Die Einsamkeit der Großstädter*innen
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Die Einsamkeit der Großstädter*innen

Die Einsamkeit der Großstädter*innen
„Die Einsamkeit der Großstädter*innen“ // Deutschland-Start: 14. November 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Es gibt ja so einige Gebrechen, die den Status einer Volkskrankheit innehaben. Ob es nun Herzerkrankungen sind, Rückenschmerzen oder auch Diabetes, immer mehr sind davon betroffen. Inzwischen könnte man auch Einsamkeit zu diesen zählen. Obwohl die Zahl der Menschen in den meisten Ländern nach wie vor wächst, finden sie doch schwerer zueinander. Natürlich war die Corona-Pandemie da noch ein Katalysator, der das alles beschleunigt hat, wenn wir dazu gezwungen waren, für uns zu bleiben. Die Entwicklung hat aber vorher schon begonnen, weshalb es immer mehr Initiativen gibt, sei es privater oder politischer Natur, die etwas dagegen tun wollen. Und auch Filme setzen sich zunehmend mit diesem Phänomen auseinander. Neues Beispiel hierfür ist der deutsche Beitrag Die Einsamkeit der Großstädter*innen.

Einzelschicksale als Gesellschaftsspiegel

Dass Regisseur und Drehbuchautor Sobo Swobodnik gesellschaftlich relevante Themen umtreiben, ist kein Geheimnis. Zuletzt kombinierte er in Geschlechterkampf – Das Ende des Patriarchats Interviews mit Feministinnen und gespielte Szenen, um damit auf die schwierige Situation von Schauspielerinnen im Speziellen und Frauen im Allgemeinen aufmerksam zu machen. Bei Die Einsamkeit der Großstädter*innen setzt er erneut auf eine Mischung aus dokumentarischen und fiktionalen Elementen. Genauer nimmt er tatsächliche Chats und macht diese zur Grundlage von einer Reihe von Begegnungen. Immer dabei ist die von Margarita Breitkreiz gespielte Karate, die letztes Mal ebenfalls die Hauptrolle hatte. Dabei liegt der Fokus erneut auf Frauen, ohne dass dies diesmal aber inhaltlich notwendig wäre. Geschlechterfragen spielen in dem neuen Film keine Rolle.

Dafür gibt es genügend andere Themen. So sind die Geschichten der Frauen prinzipiell zwar schon individuell. Sie stehen aber natürlich für die Gesellschaft und die darin auftretenden Phänomene und Probleme, sind Manifestationen allgemeiner Entwicklungen. Stoff für Diskussionen findet man darin daher nicht zu knapp, Swobodnik und Breitkreiz, die gemeinsam das Drehbuch verfasst haben, wollen einiges aussagen und vielleicht den einen oder anderen Denkanstoß liefern. Bei Die Einsamkeit der Großstädter*innen geht es nicht nur darum, wie einzelne Menschen versuchen, Anschluss zu finden, sondern auch, was diese Situationen mit ihnen macht. Wie geht es einer Bevölkerung damit, wenn sie auseinanderdriftet? Der mangelnde Zusammenhalt, die ausbleibende Empathie anderen gegenüber, hat sie ihren Ursprung darin, dass wir zu viel allein sind?

Distanziert und verkopft

Das ist schon alles interessant. Allerdings verpasst es der Film, das Publikum auch emotional abzuholen. Wie schon bei Swobodniks letztem Film ist das hier alles zu bemüht, zu konstruiert. Wenn beispielsweise ein Männerchor auftritt und gegen das alles ansingt, dann kann man das vielleicht witzig finden. Oder eben selbstverliebt, weil durch solche Punkte das Wesentliche aus den Augen verloren wird. Auch die visuellen Spielereien tragen dazu bei, dass Die Einsamkeit der Großstädter*innen letztendlich nicht die Wirkung erzielt, die man sich vielleicht erhofft hatte. Es ist sogar irgendwie schade, wenn ein Beitrag, der problematisieren möchte, wie viel Distanz zwischen den Menschen herrscht, ebenfalls eine solche einhält.

So bleibt am Ende eine recht verkopfte Arthouse-Annäherung an ein wichtiges Thema, die sicherlich ihre Daseinsberechtigung hat und eine Bereicherung des aktuellen Kinoangebots darstellt. Sie lässt einen aber irgendwie kalt, kann an manchen Stellen sogar nerven. Auch wenn Die Einsamkeit der Großstädter*innen insgesamt schon sehenswert ist, darf man sich fragen, ob eine derart verkünstelte Umsetzung dem Ganzen gerecht wird oder man trotz der vielen Gedanken, die man sich hier zweifellos gemacht hat, mit diesem Hybrid-Essay nicht am Ziel vorbeigeschossen ist.

Credits

OT: „Die Einsamkeit der Großstädter*innen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Sobo Swobodnik
Drehbuch: Margarita Breitkreiz, Sobo Swobodnik
Musik: Elias Gottstein, Quirin Neas
Kamera: Sobo Swobodnik
Besetzung: Margarita Breitkreiz, Sarah Sandeh, Rebecca Rudolph, Susana AbdulMajid, Artemis Chalkidou, Lotte Ohm, Alexandra Pyatkova, Rosa Lembeck

Bilder

Trailer



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Die Einsamkeit der Großstädter*innen
fazit
„Die Einsamkeit der Großstädter*innen“ nimmt reale Chats, um von Begegnungen zu erzählen und Diskussionen anzustoßen. Das ist schon interessant, aber so verkünstelt und verkopft, dass man kaum Zugang findet – was bei diesem Thema irgendwie wenig konstruktiv ist.
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