Tide Gefahr aus der Tiefe
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Tide – Gefahr aus der Tiefe

„Tide – Gefahr aus der Tiefe“ // Deutschland-Start: 10. Oktober 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatten sich Charlotte (Alice Sanders), Xavier (Edmund C. Short), Elliott (Benjamin McMahon) und Olivia (Isabella Colby Browne) das alles ganz schön vorgestellt. Gemeinsam wollten die beiden Paare durch das Watt wandern, bevor sie am nächsten Tag an einer Hochzeitsfeier teilnehmen. Das Ziel: die berühmte Abtei auf der Insel Mont Saint-Michel. Doch schon auf dem Weg dorthin kommt es zu Konflikten und Irritationen bei dem Quartett. Der Führer (Kevin Sionneau) versinkt zudem fast an einer Stelle, man muss schon sehr genau aufpassen, wohin man tritt. Dabei stehen ihnen die eigentlichen Probleme erst noch bevor. Irgendwie fängt Charlotte an, sich seltsam zu verhalten. Die Gruppe zerstreitet sich immer mehr. Außerdem verlieren sie zunehmend die Orientierung, während das Wasser zu steigen beginnt …

Eine Touristenattraktion als Horror-Hintergrund

Auch wenn es letztendlich viele Elemente sind, die einen guten Horrorfilm ausmachen, eines ist oft besonders wichtig: das Setting. Wer einen stimmungsvollen Ort gefunden hat, um seine Schauergeschichte zu erzählen, hat bereits eine Menge erreicht. Ob es nun das Spukhaus in Bis das Blut gefriert ist oder der Wald von The Blair Witch Project, sie tragen maßgeblich zur Atmosphäre der jeweiligen Filme bei. Tide – Gefahr aus der Tiefe hat sich nun etwas ganz Besonderes als Hintergrund ausgesucht, die Abtei Mont Saint-Michel. Sie gehört zu den großen Touristenattraktionen Frankreichs, rund 2,3 Millionen Menschen fahren jedes Jahr dorthin. Dabei ist es nicht allein das Bauwerk, das diese Popularität verursacht hat. Es ist auch die Lage auf der felsigen Insel, umgeben von dem vielen Wasser, das ihren Reiz ausmacht. Nicht ohne Grund ist die Abtei ein beliebtes Postkartenmotiv.

Hier wird diese Idylle jedoch anderweitig genutzt. Von Anfang an ist das alles etwas unheimlich, wenn man nicht weiß, wo die Gefahren lauern. Veranschaulicht wird das durch die Szene, wenn der erfahrene Führer im Treibsand unterzugehen droht. Wenn nicht einmal er weiß, wohin man treten kann, wie sollen es dann die vier Hauptfiguren schaffen? Und doch ist die Szene eine Ausnahme, da Tide – Gefahr aus der Tiefe sehr lange auf tatsächlich brenzlige Momente verzichtet. Vielmehr ist der Film von den Konflikten der vier Leute geprägt. Immer wieder bekommen sie sich in die Haare, machen sich Vorwürfe. Alte Geschichten werden ausgepackt, zu denen auch traumatische Erfahrungen gehören. Also all das, was in genügsamen Drehbüchern verwendet wird, um bei Figuren einen Tiefgang vorzutäuschen. Wozu sich mühsam Charakterisierungen ausdenken, wenn man stattdessen einfach jemanden ertrinken lassen kann?

Viel nichts im Nebel

Wobei das Problem nicht so sehr die nichtssagenden Figuren sind. Vielmehr stört, dass Regisseur und Drehbuchautor Berty Cadilhac so viel Zeit auf diese verwendet, anstatt in irgendeiner Form die Handlung voranzutreiben. Sofern man überhaupt von einer Handlung sprechen kann. Denn eigentlich passiert nichts. Wenn sich Charlotte eigenartig verhält, ein bisschen, als sei sie in Trance, ist das bereits der Gipfel der Ereignisse. Es ist nicht einmal so, als würde Tide – Gefahr aus der Tiefe mit dem Ganzen etwas anfangen. Weder gibt es eine befriedigende Erklärung für diesen plötzlichen Wandel, noch ergibt sich etwas aus dem seltsamen Verhalten. Oft darf die junge Frau einfach nur durch die Gegend schlurfen, wobei das nicht einmal richtig konsequent durchgezogen wird.

Erst spät gibt der Film mal ein wenig Gas, wenn durch das steigende Wasser eine Dringlichkeit entsteht und damit eine deutliche Überforderung, gar Panik einhergeht. Hochspannung will aber selbst dann nicht aufkommen. Tide – Gefahr aus der Tiefe kann sich nie entscheiden, was das eigentlich sein soll. Hier mal Survivalthriller, dort Beziehungsdrama, Horror trifft auf Mystery. Das ist alles so nebulös wie das Setting, bei dem man irgendwann nichts mehr erkennen kann. Natürlich muss ein Film, gerade in diesem Bereich, nicht alles erklären. In der Form ist das aber ebenso unbefriedigend wie langweilig. Allein das stimmungsvolle Setting verhindert einen Totalausfall. Aber selbst dann gibt es lohnenswertere Alternativen, das Potenzial wurde hier geradezu fahrlässig verschwendet.

Credits

OT: „Tide“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Berty Cadilhac
Drehbuch: Berty Cadilhac
Besetzung: Alice Sanders, Edmund C. Short, Benjamin McMahon, Isabella Colby Browne, Kevin Sionneau

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Tide – Gefahr aus der Tiefe
fazit
„Tide – Gefahr aus der Tiefe“ nimmt die berühmte Abtei Mont Saint-Michel als Hintergrund für einen Horrorfilm um zwei Paare, die bei der Wattwanderung eigenartige Erfahrungen machen. Das Setting ist stimmungsvoll. Ansonsten ist der Film aber Zeitverschwendung, da er sich nicht entscheiden kann, was er sein will, und mit Beziehungsdramen Zeit verschwendet, anstatt eine wirkliche Geschichte zu erzählen.
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