Es hätte ein ganz normaler Einsatz für Mark Kreutzer (Max Koch) und sein Team werden sollen. Die Oldenburger Spezialeinheit der Polizei hat die Aufgabe, bei einer Demonstration in Köln für Sicherheit zu sorgen. Doch irgendwie läuft an dem Tag alles schief. Erst entdecken sie eine Baustelle, die am Tag zuvor noch nicht da war und an der die Demonstrierenden vorbeikommen würden. Und als sie versuchen, eben das zu verhindern, kommt es zu einem Tumult, die Situation gerät immer weiter außer Kontrolle. Im Mittelpunkt steht dabei Jan Vogt (Justus Johanssen), der in die Menge geht, um eine verdächtige Person herauszuholen. Doch dabei eskaliert das alles erst recht, es kommt zu zahlreichen Verletzten, einer schwebt sogar in Lebensgefahr. Nun liegt es an der internen Ermittlerin Charlotte Stauffer (Brigitte Hobmeier) herauszufinden, was genau da vorgefallen ist und ob es von Seiten der Polizei ein Fehlverhalten gab …
Ist die Polizei gewalttätig?
Auch wenn es in Deutschland kein Pendant zu #BlackLivesMatter gab, keinen Vorfall, der vergleichbar zum Mord an George Floyd wäre, auch hierzulande wird immer mal wieder die Frage gestellt, ob die Polizei zu exzessiver Gewalt neigt. Da war beispielsweise die Geschichte um eine psychisch kranke Frau, die mit einem Messer drohte und im Supermarkt erschossen wurde. War das wirklich eine angemessene Reaktion? Kein Wunder also, dass auch in Filmen immer mal wieder dieses Thema aufgegriffen wird. Der kontroverse Fernsehbeitrag Am Ende der Worte etwa handelte von einer jungen Polizistin, die mit dem zunehmend verrohenden Umfeld hadert, der von Brutalität und Gruppendenken geprägt ist. Mit Allein zwischen den Fronten kommt nun ein weiterer Film, der für das Fernsehen produziert wurde und sich in diesem Themenumfeld bewegt.
Spannend geht es los, wenn wir an der Seite des jungen Polizisten Jan Teil einer Demonstration werden, die völlig außer Kontrolle gerät. Wobei der ZDF-Film die Perspektive der Polizei einnimmt, zeigt, wie sehr sie bemüht ist. Hier gibt es, zumindest auf den ersten Blick, keine brutalen Schläger, die nur darauf warten, die eigene Macht zu demonstrieren. Im Gegenteil, man ist bemüht, dass alles sicher und gesittet abläuft. Umso beeindruckender ist, wie in Allein zwischen den Fronten alles eskaliert und die Lage völlig unübersichtlich ist. Die Panik ist zu spüren, sowohl bei den friedlichen Demonstrierenden, die auf einmal zwischen die Fronten geraten sind, wie auch bei den Polizisten, die früh beschimpft und später auch attackiert werden. Da schweben viele auf einmal in Lebensgefahr.
Plakativ und überfrachtet
Doch so spannend diese Actionsequenz ist, es geht bei dem Film um etwas anderes. Wer trägt Schuld daran, dass das alles so schief gegangen ist? Hätte die Polizei sich anders verhalten können und sollen? Das ist ein grundsätzlich sehr wichtiges Thema, welches absolut verdient, diskutiert zu werden. Nur gelingt genau das in Allein zwischen den Fronten nicht so wirklich. Schon früh gibt es erste Irritationen, wenn die Gespräche sehr gewollt konfrontativ ablaufen, wo eigentlich Sachlichkeit angesagt gewesen wäre. Auch völlig unnötige inszenatorische Spielereien oder die aufdringliche Musik lenken kontinuierlich ab. Anstatt sich mit dem Alltag zu befassen, wird das Thrillerdrama sehr künstlich, auf eine sehr unangenehme Weise plakativ. Alles wirkt unnatürlich.
Aber auch inhaltlich hat der Film, der auf dem Filmfest Hamburg 2024 seine Premiere hatte, seine Schwächen. Zum einen werden noch diverse andere Fässer aufgemacht, darunter Rassismus, die Bedeutung von Medien oder auch öffentliche Vorverurteilungen. Das hängt dann zwar alles mit dem Vorfall zusammen, führt aber dazu, dass die Geschichte immer weiter ausfranst, bis nicht mehr klar ist, worum es gehen soll. Außerdem fühlte man sich offensichtlich dazu verpflichtet, das Publikum unterhalten zu wollen und arbeitet deshalb mit überraschenden Wendungen und Geheimnissen, die erst noch aufgedeckt werden müssen. Von der Diskussion bleibt dann nicht mehr viel übrig. Das ist schade, wenn nicht gar ärgerlich, da bei Allein zwischen den Fronten eigentlich viel mehr drin gewesen wäre – wenn man weniger krampfhaft versucht hätte, das alles immer weiter aufzubauschen.
OT: „Allein zwischen den Fronten“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Nicolai Rohde
Drehbuch: Jörg Tensing
Musik: Patrick Kirst
Kamera: Henner Besuch
Besetzung: Justus Johanssen, Brigitte Hobmeier, Max Koch, Cynthia Micas, Ben Felipe, Anton Rubtsov, Magnús Mariuson, Luis Pintsch
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