Thelma 2024 Rache war nie süßer
© Universal Pictures

Thelma – Rache war nie süßer

„Thelma – Rache war nie süßer“ // Deutschland-Start: 10. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als die 93-jährige Thelma (June Squibb) einen Anruf von ihrem Enkel erhält, der in großen Schwierigkeiten ist, steht für sie fest, dass sie ihm helfen muss. Ohne zu zögern, schickt sie ihm ihr ganzes Geld. Das Problem ist jedoch, dass es sich dabei gar nicht um ihren Enkel Danny (Fred Hechinger) handelt. Vielmehr ist sie Betrügern aufgesessen. Die Scham ist groß bei der Rentnerin, weshalb sie beschließt, die Schurken zu suchen und sich ihr Geld zurückzuholen. Sie weiß auch schon wie, sie schnappt sich den Scooter ihres alten Bekannten Ben (Richard Roundtree). Ihre Familie darf hingegen nichts davon wissen, weder ihre Tochter Gail (Parker Posey) noch deren Mann Alan (Clark Gregg) oder Danny werden eingeweiht. Während die drei fieberhaft nach der vermissten Seniorin suchen, will diese ihren Fehler unbedingt wiedergutmachen …

Später Triumph

Es gibt Leute, die werden schon als Kind durch die Schauspielerei zum Star. Bei anderen dauert es hingegen etwas länger, so einen Durchbruch kann man schließlich schlecht planen. Doch June Squibb ist schon ein echter Extremfall. So fing sie erst in den 1990ern an, regelmäßig vor die Kamera zu treten – damals war sie bereits mehr als 60 Jahre alt. Tatsächlich bekannt wurde sie sogar erst 2013, als sie für Nebraska eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin erhielt. Seither ist sie durchaus gefragt, ihre Filmografie ist inzwischen kräftig gewachsen. Und doch musste man bis 2024 warten, bis sie mit Thelma – Rache war nie süßer ihr Debüt als Hauptdarstellerin gab. Mit bald 95 Jahren dürfte das ein Rekord sein. Und selbst wenn nicht, es ist schon beeindruckend, was sie da aus ihrer Rolle herausholt.

Dabei sollte man aber nicht mit den falschen Erwartungen ins Kino gehen. So wird der Film mehrfach als Actionkomödie bezeichnet. Aber diese Einteilung darf man gern ignorieren. Sicher, es gibt eine Art Verfolgungsjagd, später kommt auch eine Waffe zum Einsatz. Aber das geschieht alles in einer derart geringen Geschwindigkeit, dass man kaum von Action sprechen kann. Wir haben es hier schließlich mit einer Protagonistin zu tun, für die es schon eine große Herausforderung ist, auf ein Bett zu steigen. Das klingt lächerlich, ist es aber nicht wirklich. Denn anders als so manche Komödie über alte Menschen macht sich Thelma – Rache war nie süßer nicht über sie oder auch die anderen lustig. Selbst die Szenen, in denen die Titelheldin an ganz einfachen Aufgaben zu scheitern droht wie dem Schließen von Werbungen auf dem Computer, degradieren sie nicht zu einer Witzfigur. Dass Thelma ziemlich naiv ist, nicht nur im Hinblick auf den Betrug, macht sie sogar sympathisch.

Herz und Humor

Wenn Regisseur und Drehbuchautor Josh Margolin ihr mit viel Wärme begegnet, ist das auch biografisch bedingt: Er nimmt bei seinem Spielfilmdebüt seine eigene Großmutter zum Vorbild, die wir im Abspann kurz sehen dürfen. Selbst die leicht spöttischen Augenzwinkern-Momente sind dadurch liebevoll geworden. Thelma – Rache war nie süßer will dabei aber durchaus auf ernste Themen aufmerksam machen. Wenn Thelma irritiert feststellt, dass nahezu ihr gesamter Freundeskreis verstorben ist und sie niemanden hat, an den sie sich wenden kann, schwingt da natürlich auch das Problem der Einsamkeit mit. Die Scham, so leicht betrogen worden zu sein, setzt ihr ebenso zu wie das Gefühl, nichts mehr ohne Hilfe hinzubekommen. Dabei spiegelt sich das bei ihrem Enkel, der ebenfalls in einer persönlichen Krise steckt, wenngleich aus anderen Gründen.

Der Film bietet auf diese Weise eine schöne Mischung aus Herz und Humor, zeigt aber auch Biss, anstatt sich auf einfachem Wohlfühlkitsch gemütlich zu machen. Ein Crowdpleaser ist die Komödie, die auf dem Sundance Film Festival 2024 Premiere feierte, dennoch. Nicht ohne Grund fallen nahezu alle Kritiken positiv aus. Wobei einen maßgeblichen Anteil daran eben doch June Squibb hat. Die Mischung aus Witz, Charme und Bestimmtheit, mit der sie ihre Figur spielt, ist so unwiderstehlich, dass man den Film fast schon mögen muss. Und auch wenn Thelma – Rache war nie süßer ein später Triumph ist, vielleicht sogar der Höhepunkt in der Karriere der späten Veteranin, kann man nur hoffen, dass ihr noch einige weitere vergönnt sein werden – und dem Publikum auch.

Credits

OT: „Thelma“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Josh Margolin
Drehbuch: Josh Margolin
Musik: Nick Chuba
Kamera: David Bolen
Besetzung: June Squibb, Fred Hechinger, Richard Roundtree, Clark Gregg, Parker Posey, Malcolm McDowell

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2024
Zurich Film Festival 2024

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Thelma – Rache war nie süßer
fazit
„Thelma – Rache war nie süßer“ folgt einer Seniorin, die unbedingt das Geld zurückholen will, das ihr Betrüger gestohlen haben. Der Film kombiniert dabei Humor und Herz, begegnet der betagten Protagonistin, die sich noch einmal beweisen will, mit einem Augenzwinkern, ohne sich über sie lächerlich zu machen. Das ist sehenswert, auch weil June Squibb in ihrer ersten Hauptrolle eine Wucht ist.
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