Woodwalkers
© STUDIOCANAL gmbh / Marc Reimann / Marco Nagel
Woodwalkers
„Woodwalkers“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Nach außen hin wirkt Jay (Emilie Chérif) wie ein ganz normaler Junge. Und doch fühlt er sich sowohl bei seinen Pflegeeltern Anna (Hannah Herzsprung) und Donald Ralston (Lucas Gregorowicz) wie auch an der Schule nie wirklich zu Hause. Aus gutem Grund: Er ist kein normaler Junge. Vielmehr kann er sich in einen Puma verwandeln und hat früher auch mit seiner Pumafamilie in den Bergen gelebt, bis ihn die Neugierde zu den Menschen trieb. Dabei dachte er immer, dass er etwas Besonderes ist, bis er an seine neue Schule Clearwater High kommt, die abgelegen in den Wäldern liegt und von Lissa Clearwater (Martina Gedeck) geleitet wird. Denn dort sind alle Woodwalkers, können sich in die unterschiedlichsten Tiere verwandeln. Zum ersten Mal hat Jay das Gefühl, wirklich dazuzugehören – vor allem, weil Schulgründer und Unternehmer Andrew Milling (Oliver Masucci) selbst ein Pumawandler ist. Es gibt allerdings auch Leute, die ihm von Anfang an das Leben schwermachen …

Adaption einer erfolgreichen Kinderbuchreihe

Harry Potter und seine Folgen. Nach dem gigantischen Erfolg von Harry Potter und der Stein der Weisen und den sieben Fortsetzungen wimmelte es in den Kinos eine Zeit lang vor Fantasyabenteuern für ein jüngeres Publikum. Während Hollywood sich davon vor einer Weile verabschiedet hat, scheint man in Deutschland daran festhalten zu wollen. Hoch im Kurs stehen dabei Filme über besondere Schulen. Das kann erfolgreich sein, aktuell ist Die Schule der magischen Tiere 3 mal wieder an der Spitze der Kinocharts zu finden. Die Wolf-Gäng ging hingegen eher unter. Obwohl die Geschichte um eine Schule, auf die Vampire, Werwölfe, Feen und andere Fabelwesen gehen, eindeutig auf eine ganze Reihe angelegt war, ist bald fünf Jahre später noch keine Fortsetzung in Sicht. Das ist bei Woodwalkers anders, die nächsten Teile sind bereits fest angekündigt.

Erneut liegt eine erfolgreiche Buchreihe zugrunde, wie bei so vielen deutschen Kinderfilmen. Bislang 2,8 Millionen Exemplare wurden in Deutschland verkauft. Und eine sehr produktive Buchreihe. Obwohl Autorin Katja Brandis erst 2016 mit dieser begann, enthält sie – Spin-offs inklusive – bereits 20 Bände. Und das, obwohl sie noch andere Bücher geschrieben hat. Ein derart hoher Output ist beeindruckend. Gleichzeitig darf man etwas skeptisch sein, weil sich das schon sehr nach Fließbandarbeit anschaut. Der erste Film bestätigt diese Skepsis. So findet sich in dem 100 Minuten langen Werk praktisch nichts, was als kreativer Einfall durchgehen würde. Ob es die abgelegene Schule ist für Kinder mit besonderen Kräften, die Figurenzeichnung oder auch die Konflikte, mit denen Woodwalkers arbeitet: Das ist alles lieblos und ohne eigene Kreativität zusammengeklaut. Wenn beispielsweise der Film später darauf hinausläuft, dass manche Tierwandelnde die Menschen bekämpfen wollen, liegt der Vergleich zu X-Men nahe.

Ideenlos und schlampig

Nun kann und muss nicht jeder Film originell sein, diesen Anspruch hat eine junge Zielgruppe oft gar nicht. Das darf aber keine Ausrede dafür sein, wirklich gar nichts zu liefern. Zumal Woodwalkers auch bei der Umsetzung deutliche Mängel hat. Manche davon sind inhaltlicher Natur, wenn da einiges einfach keinen Sinn ergibt. So erfahren wir früh, dass Jay von den Bullys schikaniert wird, weil diese Wölfe sind, Hunde und Katzen sich nun einmal nicht vertragen. Kann man machen. Problematisch ist aber, dass eben diese Bullys zu Milling aufblicken, der selbst ein Puma ist, wie auch alle wissen. Dass dies ein Widerspruch ist, scheint niemandem aufgefallen zu sein. Oder da ist auch die Sache mit der Spezialkleidung, bei der es am Anfang heißt, sie sei ganz wichtig bei der Verwandlung, nur um das später dann völlig zu ignorieren. Das sind natürlich nur Details, ist aber symptomatisch für einen Film, der sich nicht einmal Mühe gibt, über alles nachzudenken.

Besser sieht es im Hinblick auf die Optik aus. So ist das Setting natürlich sehr einladend geworden. Die Schule selbst ist ganz schick in einer Mischung aus rustikalen Holzkonstruktion und modernen Designs. Außerdem sind da die ganzen Tiere, vom kleinen Eichhörnchen bis zum mächtigen Bison, für die überwiegend auch echte Tiere verwendet wurden. Dadurch sind einem hässliche CGI-Kreaturen erspart geblieben. Es bringt aber andere Probleme mit sich. Da Tiere nun einmal nicht sprechen, zumindest menschliche Sprache, läuft die Kommunikation bei Woodwalkers rein telepathisch ab, ohne Mimik oder Mundbewegung. Das sieht unfreiwillig komisch, zumindest aber unbeholfen aus, da es zu keiner echten Verbindung zwischen dem Gesagten und dem Gezeigten kommt.

Insgesamt enttäuschend

Sobald dann Actionszenen anstehen, kommt der eigentlich auf düstere Stoffe spezialisierte Regisseur Damian John Harper (Frisch, In the Middle of the River) endgültig an seine Grenzen. Echte Kämpfe zwischen den Tieren können so nicht gezeigt werden, werden nur behauptet. Das ist verständlich, lässt dann aber die Frage aufkommen, ob eine Verfilmung überhaupt funktionieren kann. Nach Woodwalkers sieht es eher nicht so aus. Da selbst schauspielerisch einiges nicht so toll ist, ist der Auftakt trotz der schönen Umgebung eine Enttäuschung. So lobenswert es prinzipiell ist, wenn sich hiesige Filmschaffende an Fantasystoffen versuchen, so wenig überzeugt das Ergebnis. Da kann dann auch die prinzipiell versöhnliche Aussage rund um Menschen und Natur nicht mehr viel retten.

Credits

OT: „Woodwalkers“
Land: Deutschland, Österreich, Italien
Jahr: 2024
Regie: Damian John Harper
Drehbuch: David Sandreuter
Vorlage: Katja Brandis
Musik: Anne-Kathrin Dern
Kamera: Peter Joachim Krause
Besetzung: Emile Chérif, Johan Von Ehrlich, Lilli Falk, Sophie Lelenta, Emil Bloch, Olivia Sinclair, Oliver Masucci, Martina Gedeck, Hannah Herzsprung, Lucas Gregorowicz, Luna Arwen Krüger, Johannes Degen, David Wurawa, Anton Noori, Eugen Bauder

Bilder

Trailer

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Woodwalkers
fazit
„Woodwalkers“ spielt in einem abgelegenen Internat, in dem sich alle Menschen in Tiere verwandeln können. Das Setting ist schön. Ansonsten ist die Adaption der gleichnamigen Romanreihe aber ein Reinfall. Die Figurenzeichnung ist lausig, es fehlt an Ideen, manches ergibt keinen Sinn. Und auch bei der Umsetzung gibt es eklatante Mängel, wenn hier mit echten Tieren gearbeitet wird, was an vielen Stellen einfach nicht funktioniert.
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