Für Gerda Kolping (Katharina Spiering) ist es ein tägliches Ritual: Jeden Morgen geht sie vor der Arbeit in die Ostsee zum Schwimmen. Doch dieses Mal kommt es anders, die erfahrene Schwimmerin kann sich nur mit Mühe noch über Wasser halten. Zwar ist Karin Lossow (Katrin Sass), die gerade mit ihrem Hund spazieren geht, zur Stelle und versucht, sie an Land zu ziehen. Doch auch sie kann nicht verhindern, dass Gerda am Ende stirbt. Für ihre erst 14-jährige Tochter Emma (Cloe Albertine Heinrich) bricht damit eine Welt zusammen, zumal ihr Leben auch so schon schwierig genug ist. So ist ihr Vater Markus (Jan-Peter Kampwirth) seit einer Corona-Erkrankung ein Pflegefall, sie selbst wird von ihrer ehemaligen besten Freundin Susanne Bach (Carlotta von Falkenhayn) schikaniert. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, finden sich Hinweise, dass der Tod ihrer Mutter kein Unfall war …
Die Suche nach dem wer
Weiter geht es mit Der Usedom-Krimi. Letzte Woche feierte die ARD-Krimireihe ihr 10-jähriges Jubiläum mit Am Scheideweg. Darin ging es um einen halbnackten Mann, der auf einer Parkbank gefunden wird, aber auch ein altes Trauma rund um die ermordete Tochter der Protagonistin. Denn auch wenn Jahre seither vergangen sind, kommt Lossow nicht über den Verlust hinweg. Mit Emma folgt nun bereits der nächste Film, es ist der 24. Teil der beliebten Reihe um die ehemalige Staatsanwältin, die ein großes Talent dafür hat, ständig in irgendwelche Fälle hineingezogen zu werden. So eben auch dieses Mal, als sie ganz „zufällig“ dabei ist, als eine Frau Opfer eines Mordes wird, auch wenn dies zunächst nicht nach einem aussieht.
Die Vorgehensweise ist perfide. Bald stellt sich heraus, dass jemand der Toten zuvor ein Mittel verabreicht hatte, welches letztendlich dazu führte, dass sie beim Schwimmen ertrank. Zwar ist das „wie“ einigermaßen klar, auch wenn die Details zu klären sind. Die größere Frage betrifft aber das „wer“. Der Usedom-Krimi: Emma ist in der Hinsicht schon ein klassischer Whodunit, bei dem das Publikum an der Seite der Polizei rätseln darf, wer der Mörder ist. Ein paar Hinweise werden gestreut. Während die meisten Genrevertreter aber von vornherein genügend Motivationen liefert, wegen derer jemand einem Mord zum Opfer fallen könnte, ist das hier schwach ausgeprägt. So richtig weiß man nicht, warum jemand die Frau hätte ermorden sollen.
Nicht wirklich packend
Das liegt auch daran, dass der Schwerpunkt ein anderer ist. Der Usedom-Krimi: Emma befasst sich sehr stark mit der Familie des Opfers, die nicht nur von dem Tod betroffen ist, sondern auch vorher schon dysfunktional war. Über weite Strecken ist das hier dann auch mehr Drama als Krimi. Richtig packend ist das nicht. Hinzu kommt, dass der Film zuweilen auch recht anstrengend ist, wenn ständig irgendwelche Konfrontationen erzwungen werden, ohne dass man genau wüsste, was das jetzt soll. Selbst bei Rainer Witt (Till Firit) und Katharina Stozek (Milena Dreißig) fliegen die Fetzen. Offensichtlich wollte man auf diese Weise irgendwie Spannung erzeugen. Gebracht hat es nicht viel, abgesehen davon, dass einem die Figuren leicht auf die Nerven gehen.
Bemüht ist zudem das Thema Corona, das hier noch einmal in größerer Länge ausgebreitet wird. Auf der einen Seite ist es sicher nicht verkehrt, auf das Leid von Menschen hinzuweisen, die an Long Covid erkranken – zumal derzeit von einigen wieder kräftig relativiert wird. Auf der anderen Seite hat Der Usedom-Krimi: Emma nicht wirklich viel zu dem Ganzen beizutragen. Die Auflösung ist zudem auch reichlich seltsam, da werden sich manche fragen, ob sie gerade veralbert wurden. Ganz so ärgerlich wie einige andere Teile aus dieser Reihe ist das hier zwar nicht. Gute Gründe, warum man hier einschalten sollte, finden sich aber auch nicht. Wie so oft am Donnerstagabend im Ersten gibt es nur mäßige Krimikost, die allenfalls von den stimmungsvollen Aufnahmen lebt.
OT: „Der Usedom-Krimi: Emma“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Dinah Marte Golch
Musik: Colin Towns
Kamera: Dominik Berg
Besetzung: Katrin Sass, Till Firit, Rikke Lylloff, Jana Julia Roth, Rainer Sellien, Milena Dreißig, Marion Kracht, Cloe Albertine Heinrich, Jan-Peter Kampwirth, Katharina Spiering, Anna König, Ben Braun, Carlotta von Falkenhayn
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