegin und gute Freundin Martha (Tilda Swinton) Krebs im Endstadium hat. Als sie Martha im Krankenhaus besucht, schwelgen beide in Erinnerungen und alten Geschichten. Ihre neu aufgeflammte Freundschaft ist jedoch zeitlich begrenzt, da Martha weiß, dass sie trotz Chemotherapie höchstens noch ein paar Monate zu leben hat. Um sich einen Rest an Würde und Selbstbestimmung zu bewahren, beschließt sie, eine tödliche Pille zu kaufen, um sich das Leben zu nehmen. Dieses Vorhaben teilt sie Ingrid mit und bittet sie gleichzeitig, mit ihr in einen letzten Urlaub zu fahren, damit sie nicht alleine sterben muss.

Gewohnt Stilsicher und Ambivalent

Mit The Room Next Door versucht sich Pedro Almodóvar zum ersten Mal an einem rein englischsprachigen Film. Davon abgesehen bleibt er seinem Stil treu und kreiert einen melodramatischen Film über Vergänglichkeit, Tod und Selbstbestimmung, der jedoch gleichzeitig verspielt und humorvoll bleibt. Genau diese Ambivalenz zieht sich durch den ganzen Film und zeigt sich in zahlreichen Facetten. Im Kontrast zum übergeordneten, ultimativen Trauerfall steht ein Kostüm- und Setdesign, das kaum farbenfroher sein könnte. Durch diese visuelle Darstellung wird während des gesamten Films deutlich, dass Almodóvar trotz der allgegenwärtigen Thematik des Todes nie aufhört, das Leben zu zelebrieren. Selbst nach dem unausweichlichen Tod von Martha bleibt er dieser Linie treu. Mit der Einführung von Marthas Tochter bringt er einen weiteren Faktor ins Spiel, der Wiedergeburt und Hoffnung symbolisiert und diese Emotionen auf die Zuschauer überträgt.

Moore und Swinton in Höchstform

Abseits von seinem markanten Stil ist Pedro Almodóvar für seine starken Frauenrollen bekannt, etwa in Filmen wie Volver (2006) oder Todo sobre mi madre (1999). In The Room Next Door ändert sich daran nichts. Abgesehen von einigen Szenen, in denen Ingrid mit Damien Cunningham (John Turturro) philosophiert, und einem Verhör am Ende des Films durch einen Polizisten, gehört die metaphorische Bühne fast ausschließlich Julianne Moore und Tilda Swinton. Almodóvars Wechsel von Spanisch zu Englisch beeinträchtigt die Dialoge in keiner Weise, und bei der Besetzung der Hauptrollen hätte er mit Swinton und Moore kaum bessere Entscheidungen treffen können. Beide Schauspielerinnen wurden bereits mit einem Academy Award ausgezeichnet und bewerben sich mit ihrer Darstellung erneut um den Oscar. Ihre gemeinsame Harmonie ist perfekt, doch es sind vor allem die Szenen, in denen sie alleine auftreten, die ihr Talent besonders deutlich machen.

Tilda Swintons Martha hat sich mit ihrem bevorstehenden Tod abgefunden und wirkt gefestigt, ja sogar glücklich darüber, diese Welt zwar nach ihren eigenen Bedingungen, aber nicht allein verlassen zu müssen. Ingrid hingegen unterstützt ihre Freundin gerne, leidet jedoch unter der Belastung, nicht zu wissen, wann genau Martha sich das Leben nehmen wird. Immer wieder hegt sie kleine Zweifel, ob Martha ihren Plan wirklich umsetzen wird – Zweifel, die mehr aus Selbstschutz als aus echter Überzeugung entstehen. Diese emotionale Tiefe und die einzigartige Chemie zwischen den beiden Schauspielerinnen funktionieren so hervorragend, dass The Room Next Door trotz seiner Fülle an Dialogen niemals zu einer langweiligen Aneinanderreihung von Exposition verkommt.

Zu groß gedacht

Trotz allem weist Pedro Almodóvars erster englischsprachiger Langfilm einige Schwächen auf. Zeitweise verläuft sich die Handlung und wird zu politisch. John Turturros Charakter wirft abseits der Haupthandlung Fragen über den Klimawandel, die Zukunft des Planeten und der Gesellschaft auf und bildet damit eine nihilistische Gegenposition, die dem Film jedoch nur wenig hinzufügt. Eine Szene mit einem Polizeiverhör gegen Ende des Films greift zusätzlich religiöse Aspekte und die Frage der Selbstbestimmung auf. Zwar bieten diese Szenen zusätzliche Denkanstöße, doch wirken sie mitunter ungelenk eingebracht und zu groß gedacht, ohne bei der Kernthematik des Films eine tragende Rolle zu spielen. Letztlich mag The Room Next Door nicht Almodóvars bestes Werk sein, aber besonders durch die exzellente Leistung von Julianne Moore und Tilda Swinton bleibt die Adaption des Romans Was fehlt dir von Sigrid Nunez einer der interessantesten Filme des Jahres 2024.

Credits

OT: „The Room Next Door“
Land: Spanien
Jahr: 2024
Regie: Pedro Almodóvar
Drehbuch: Pedro Almodóvar
Vorlage: Sigrid Nunez
Musik: Alberto Inglesias
Kamera: Eduard Grau
Besetzung: Julianne Moore, Tilda Swinton, John Turturro, Alessandro Nivola, Alex Høgh Anderson, Melinda Matthews

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

The Room Next Door
fazit
Mit „The Room Next Door“ bleibt Pedro Almodóvar nicht nur seinem Stil treu, sondern gibt den Zuschauern auch viele existenzielle Fragen über Vergänglichkeit und Tod mit auf den Weg. Trotz dieser melancholischen Thematik feiert der Film das Leben und bewahrt sich dadurch eine hoffnungsvolle Botschaft. Darüber hinaus wird der Film von den exzellenten schauspielerischen Leistungen von Julianne Moore und Tilda Swinton getragen.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10