Auch wenn seither einige Jahre vergangen sind, Karin Lossow (Katrin Sass) lässt der Tod ihrer Tochter einfach nicht los. Immer wieder hat sie Alpträume, in denen sie Karol Zielinski (Wiktor Loga) sieht, jenen Mann, der ihrer Überzeugung nach der Mörder ist. Da auch sie mittlerweile einsieht, dass es so nicht weitergeht, hat sie sich bereit erklärt, eine Therapie zu machen. Doch das Ergebnis lässt zu wünschen übrig. Als sie Dr. Maurycy Wójcik (Blazej Wojcik) von ihren Alpträumen rund um Zielinski erzählt, bricht dieser unvermittelt ab, ein Interessenskonflikt hindere ihn daran, sie zu behandeln. Während Lossow herauszufinden versucht, was es mit dieser Geschichte auf sich hat, müssen Kommissar Rainer Witt (Till Firit) und sein Team ein ganz anderes Rätsel lösen. Sie haben einen fremden Mann tot auf einer Parkbank gefunden und keinen Schimmer, was er dort suchte …
Gefangen in der Vergangenheit
Eigentlich darf man gratulieren: Vor ziemlich genau zehn Jahren nahm Der Usedom-Krimi mit Mörderhus seinen Anfang, die ARD-Krimireihe feiert also einen runden Geburtstag. Und an ein Ende ist nicht zu denken, auch weiterhin werden neue Teile produziert. Aus gutem Grund. Zwar waren die Zuschauerzahlen zuletzt etwas rückläufig. Die meisten Filme locken aber noch sechs bis sieben Millionen Menschen vor die Bildschirme. Dabei sind sie oft nicht besonders gut, teilweise sogar richtig schlecht. So etwa die letzten beiden Teile Geburt der Drachenfrau und Schlepper, die mit dem aktuellen Thema Schlepperbande punkten wollten und sich dabei ziemlich verhoben. Nun steht mit Am Scheideweg der 23. Teil an, bevor die Woche drauf Emma auf dem Programm steht. Und so richtig viele Fortschritte werden dabei nicht gemacht.
Immerhin, man zieht einen Schlussstrich unter das unrühmliche Kapitel, versucht nicht, die Geschichte fortzusetzen. Dafür steht anderweitig eine Reise in die Vergangenheit an. Wer von Anfang an bei der Reihe dabei gewesen ist, weiß um das tragische Schicksal von Lossows Tochter Julia, die in der sechsten Folge erschossen wurde. Allerdings liegt diese inzwischen bald sechs Jahre zurück. Jetzt noch einmal in Der Usedom-Krimi: Am Scheideweg darauf zurückgreifen zu wollen, ist nicht unbedingt Ausdruck einer größeren Kreativität. Als Drama hätte das vielleicht noch einigermaßen funktionieren können, wenn sich die Protagonistin mit ihren eigenen Schwächen auseinandersetzen muss. Als Krimi ist das jedoch nur mäßig interessant, auch wenn das Verhalten des Therapeuten natürlich Fragen aufwirft.
Wieder nur mäßig
Spannender ist da schon die Frage nach dem Toten auf der Parkbank. Warum sitzt da jemand mit nacktem Oberkörper? Und wer ist das? Dieser Handlungsstrang wird aber regelmäßig in den Hintergrund verschoben, um dann doch wieder von der alten Geschichte zu sprechen. Und auch die wiederkehrenden Konflikte zwischen der Protagonistin und den anderen, gerade Leuten, die bei der Polizei arbeiten, tragen nicht unbedingt dazu bei, dass hier Hochspannung entsteht. Aber das war bei den vorherigen Filmen nicht anders, trotz eines überschaubaren Nervenkitzels fanden diese ihre Fans. Im direkten Vergleich ist Der Usedom-Krimi: Am Scheideweg sogar etwas besser. Zwar gibt es auch hier mal wieder eine „zufällig“ Querverbindung. Die ist aber nicht ganz so ärgerlich.
Dennoch, mehr als ein mäßiger Krimi springt mal wieder nicht heraus. Die spröde Ex-Staatsanwältin hat sicher mehr Ecken und Kanten als andere Krimiprotagonistinnen. Das macht sie aber nicht zu einem interessanten Menschen. Es ist vielmehr etwas anstrengend, Zeit mit ihr verbringen zu müssen, wenn sie sich mal wieder an keine Absprachen hält und alles besser zu wissen meint. Die anderen aus ihrem Umfeld sind einfach nur da, mischen zwar irgendwie mit und sind doch nicht wirklich wichtig. Am ehesten lohnt sich Der Usedom-Krimi: Am Scheideweg mal wieder wegen der Settings, wenn wir uns in der rauen Natur der Ostsee bewegen. Zwischendurch darf dann auch mal die Sprache gewechselt werden, wenn wir uns dem polnischen Teil nähern – aber nicht zu viel, wie so oft in deutschen Krimis dürfen auch im Ausland alle Deutsch sprechen, damit bloß niemand Untertitel lesen muss. Denn bei diesen Krimis soll nicht viel geistige Arbeit investiert werden, weder bei der Produktion noch der Konsumierung.
OT: „Der Usedom-Krimi: Am Scheideweg“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Astrid Ströher
Musik: Colin Towns
Kamera: Dominik Berg
Besetzung: Katrin Sass, Till Firit, Rikke Lylloff, Jana Julia Roth, Rainer Sellien, Milena Dreißig, Peter Schneider, Nikolay Sidorenko, Katarzyna Maciag, Elsa Krieger
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