Des Teufels Bad
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Des Teufels Bad

„Des Teufels Bad“ // Deutschland-Start: 14. November 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Agnes (Anja Plaschg) führt ein unscheinbares Leben in Niederösterreich Mitte des 18. Jahrhunderts. Und ein freudloses. Zwar hat sie gerade geheiratet, doch die Ehe mit Wolf (David Scheid) bringt ihr kein Glück. Schon der Blick auf das heruntergekommene Haus, in das er sie mitnimmt, um dort mit ihr zu leben, lässt in ihr die Ahnung aufkommen, dass die Ehe kein Anlass zur Freude sein wird. Hinzu kommt, dass sie als verheiratete Frau die Erwartung zu erfüllen hat, ihm ein Kind zu schenken. Ein Junge, wenn’s recht ist. Doch es reicht nicht einmal für ein Mädchen, was ihre Situation zunehmend unerträglich macht. Agnes weiß nur, dass sie aus muss aus diesem Leben und alles hinter sich lassen – koste es, was es wolle …

Rückkehr des Alptraumduos

Oft drehen Veronika Franz und Severin Fiala ja keine Filme. Tatsächlich vergehen immer Jahre, bis das Duo wieder gemeinsam ein Werk vorlegt. Dafür muss sich das Publikum jedes Mal auf etwas gefasst machen. In Ich seh, ich seh (2014) erzählten die beiden von zwei Geschwistern, die ihre durch eine Operation fremd aussehende Mutter terrorisieren. Auch in The Lodge (2019) ging es um eine gestörte Beziehung. Genauer muss sich eine Frau mit den Kindern ihres Verlobten herumplagen, was zunehmend eskaliert. In beiden Fällen spielten die Geschichten in einem abgelegenen Haus. Bei Des Teufels Bad, dem neuesten Streich des österreichischen Gespanns, geht es erneut um eine Frau, die in einer abgelegenen Gegend lebt. Fiese Kinder gibt es diesmal keine. Tatsächlich ist das eines der Probleme der diesmaligen Protagonistin, wenn sie den Erwartungen nicht entsprechen kann, die an sie gestellt werden.

Dieses nehmen uns die beiden zusätzlich mit auf eine Reise in die Vergangenheit, das 18. Jahrhundert ist das Ziel. Anders als man es vermuten könnte, ist Des Teufels Bad aber kein Folk Horror über irgendwelche Monster, die sich im provinziellen Österreich verstecken. Die Monster sind hier die Menschen, die einander das Leben zur Hölle machen und gleichzeitig davor warnen, dass danach die richtige Hölle wartet, wenn man nicht genau das tut, was man von ihnen erwartet. Man könnte das hier daher als eine Art Gesellschaftsdrama bezeichnen, wobei die Regeln und Normen durch eine Frau veranschaulicht werden, die an der beschriebenen Welt zerbricht. Von Anfang an ist sie eine Fremde in ihrem eigenen Leben, wird vom Mann missachtet, von der Schwiegermutter schikaniert. Und über allem thront der Geistliche, der mit Horrorgeschichten die Bevölkerung gefügig machen will.

Schock mit langem Vorlauf

Ob das Ganze noch ein Genrefilm ist oder nicht, darüber kann man sich streiten. Es kommt durchaus zu blutigen Taten. Diese haben auch einen größeren Schockfaktor: Selbst wer die vorherigen beiden Werke gesehen hat und entsprechend vorgewarnt ist, ist kaum darauf vorbereitet, was einem dieses Mal zugemutet wird. Überhaupt wird Des Teufels Bad immer wieder unangenehm explizit, sei es bei der Darstellung brutaler Taten oder kurioser Heilversuche, um aus Agnes wieder eine normale, funktionierende Frau zu machen. Und doch ist der größte Schrecken gar nicht mal visuell. So ahnen wir lange Zeit nur, was da in der Protagonistin vor sich geht, die mit niemandem offen sprechen kann und sich deshalb immer weiter hineinsteigert, bis der einzige Auswege einer ist, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Dafür braucht es jedoch Geduld. Auch wenn das Drama, das auf der Berlinale 2024 Weltpremiere hatte, schon früh mit einer bösen Vorahnung arbeitet, geschieht über weite Strecken nicht sehr viel. Das ist dann zwar den vorherigen Werken des Duos nicht unähnlich, ist hier aber noch einmal verstärkt der Fall, auch weil die Genreelemente reduziert wurden. Die Folge: Da werden sich einige sicherlich langweilen. Wer sich aber auf diesen Trip einlassen kann, der ungeschönt und verstörend ist, manchmal aber auch mit einer surrealen Anmutung, findet in Des Teufels Bad einen gleichermaßen faszinierenden wie tragischen Alptraum, der einen im Anschluss nicht so leicht loslässt. Der einen auch fast schon davor fürchten lässt, was das österreichische Duo wohl beim nächsten Mal auf die Menschheit loslässt, selbst wenn bis dahin noch einige Jahre vergehen werden.

Credits

OT: „Des Teufels Bad“
Land: Österreich
Jahr: 2024
Regie: Veronika Franz, Severin Fiala
Drehbuch: Veronika Franz, Severin Fiala
Musik: Soap&Skin/Anja Plaschg
Kamera: Martin Gschlacht
Besetzung: Anja Plaschg, Maria Hofstätter, David Scheid

Bilder

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Des Teufels Bad
fazit
„Des Teufels Bad“ nimmt uns mit ins 18. Jahrhundert und erzählt aus dem Leben einer unglücklichen Frau im ländlichen Österreich. Das ist ruhig erzählt, arbeitet aber früh mit einer bösen Vorahnung. Und die wird noch übertroffen, wenn hier selbst ein Publikum, das die vorangegangenen Werke des Regieduos kennt, einen tragischen Alptraum erlebt.
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