DDR, 1988: Als die West-Touristin Juliane bei einem Urlaub im Harz von einer Klippe stürzt und stirbt, sieht das zunächst nach einem Unfall aus. Doch der Polizist Karl Albers (Ronald Zehrfeld) hat seine Zweifel an der Geschichte, kreuzt auf dem Formular „ungeklärte Todesursache“ an. Und so schickt die BRD die LKA-Ermittlerin Nadja Paulitz (Silke Bodenbender) dorthin, damit sie der Sache nachgehen kann. Während Albers und sein Vorgesetzter Lothar Wieditz (Jörg Schüttauf) dabei tatkräftig unterstützen, will Kreisleiter Egon Pölz (Godehard Giese) die Fremde so schnell wie möglich wieder loswerden und drängt darauf, den Fall abzuschließen. Doch dann taucht eine weitere Frauenleiche auf, die alles in einem anderen Licht erscheinen lässt …
Eine deutsch-deutsche Ermittlung
Es gehört zu den Standardszenarien in deutschen Krimis: Irgendwo in der Provinz wird ein Mord begangen, aus der Großstadt wird jemand dorthin geschickt, um mit der lokalen Polizei das Verbrechen aufzuklären. Zuletzt war das beispielsweise bei Die Polizistin und die Sprache des Todes der Fall. Dort wurde eine BKA-Ermittlerin in ein kleines Kaff an der dänischen Grenze geschickt, wo eine Frauenleiche aufgetaucht ist. Bei Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod war das ganz ähnlich. Auch dort gibt es zu Beginn den Fund einer toten Frau, der letztendlich auf einen Serienmörder verweist. In beiden Fällen hat derjenige die Toten auch auf eine eigentümliche Weise inszeniert. Und es gibt eben eine Polizistin aus der Großstadt, die in der ländlichen Gegend an der Seite eines einfachen Polizisten aus dem Ort herausfinden muss, wer dieser Mörder ist.
Die Besonderheit bei dem ZDF-Zweiteiler: Während sie aus der BRD kommt, liegt die Provinz in der DDR. Es geht bei Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod also nicht nur um den Großstadt-Provinz-Kontrast, sondern auch einen zwischen den beiden Teilen Deutschlands. Wobei der Film gar nicht wirklich viel zu dem Thema macht. Am Anfang spielt das eine Rolle, wenn es um die Besonderheit der Zusammenarbeit geht. Auch später wird die DDR immer mal wieder in die Geschichte eingearbeitet, auf verschiedene Weisen. Man sollte davon aber nicht viel erwarten. Das ist eher vorgeschoben, damit man hier von einem deutsch-deutschen Krimi sprechen kann. Das meiste hätte man auch streichen bzw. anders lösen können und wäre zum selben Ergebnis gekommen.
Austauschbar bis albern
Tatsächlich ist Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod über weite Strecken ein recht austauschbarer Krimithriller. Ob es nun das Setting ist, das mit viel Natur das Publikum beglücken soll, die Ermittlungen oder auch die Figuren, da ist wenig dabei, das einem in Erinnerung bleiben müsste. Dass zu Beginn ein zurückgebliebener Außenseiter zum Täter auserkoren wird, ist beispielsweise ein Standardelement, auf das die beiden Autoren Christoph Silber und Thorsten Wettcke gern hätten verzichten können. Inszenatorisch sticht der Krimi auch nicht wirklich hervor, Regisseur Hans Steinbichler (Gefangen – Der Fall K.) hat keine nennenswerten Einfälle. Stattdessen wird mal wieder auf eine aufdringliche, dick aufgetragene Musik gesetzt.
Auffällig ist allenfalls die prominente Besetzung, die man für den Krimi gewinnen konnte. Und natürlich ist da noch das besagte Setting: Auch wenn es nicht gerade originell ist, die Mischung aus Wäldern und Bergen lässt man sich immer gefallen. Aber es ist nicht genug, um die kompletten drei Stunden auszufüllen, zwischenzeitlich wird es bei der Fernsehproduktion schon ziemlich zäh. Und dann wäre da noch die Auflösung. Die ist zwar überraschend, die wenigsten werden wohl von sich aus darauf kommen. Sie ist aber auch wenig überzeugend, wenn sich Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod an billiger Küchenpsychologie versucht. Fast albern sogar. Schade um das vergeudete Potenzial, welches das Szenario und die Besetzung eindeutig hatten. Die drei Stunden kann man sich getrost sparen.
OT: „Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Hans Steinbichler
Drehbuch: Christoph Silber, Thorsten Wettcke
Musik: Mathias Rehfeldt
Kamera: Christian Marohl
Besetzung: Silke Bodenbender, Ronald Zehrfeld, Jörg Schüttauf, Godehard Giese, David Schütter, Theo Trebs, Zsá Zsá Inci, Lisa Tomaschewsky, Jördis Triebel, Llewellyn Reichman, Adam Venhaus
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