© Toei Animation © Bird Studio/Shueisha
„Dragon Ball“ // Deutschland-Start: 30. August 2021 (RTL II) // 12. Januar 2023 (Blu-ray)

Inhalt/Kritik

Der kleine, aber außergewöhnlich starke Junge Son Goku lebt allein in einem entlegenen Wald. Als eines Tages Bulma auftaucht und ihn mit ihrem Auto beinahe über den Haufen fährt, ist es mit seinem ruhigen Leben vorbei. Das clevere Mädchen ist auf der Suche nach den mystischen Dragon Balls. Wer alle sieben besitzt, kann einen Drachen beschwören, der jeden Wunsch erfüllen kann. Son Goku ist im Besitz eines solchen Dragon Balls – es ist das einzige Andenken, das er an seinen verstorbenen Großvater hat. Da er ihn deshalb nicht aus der Hand geben möchte, begibt er sich gemeinsam mit Bulma auf eine abenteuerliche Reise, um die Dragon Balls zu finden, wobei sie auf zahlreiche Freunde, aber auch Feinde treffen – die teilweise zu Freunden werden. Mit jedem neuen Gegner und jeder neuen Herausforderung wächst Son Goku sowohl physisch als auch psychisch. Neben der Suche nach den Dragon Balls wird er vor allem von dem ständigen Wunsch getrieben, stärker zu werden, um das Böse zu besiegen und das Gute zu schützen.

Ein Abenteuer voller Kämpfe

Dragon Ball ist ein Klassiker unter den Animes, der nicht nur viele Fans nachhaltig geprägt hat, sondern auch als wegweisend für das gesamte Shōnen-Genre gilt. Was die auf dem gleichnamigen Manga von Akira Toriyama basierende Serie so besonders macht, ist die einzigartige Mischung aus Abenteuer, Humor und Kampfkunst. Die Serie beginnt mit einer klassischen Heldenreise, in der Son Goku und seine Gefährten nach den Dragon Balls suchen. Doch je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr entwickelt sich die Geschichte zu einem tiefgründigen und spannenden Abenteuer, bei dem es etliche Kämpfe und Herausforderungen zu bewältigen gilt.

Dass viele Dragon Ball-Fans das Original – auch Dragon Ball Classic – genannt, gar nicht kennen, sondern erst seit dem direkten Nachfolger Dragon Ball Z dabei sind, ist nicht nur schade, weil die Serie so viel zu bieten hat, sondern auch ein Kuriosum für sich. Dragon Ball hat nämlich auch einen enormen Einfluss auf die Popkultur und die Videospielwelt hinterlassen. Die Serie zog nicht nur Anime-Fans in ihren Bann, sondern setzte auch Standards für das Shōnen-Genre, insbesondere durch ikonische Elemente wie epische Kämpfe, Charakterentwicklungen und das Konzept ständiger Selbstverbesserung. Diese Themen wurden in unzähligen anderen Animes und Mangas übernommen.

Ein Held in allen Medien

In der Videospielindustrie inspirierten die intensiven Kämpfe und die vielseitigen Charaktere jede Menge erfolgreicher Spiele, von klassischen 2D-Prüglern bis hin zu aufwendig inszenierten 3D-Actiontiteln. Titel wie Dragon Ball Z: Budokai oder Dragon Ball Fighter Z wurden weltweit zu Bestsellern und setzten Maßstäbe im Kampfspiel-Genre. Erst im Jahre 2004 erschien mit Dragon Ball: Advanced Adventure endlich ein Spiel, das direkt auf dem Original basierte. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Anspielungen und Hommagen an Dragon Ball in verschiedenen Medien, sei es in Filmen, Comics oder sogar westlichen Animationsserien. Der kulturelle Einfluss von Dragon Ball ist bis heute allgegenwärtig und prägt weiterhin Generationen von Künstlern und Entwicklern. Was den Erfolg von Dragon Ball ausmacht, ist die enorme Fan-Community, die weltweit entstanden ist. Von Cosplay über Fanfiction bis hin zu zahllosen Memes – Dragon Ball hat das Fandom geprägt wie kaum eine andere Serie.

Akira Toriyama gelang es, in Dragon Ball (dem Manga) eine perfekte Balance zwischen leichten, humorvollen Momenten und ernsthaften Kämpfen zu schaffen. Der Humor ist typisch für Toriyama: skurril, manchmal kindlich, aber immer charmant. Gleichzeitig sind die Kampfszenen dynamisch und spannend inszeniert. Die verschiedenen Kampfstile, die Son Goku und seine Freunde erlernen, werden mit viel Liebe zum Detail dargestellt und sorgen dafür, dass der Zuschauer in die Welt der Martial Arts eintaucht. Die Kämpfe sind dabei oft Stilmittel, um die Geschichte voranzutreiben, zumindest aber um manche Figuren weiter zu charakterisieren. Son Goku beginnt als naiver Junge, der von der Welt kaum etwas versteht, wächst aber durch seine Erlebnisse und wird stärker, sowohl körperlich als auch charakterlich. Diese Entwicklung wird über die gesamte Serie hinweg geschickt in die Handlung integriert, sodass der Zuschauer eine starke Bindung zu den Figuren aufbauen kann. Auch Nebencharaktere wie Kuririn oder Tenshinhan bekommen ihre eigenen Handlungsstränge und wachsen mit ihren Herausforderungen. Es ist so gut wie unmöglich, hier besondere Momente herauszupicken und genauer zu besprechen, da beinahe jeder Moment besonders ist und besonderer Beachtung bedürfte.

Zuweilen etwas gestreckt

Niemand muss den Manga gelesen haben, um den Anime genießen zu können. Wer jedoch mit entsprechendem Vorwissen an die Sache herangeht, wird einige interessante Erfahrungen machen. Während der Anime sich anfangs eng an die Vorlage zu halten scheint, wird bald ersichtlich, welche erzählstrukturellen Änderungen vorgenommen wurden. Die Verwebung verschiedener Handlungsstränge trägt zu dem unglaublichen Pacing bei, das Dragon Ball an den Tag legt. Hier können schnell einmal ein paar Folgen mehr angeschaut werden als geplant, da die Episoden meist viel weniger Zeit in Anspruch zu nehmen scheinen als es eigentlich der Fall ist. Mit insgesamt 153 Folgen verlangt die Serie dann aber doch ein ganz schönes Zeitinvestment.

Wer durch die Manga-Lektüre vorgeprägt ist, dem werden hier auch so einige Filler auffallen. Fillerepisoden in Animes existieren vornehmlich aus dem Grund, dass diese oft schneller produziert werden als der Manga. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Serie den Stand der Vorlage einholt. Um dies zu vermeiden, ohne aber die Ausstrahlung der Serie pausieren zu müssen, werden Fillerepisoden eingefügt, die meist von den Anime-Machern selbst geschrieben werden und nicht auf der Originalgeschichte des Mangas basieren. Mit ihnen wird der Hauptplot gestreckt, ohne dass sie ihn entscheidend beeinflussen. Wie jemand ohne entsprechende Kenntnisse diese empfinden mag, kann hier nicht beurteilt werden. Der Rezensent konnte mit den meisten davon nichts anfangen. Keine davon ist schlecht, ein gewisses Grundniveau wird hier schon beibehalten. Es lässt sich ihnen jedoch oft anmerken, dass sie wirklich nur als reines Füllmaterial produziert wurden. Dennoch gibt es einige Fillerepisoden, die durchaus zu unterhalten wissen und gut zu der etablierten Geschichte passen.

Charmantes Produkt seiner Zeit

Was die Animation als solche angeht, war Dragon Ball für seine Zeit sicher beeindruckend, auch wenn sie im Vergleich zu modernen Standards schlicht wirken mag. Die handgezeichneten Bilder verleihen der Serie jedoch einen einzigartigen Charme, der sie auch heute noch sehenswert macht. Die dynamischen Kampfszenen und die lebendigen Landschaften zeigen, dass trotz begrenzter Technik eine kreative und mitreißende Inszenierung möglich ist. So etwas scheint mit dem Vormarsch effizienterer Produktionsmethoden weitgehend abhanden gekommen zu sein. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der Soundtrack von Shunsuke Kikuchi, der die Serie perfekt untermalt. Die Musik verleiht sowohl den humorvollen als auch den ernsten Momenten eine emotionale Tiefe und sorgt dafür, dass der Zuschauer noch tiefer in die Welt von Dragon Ball eintauchen kann. So etwas kann ein Manga natürlich nicht leisten.

Das Intro zur deutschen Version ist ein Faszinosum. Sängerin Renate Haßlberger scheint weder davor noch danach irgendwie in Erscheinung getreten zu sein, es ist als existiere sie nur auditiv in Das Geheimnis der Dragon Balls – wenn da nicht noch ein Musikvideo zu dem Titellied wäre, in dem sie ebenfalls auftritt. Was die Synchronisation angeht, muss hier ein generelles Lob ausgesprochen werden. Die Stimmen sind sehr passend ausgewählt, außerdem scheinen die Synchronschauspieler mit Leib und Seele dabei zu sein. Allerdings müssen Manga-Puristen sich im ersten Drittel der Serie mit einigen grausligen Fehlbezeichnungen herumschlagen. „Zauberbonbon“ statt „Pilli-Bonbon“ (mit entsprechend angepasstem Ruf) ist ja noch leicht zu verkraften, „Überschallwolke“ statt „Jindujun“ kann ebenfalls durchgewunken werden, wenn es unbedingt sein muss. Bei „Schockwelle der alten Ahnen“ statt „Kamehame-Ha“ hörts aber auf! Dass Oolong sich von Shenlong, dem wunscherfüllenden Drachen, eine Mütze mit zwei Löchern für die Ohren wünscht, ist hingegen kaum als Übersetzungsfehler einzuordnen, sondern eher als mehr schlecht als recht verständliche Zensur der Mädchenunterhose im Original – die im Bild dennoch als solche gezeigt wird.

Fast so gut wie die Vorlage

Als jemand, der die ursprünglichen 42 Bände für das größte Abenteuer aller Zeiten hält und bisher nur hier und da immer wieder einmal den ein oder anderen Ausschnitt aus der Serie gesehen hat, kann hier nach vollständiger Sichtung eine klare Empfehlung ausgesprochen werden. Als jemand, der seit über einer Dekade predigt, dass Vorlage und Adaption nicht (im herkömmlichen Sinne) miteinander verglichen werden können, muss hier attestiert werden, dass der Manga unterm Strich einfach besser ist. Wer den Manga nicht kennt, wird dem Anime wahrscheinlich noch mehr abgewinnen können, aber auch Eingeweihte sollten sich die Serie unbedingt mindestens einmal anschauen, wenn sie sie bisher gemieden haben. Und vielleicht greifen danach Vertreter beider Lager zum ersten Mal beziehungsweise erneut zu den japanischen Comics, und lassen sich in die magische Welt von Dragon Ball entführen, um Son Gokus Abenteuer von Anfang an mitzuerleben.

Credits

OT: „ドラゴンボール“
Land: Japan
Jahr: 1986
Regie: Minoru Okazaki, Daisuke Nishio
Drehbuch: Toshiki Inoue, Takao Koyama
Vorlage: Akira Toriyama
Musik: Shunsuke Kikuchi
Animation: Toei Animation

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Dragon Ball (1986)
Fazit
"Dragon Ball" gilt nicht ohne Grund als einer der wichtigsten und einflussreichsten Anime aller Zeiten. Die Serie bietet eine Mischung aus Abenteuer, Humor und epischen Kämpfen, die Jung und Alt gleichermaßen fesselt. Trotz einiger Längen bleibt die Serie durch ihre liebenswerten Charaktere, die spannende Handlung und den einzigartigen Stil von Akira Toriyama zeitlos. Die Serie ist ein Stück Anime-Geschichte, das auch Jahrzehnte nach seiner Erstausstrahlung nichts von seiner Faszination verloren hat.
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