Bagman
© Leonine

Bagman

Bagman
„Bagman“ // Deutschland-Start: 5. Dezember 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

In Patricks (Sam Claflin) Heimatstadt erzählt man sich seit Generationen die Geschichte des Bagman. Kinder werden davor gewarnt, in die Nähe des alten Minenschachts zu spielen, sonst ergeht es ihnen wie so vielen anderen, die spurlos verschwunden sind. Der Bagman zehrt von den Ängsten der Kinder, spielt mit ihren Albträumen und schlägt dann eines Nachts zu, während die Eltern hilflos zusehen müssen, wie ihre Kinder in seinem Sack verschwinden. Was wie eine Gruselgeschichte klingt, die unartige Kinder in Angst versetzen soll, stellt sich als das Gegenteil heraus: Er hat kein Interesse an unartigen Kindern. Vielmehr sehnt er sich nach den guten Kindern – den fröhlichen, den Träumern. Patrick dachte, er hätte seine Kindheitsängste hinter sich gelassen. Als er jedoch Jahre später in seine Heimatstadt zurückkehrt, häufen sich seine Albträume, und er beginnt um die Sicherheit seiner Familie zu fürchten, insbesondere um die seines Sohnes Jake (Caréll Vincent Rhoden).

„Bagsploitation?“

Horrorfilme, in denen ein Sack eine zentrale Rolle spielt, erfreuen sich in den letzten Jahren überraschend großer Beliebtheit. Baghead, Bag of Lies und nun Bagman könnten die ersten Vertreter eines neuen Subgenres sein – „Bagsploitation“. Ähnlich wie bei Nunsploitation-Filmen, die Nonnen als zentrale Figuren in Horrorfilmen inszenieren, wird auch hier das metaphorische Rad nicht neu erfunden. Ein Horrorfilm in der Vorweihnachtszeit mit einer Entität, die Kinder in einen Sack steckt, erinnert verdächtig an Folklorefiguren wie Krampus oder Knecht Ruprecht. Auch sonst bedient sich Regisseur Colm McCarthy (The Girl with all the Gifts) bekannter Horrortropen. Genau wie Pennywise, der Clown aus Stephen Kings ES, ernährt sich der Bagman von der Angst seiner Opfer – und das augenscheinlich schon seit Jahrzehnten.

Im Laufe des Films erfährt der Zuschauer, dass der Bagman seit Generationen sein Unwesen treibt und ohne neue Opfer verhungern würde. Dementsprechend wurde Kindern schon immer von ihren Eltern eingebläut, sich vom alten Minenschacht fernzuhalten. Als Patrick im Finale des Films diesen Schacht erkundet und das Versteck des Bagman entdeckt, stößt er auf dutzende geflochtene Körbe mit Spielzeug. Diese Schreine symbolisieren jeweils eines der Kinder, die dem Bagman zum Opfer gefallen sind. Man sollte meinen, dass das Verschwinden hunderter Kinder in einer Kleinstadt eine Reaktion hervorrufen würde – doch Fehlanzeige.

Vergeudeter psychologischer Ansatz

Trotz Logiklücken und kreativer Schwächen verfolgt Bagman mit seinem Drehbuch einen interessanten Ansatz. Seitdem Patrick als Kind mit seinem Bruder an der Mine war und die Präsenz des Bagman gespürt hat, wird er von Ängsten und Albträumen verfolgt. Diese zweite Ebene – die Darstellung seiner Ängste als tiefgreifendes Kindheitstrauma und wie er als Erwachsener neu damit konfrontiert wird – stellt einen vielversprechenden Ansatz dar. Leider verliert dieser Aspekt mit dem Erscheinen des Bagman stark an Wirkung und wird kaum weiter verfolgt. Für den Zuschauer und für Patricks Umfeld wird schnell klar, dass der Bagman eine reale Bedrohung darstellt. Damit geht einerseits eine interessante Ebene verloren, andererseits wirkt das Verhalten der Figuren umso absurder. Der Twist am Ende des Films ist zwar wenig überraschend, ergibt sich aber schlüssig aus der Erzählung und hat damit seine Berechtigung. Das inzwischen genretypische und wenig subtile Setup für eine Fortsetzung hätte man sich allerdings sparen können.

Kreativer Flop, handwerklich Top

Trotz seiner Schwächen hebt sich Bagman in vielerlei Hinsicht von Low-Budget-Produktionen aus dem Hause Blumhouse ab. Die Effekte und das Kostüm wirken handgemacht, und der Film verzichtet weitgehend auf unecht wirkendes CGI. In den Szenen, in denen der Bagman auftritt, entsteht ein echter Gruselfaktor, der auch bei seiner vollständigen Enthüllung nicht verloren geht. Auch schauspielerisch überzeugt der Film. Sam Claflin spielt den traumatisierten Familienvater authentisch, und die Chemie mit Antonia Thomas als seine Frau sowie Caréll Vincent Rhoden als sein Sohn Jake wirkt weder aufgesetzt noch erzwungen.

Credits

OT: „Bagman“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Colm McCarthy
Drehbuch: John Hulme
Musik: Tim Williams
Kamera: Nick Remy Matthews
Besetzung: Sam Claflin, Antonia Thomas, Caréll Vincent Rhoden, Will Davis, Adelle Leonce, William Hope, Steven Cree, Rosalie Craig

Bilder

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Bagman
fazit
Mit „Bagman” schafft Colm McCarthy einen soliden Horrorfilm, der manch gute Idee liegen lässt. Das Drehbuch, das er zusammen mit Autor John Hulme geschrieben hat, bedient sich aber nicht nur bei Sagen und Folklore, sondern leiht sich auch kreative Elemente aus erfolgreichen Horrorklassikern. Trotz guter Atmosphäre und Inszenierung fehlt „Bagman“ ein ein kreatives Alleinstellungsmerkmal um mehr als nur durchschnittlich zu sein.
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