© SKY/Harald Fuhr

Eddie Redmayne / Lashana Lynch [Interview]

German version

In seinem 1971 veröffentlichten Roman Der Schakal erzählte Frederick Forsyth von einem Auftragsmörder, der den französischen Präsidenten töten soll. Zweimal wurde das Buch bereits verfilmt, zuerst 1973, dann noch einmal 1997. Mit The Day of the Jackal folgt nun noch eine Serienfassung. In dieser schlüpft Eddie Redmayne in die Rolle des Killers und bekommt es dabei mit der von Lashana Lynch gespielten britischen Agentin Bianca zu tun, die Jagd auf ihn macht. Wir haben uns anlässlich des Starts der Serie am 7. November 2024 auf Sky und Wow mit den beiden unterhalten.

The Day of the Jackal ist eine Neuadaption des berühmten Buches. Warum wart ihr daran interessiert, bei Serie mitzuspielen?

Lashana Lynch: Ich habe die ersten drei Folgen gelesen und sie haben mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich habe echte Menschen und echte Umstände gesehen. Ich habe Menschen gesehen, die hin- und hergerissen waren, weil sie Gutes tun wollten, aber nicht genau wussten, wie sie das tun sollten, ohne dabei ein gewisses Maß an Menschlichkeit zu verlieren. Es hat mich wirklich fasziniert, dass Bianca bei der Arbeit die Beste war und zu Hause nicht die Beste. Ich denke, das ist ein spannendes Szenario, über das wir im Fernsehen diskutieren können und das nicht oft genug gezeigt wird. Da Bianca ihren Arbeitsplatz als ihr eigentliches Zuhause betrachtete, machte das alles im häuslichen Bereich wirklich sehr, sehr kompliziert. Mir gefällt, dass sie damit zu kämpfen hat. Mir gefällt, dass sie keine Antworten hat. Und mir gefällt, dass ihre Familie zweitrangig ist, weil dadurch eine wirklich komplexe Dynamik in ihrer persönlichen Welt entstanden ist. Das war wirklich aufregend für mich.

Eddie Redmayne: Ich war ein großer Fan des Originalfilms und des Romans. Ich habe den Film gesehen, als ich noch ziemlich jung war. Als ich sie las, gefiel mir an dieser neuen Version, dass sie sich einerseits völlig anders, frischer und zeitgemäßer anfühlt. Aber sie behält einiges von der herrlichen DNA des Originalfilms bei, die ich geliebt habe, ob es nun spezifische Worte aus dem Buch sind, die Sprache, die direkt übernommen wurde, bis hin zu dieser Art von analoger Qualität dieses Lofi-Spionagehandwerks der alten Schule, das in einer sehr zeitgenössischen Welt spielt. Ich finde das interessant, dass du in einer zunehmend computerisierten Welt auf alte Methoden zurückgreifen musst, um verschwinden zu können.

Der Schakal ist es gewohnt, jemand anderes zu werden, um einzudringen und seine Mission zu erfüllen. In gewisser Weise ist das bei euch auch so, wenn ihr beim Spielen eine neue Identität annehmt. Warum macht es euch beiden Spaß, jemand anderes zu werden?

Eddie Redmayne: Das ist eine tolle Frage. Ich hatte nie das Gefühl, es zu genießen, jemand anderes zu werden. Für mich ist die Sucht nach der Schauspielerei der gelegentliche Moment, in dem die Figur, die man spielt, die Worte, die man sagt, und man selbst für eine Millisekunde miteinander verschmelzen und sich etwas real anfühlt. Ich kann nicht beschreiben, was das für ein Ding ist. Es passiert mir nur etwa alle sechs Jahre und es dauert weniger als eine Sekunde. Aber es macht so süchtig, dass es mich dazu bringt, es weiterzuverfolgen.

Lashana Lynch: Es liegt eine Kühnheit darin, auf der Bühne oder auf der Leinwand Entscheidungen zu treffen, die man in seinem normalen Leben nicht treffen würde, die man aber durch diese Person auf die freiste Art und Weise treffen kann. Und genau wie Eddie es gesagt hat: Es gibt einen kleinen Höhenflug, wenn man wirklich drin ist, und dann ist es vorbei, und aus irgendeinem Grund genießt man diese eine Sekunde und es fühlt sich einfach so herrlich an, dass man es einfach wieder und wieder tun möchte. Und es ist wie eine kleine Verfolgungsjagd. Alle paar Jahre denkst du: „Ich habe diesen Moment.“ Jetzt muss ich etwas finden, das mich wieder dorthin bringt. Es ist wirklich aufregend, das in sich selbst zu entdecken, denn man wird dabei so offen und durchlässig und es gibt Dinge, die man in sich selbst entdeckt, die man ohne diese Charaktere im Alltag nie gefunden hätte.

Die Geschichte war sehr beliebt, zuerst als Buch, dann als Film, und jetzt gibt es eure Serie. Welchen Reiz hat es für das Publikum, einem Attentäter zu folgen?

Eddie Redmayne: Ich denke, das hat mit diesem speziellen Attentäter zu tun. Es hat mit Planung zu tun, es hat mit Vorbereitung zu tun. Es hat etwas mit Handwerk zu tun und dann mit der Katharsis, die man miterlebt, wenn man zusieht, wie sich diese Dinge, das Schachspiel, das so akribisch war, zu einem Schachmatt führt. Ich denke, es gibt eine menschliche Liebe zu Rätseln. Es gibt all diese Stücke, die zunächst für sich stehen und sich zu etwas Kathartischem zusammenfügen. Das wäre meine Meinung dazu.

Lashana Lynch: Es gibt viele verschiedene Arten des Eskapismus im Kino und Fernsehen. Die Spionagewelt wird nie sterben und wird nie aus der Mode kommen, da es etwas daran gibt, das süchtig macht. Da ist ein kleiner Teil von dir, der diese Person sein möchte, aber auch weiß, dass du nicht diese Person sein solltest. Und diese Art Grauzone dazwischen schafft etwas in der menschlichen Erfahrung, das ziemlich tiefgreifend ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

English version

In his novel The Day of the Jackal, published in 1971, Frederick Forsyth told of a contract killer who is supposed to kill the French president. The book has already been made into a film twice, first in 1973, then again in 1997. A series version now follows. In this, Eddie Redmayne takes on the role of the killer and has to deal with the British agent Bianca, played by Lashana Lynch, who is hunting him. We spoke to the two of them on the occasion of the series‘ launch on November 7, 2024 on Sky and Wow.

“The Day of the Jackal” is a new adaption of the famous book. Why were you interested in doing the show?

Lashana Lynch: I read the first three episodes and they completely drew me in. I saw real people and real circumstances. People who were torn between doing good and not knowing quite how to do that while maintaining a certain level of being human. I really was attracted to Bianca being the best at work and not being the best at home. I think that’s a beautiful and complicated narrative to discuss within TV which is something we don’t get to do much. Bianca seeing her workplace as her actual home, it just made everything in the home space really, really complicated. And I like that she struggled with that. I like that she didn’t have the answers, and I like that her family was secondary because it made for a really complex dynamic within her personal world. That was really exciting for me.

Eddie Redmayne: I’ve been a massive fan of the original movie and book. I’ve seen the movie when I was pretty young. What I loved about this new version when I read it was that on the one hand, it felt completely different and afresh and contemporary. But it retains some of that glorious DNA from the original movie that I had loved, whether it’s specific words from the book, language that’s been taken directly but down to this kind of analogue quality of this lofi old school spycraft set in a very contemporary world. I think that’s interesting: as the world becomes more computerised you have to go back to more archival techniques to disappear.

The jackal is used to become somebody else all the time to infiltrate and complete his mission. In a way becoming somebody else is your job as well as actors. Why do you two enjoy becoming somebody else?

Eddie Redmayne: That’s a great question. I’ve never felt like enjoying becoming someone else. For me the addiction in acting is the occasional moment when the character you’re playing and the words you’re saying and yourself coalesce for one millisecond and something feels real. I can’t describe what that thing is. It only happens to me about once every six years and it lasts under a second. But it’s so addictive that it makes you pursue it.

Lashana Lynch: There is an audaciousness that comes with making choices on stage or on screen that you wouldn’t do in your usual life, but you get to do through this person in the most free way. And just like what Eddie was saying, there is a bit of a soaring that happens when you’re in flight and then it’s done and you just for some reason you relish in that one second and it just feels so glorious that you just wanna do it again and again. And it is like a little bit of a chase. Every few years you’re like, I have that moment. Now I have to find something to get me there again. It’s genuinely thrilling to discover that in yourself because you just become so open and porous and there’s just things that you discover within yourself that you genuinely would never have found in your everyday life if it wasn’t for these characters.

The story has been quite popular, first as a book, then as a movie, now there’s your show. For the audience, what is the appeal in following an assassin?

Eddie Redmayne: I think there’s something about this specific assassin. It’s to do with planning, it’s to do with preparation. It’s to do with craft and then it’s to do with the catharsis of watching those things, the chess playing that has been so meticulous unfold into the checkmate. I think there’s a human love of puzzles. You have all these pieces that are desperate and are aligned into something cathartic. That would be my take on it.

Lashana Lynch: There are many different ways of escapism within cinema and TV. The espionage world is something that just would never die. There’s always something that is a little addictive to it. I think that’s why it can continue for so long in the way that it does and not get old. It feels as though there’s a little of you that wants to be that person but also knows that you shouldn’t be that person. And that kind of grey area in between it creates something in the human experience that is pretty profound.

Thank you for the interview!



(Anzeige)