Als Andreas Falkenberg tot aufgefunden wird, scheint der Fall klar zu sein. Der Inhaber des gleichnamigen Reiterhofs ist bei einem Ausritt mit seiner Tochter Toni (Cloé Heinrich) unglücklich vom Pferd gestürzt und hat sich dabei den Kopf angeschlagen. Da er ohne Helm unterwegs war, endete dieser Unfall tödlich. Aber was, wenn es sich dabei nicht um einen Unfall handelte? Dieser Auffassung ist zumindest Irmgard (Claudia Rieschel), die Mutter des Toten. Jana Winter (Natalia Wörner), Matthias Hamm (Ralph Herforth) und Alwa Sörensen (Lisa Werlinder) gehen der Sache nach, befragen das Umfeld des Opfers. Und tatsächlich finden sich Hinweise, dass da jemand nachgeholfen hat. Aber wer könnte das gewesen sein? Und aus welchem Grund?
Wenig überzeugend
Unter den vielen Endlos-Krimireihen, die das ZDF im Programm hat, gehört Unter anderen Umständen zu den erfolgreicheren. 2006 gestartet, erreichen die Filme zuverlässig ein Millionenpublikum. Genauer liegen sie oft zwischen sieben und acht Millionen, was in diesem Segment nur wenige schaffen. Qualitativ sieht es leider nicht ganz so beeindruckend aus. Früher waren die Filme um die Kriminalhauptkommissarin Jana Winter schon ganz solide. Zuletzt fielen die Teile aber recht mäßig aus. Dominiks Geheimnis verhob sich Anfang des Jahres völlig an der Aufgabe, Diskriminierung anzuprangern, wurde dabei willkürlich bis albern. Mit Nordwind verzichtet man nun auf eine moralische Komponente. Besser wurde der Film damit aber auch nicht.
Dabei ist vieles an dem nunmehr 23. Teil der Reihe ganz klassisch. So wird zu Beginn der Geschichte eine Leiche gefunden, der vermeintliche Unfall stellt sich als Mord heraus – logisch, sonst gäbe es keinen Krimi. Auch die Darbietung von mehreren Verdächtigen gehört zum Grundstock eines Krimis, Unter anderen Umständen: Nordwind ist da ein traditioneller Whodunit. Wobei aber schon die Auswahl der Verdächtigen ihre Schwierigkeiten bereitet. Die diversen Erklärungen, warum wer was getan hat oder haben könnte, überzeugen nicht so wirklich. Und das gilt dann auch für die Wahrheit, die schon ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Hinter eine finale Entscheidung muss man dann auch mindestens ein Fragezeichen setzen.
Viel Drama, wenig Spannung
Das Setting ist dabei eigentlich ganz nett. Solche Reiterhöfe sind immer ganz dankbar, weil sie mit idyllischen Naturaufnahmen einhergehen, dazu gibt es noch regelmäßige Tieraufnahmen. Man versuchte zudem, die Tiere zu nutzen, um eine Art Psychologisierung zu etablieren. Das Thema: Pferde spüren es, wenn man Angst hat. Daraus hätte man eventuell etwas machen können, funktioniert bei Unter anderen Umständen: Nordwind aber nicht mit der Auflösung. Am Ende wird nur ein Lückenfüller daraus, um irgendwie auf anderthalb Stunden zu kommen. Offensichtlich wusste man nicht wirklich viel damit anzufangen, weshalb dann auch so Punkte wie Doping oder Wettbetrug auftauchen, bei dem Versuch, irgendwie die Geschichte zu erweitern. Das wirkt jedoch arg unbeholfen, gleiches gilt für die Auftritte von Leslie Malton als ständig betrunkene ehemalige Reitlehrerin Smilla Sorens, bei der man zuerst nicht sicher ist, ob das jetzt nun ernst gemeint ist oder nicht.
Grundsätzlich ist die schauspielerische Leistung in dem Film dabei schon in Ordnung. Das ist auch wichtig, weil es bei Unter anderen Umständen: Nordwind ganz viel persönliches Drama gibt. Spannung gibt es hingegen keine. Der Krimi zieht sich ziemlich, hat einfach nichts Interessantes zu sagen, weder im Hinblick auf den kriminologischen Teil noch die Figuren. Das muss die Fans nicht stören, schließlich halten diese der Reihe schon länger die Treue, sahen das mit dem qualitativen Durchhänger nicht so schlimm. Dennoch wäre dem Ensemble zu wünschen, dass es doch mal wieder mit besseren Drehbüchern arbeiten darf. Die Konkurrenz in dem Segment ist einfach zu groß, als dass man sich dauerhaft mit so wenig zufriedengeben müsste.
OT: „Unter anderen Umständen: Nordwind“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Ziska Riemann
Drehbuch: Judith Westermann, Christopher von Delhaes
Musik: Hansjörg Kohli
Kamera: Armin Golisano
Besetzung: Natalia Wörner, Ralph Herforth, Lisa Werlinder, Jacob-Lee Seeliger, Franziska Hartmann, Cloé Heinrich, Steven Scharf, Claudia Riesche, Henny Reents, Leslie Malton
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)