Der Spitzname
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Der Spitzname

Der Spitzname
„Der Spitzname“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Es ist so weit: Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) wollen sich das Ja-Wort geben! Zu diesem Zweck haben die beiden ihre Familien nach Tirol eingeladen, wo sie in einem Skiresort gemeinsam feiern wollen. Stephan (Christoph Maria Herbst), der Mann von Thomas‘ Schwester Elisabeth (Caroline Peters), ist hingegen weniger zum Feiern zumute. Schließlich wurde der Literaturprofessor wegen eines Zwischenfalls gekündigt, seither sitzt er erfolglos an seinem Debüt als Autor. Ebenfalls Teil der Reisegruppe ist Dorothea (Iris Berben), die Mutter von Thomas und Elisabeth, deren Mann René (Justus von Dohnányi) sowie Cajus (Jona Volkmann) und Antigone (Kya-Celina Barucki), die Kinder von Elisabeth und Stephan. Dabei dauert es nicht lang, bis sich die diversen Familienmitglieder in die Haare kriegen …

Familienstreit Teil drei

Aller guten Dinge sind drei, dachte man sich wohl, als man sich dran setzte, ein weiteres Mal die Chaosfamilie zusammenzuführen, die ständig über irgendwelche Namen stolpert. Wobei „gut“ wohl in erster Linie mit „ertragreich“ gleichgesetzt werden sollte, schließlich waren die ersten beiden Filme Hits an den deutschen Kinokassen. Der Vorname lockte 2018 rund 1,3 Millionen Menschen in die hiesigen Lichtspielhäuser. Bei Der Nachname waren es vier Jahre später immerhin noch 800.000. Da ist die Versuchung groß, es noch ein weiteres Mal zu probieren und auf einen vergleichbaren Rücklauf zu hoffen. Und so gibt es jetzt in Der Spitzname ein Wiedersehen mit den bekannten Figuren. Der dritte Film will da gleich in mehrfacher Hinsicht an die vorherigen Geschichten anknüpfen. So sind alle entscheidenden Charaktere wieder mit von der Partie, ergänzt um die beiden Jugendlichen, die es zuvor nur in Erzählungen gab.

Das ist alles verständlich aus wirtschaftlicher Sicht, dem Publikum dürfte es auch recht sein. Eine Schwierigkeit gibt es aber: Der erste Film hatte eine Vorlage, genauer zwei: der gleichnamige französische Film von 2012 und das zugrundeliegende Theaterstück von 2010. Schon bei Der Nachname tat man sich schwer damit, diese Vorlage weiterzuspinnen, fand aber einen zumindest plausiblen Weg. Wurde beim ersten Mal noch darum gestritten, ob ein Kind heute Adolf heißen darf, wurde beim Nachfolger darüber diskutiert, dass ein Mann den Familiennamen der Frau annehmen möchte. Eigentlich ist das keine große Sache, wurde aber zum Anlass, um sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Weniger interessant waren aber die Familiengeschichten. Der Spitzname versucht man nun, weitere Diskussionen um Namen zu nehmen, um diesen Mix aus Gesellschaftssatire und persönlichen Problemen voranzutreiben.

Bemüht kontrovers

Das klappt nur leider nicht. Zum einen wird das mit dem Spitznamen kaum konsequent verfolgt. Das ist schade, weil gerade die Weise, wie wir andere Menschen nennen, einiges aussagen kann – über die benannte Person wie einen selbst. Beim Film läuft es aber nur darauf hinaus, dass Anna Thomas andauernd ankeift, wenn er seine Tochter Paula mal wieder Paulchen nennt. Daraus wird dann recht bemüht eine Geschlechterdiskussion abgeleitet. Auch sonst wird irgendwie verzweifelt versucht, aktuelle Themen einzubauen, von Umweltbewusstsein über sexuelle Nötigung und non-binäre Identität bis zu unverzeihlichen Tabuworten und Cancel Culture. Also alles, was gerade irgendwo in den Kulturkämpfen stattfindet, realen wie imaginären.

Das ist nicht nur ziemlich langweilig, weil man das Gefühl hat, Drehbuchautor Claudius Pläging (Spieleabend) habe einfach nur eine Checkliste abgearbeitet. Es wird auch nervig, weil die Konflikte sehr willkürlich auftreten. Der Streit ergibt sich nicht aus der Situation, sondern weil man ihn so will. Schlecht ist die Komödie, die auf dem Zurich Film Festival 2024 Premiere hatte, deshalb nicht. Das Ensemble ist noch immer gut aufgelegt. Dann und wann sind auch ein paar Pointen dabei, die tatsächlich witzig sind. Außerdem lockt noch das idyllische Setting des Skiresorts, kombiniert mit einem Luxusambiente – was seltsamerweise nie problematisiert wird, obwohl es da mehr als genügend Gelegenheiten gegeben hätte. Ähnlich zu Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt ist Der Spitzname am Ende nicht durchdacht genug, hat kein überzeugendes Konzept und bleibt damit trotz vereinzelt amüsanter Passagen weit unter den Möglichkeiten.

Credits

OT: „Der Spitzname“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2024
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Claudius Pläging
Musik: Helmut Zerlett
Kamera: Andreas Berger
Besetzung: Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse, Kya-Celina Barucki, Jona Volkmann

Bilder

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Der Spitzname
fazit
In „Der Spitzname“ will eine Familie in einem luxuriösen Skiresort Hochzeit feiern, kriegt sich dabei aber dauernd in die Haare. Die zahlreichen Konflikte sind recht forciert, voller Klischees und zudem nicht mal konsequent. Auch wenn das Ensemble wie schon bei den ersten beiden Teilen spielfreudig ist und es ein paar amüsante Szenen gibt, insgesamt nervt das hier mehr, als dass es wirklich Spaß macht.
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