Buy Now! The Shopping Conspiracy

Diesen Monat hat Netflix mal wieder die unterschiedlichsten Dokumentationen ins Programm aufgenommen. Da war beispielsweise Investigation Alien, bei dem mehrere Leute fest entschlossen sind, endlich die Existenz von Außerirdischen zu beweisen. Die verlorenen Kinder wiederum erzählte die inspirierende und zugleich unglaubliche Geschichte von vier Geschwistern, die nach einem Flugzeugabsturz einen Weg finden müssen, allein im Dschungel zu überleben. Weniger aufbauend ist hingegen Buy Now! The Shopping Conspiracy, mit dem der Streamingdienst einen Blick auf unser Konsumverhalten wirft und dabei nicht mit Kritik spart.

Konsumkritik und Greenwashing

Dass ein solcher Film kurz vor Weihnachten erscheint, ist natürlich schon irgendwie passend, schließlich ist das die Zeit, in der die Menschen ganz besonders viel einkaufen. Und ganz besonders viel, was sie eigentlich nicht brauchen. Zwischendurch erhält das Publikum auch den Rat, weniger impulsiv zu kaufen, sondern sich bei allem Zeit zu lassen und herauszufinden, ob man die gewünschten Objekte wirklich braucht. Diese Ausflüge zur Verantwortlichkeit des Publikums sind jedoch eher selten. Buy Now! The Shopping Conspiracy ist vielmehr damit beschäftigt, was die großen Konzerne so treiben, um den Konsum anzutreiben. Da ist jeder Trick erlaubt. Schließlich muss der Rubel rollen – oder welche Währung auch immer mit dem Geschäft verbunden ist.

Wobei der Film selbst eine kleine Mogelpackung ist. So geht es nur zum Teil um die besagten Tricks und Kniffe, mit denen die Konsumierenden verführt werden sollen. Zwischendurch kommen auch ganz andere Themen auf. Beispielsweise war es Regisseur Nic Stacey offensichtlich wichtig, den Umweltaspekt einzubauen. Vor allem der viele Müll, der durch unsere Fokussierung auf Objekte und ständige Neukäufe verursacht wird, ist ihm ein Dorn im Auge. Teilweise hängt das schon mit den Konzernmanipulationen zusammen. Beispielsweise wird in Buy Now! The Shopping Conspiracy erwähnt, wie sich Apple lang dagegen sträubte, dass die Käufer und Käuferinnen ihre Produkte reparieren können. Denn nur ein neu verkauftes Produkt bringt Geld. Aber es gibt auch Beispiele für Greenwashing, die wenig mit dem Konsum an sich zu tun haben.

Oberflächliche Unterhaltung

Noch extremer sind Passagen, die überhaupt nichts mehr mit Konsum zu tun haben. Wenn zwischenzeitlich etwa irgendwelche Katzenvideos eingespielt werden, um damit zu verdeutlichen, dass die Bevölkerung mit belanglosem Unsinn beschäftigt werden soll. Nur hat das mit den Konzernen gar nichts zu tun, da wird in Buy Now! The Shopping Conspiracy nicht sonderlich sauber argumentiert. Hinzu kommt, dass der Dokumentarfilm so sehr auf unterhaltsam gemacht wurde, dass er im Grunde das tut, was er anderen vorwirft. Da sind viele oberflächliche Spielereien dabei, um die Zuschauer und Zuschauerinnen zu beschäftigen, anstatt sie geistig zu fordern.

Das heißt dann aber nicht, dass die britische Produktion inhaltlich nichts zu bieten hat. Einige Punkte dürften einem bekannt vorkommen, andere sind weniger offensichtlich. Man kann also in den nicht einmal anderthalb Stunden schon noch ein wenig lernen. Vor allem aber ist Buy Now! The Shopping Conspiracy ein Appell, sich des eigenen Verhaltens bewusst zu werden und zu erkennen, dass Konsum aus verschiedenen Gründen problematisch sein kann. Ausgeklammert wird dabei jedoch, inwieweit dieser Konsum wirtschaftlich nötig ist und welche Auswirkungen eine Reduktion hätte. So weit wollte man dann wohl doch nicht in die Thematik einsteigen, vielleicht auch weil damit das recht einfache Feindbild der bösen Unternehmen eventuell nicht mehr funktioniert hätte.