Eigentlich wollte der Sägewerksbesitzer Matthias Langer (Wanja Mues) auf dem Sächsischen Jakobsweg wandern, um den Kopf freizubekommen und sich über verschiedene Punkte klarzuwerden. Umso größer ist der Schock, als er erhängt aufgefunden wird. Was zunächst nach Selbstmord aussieht, stellt sich bald als Mord heraus. Doch wer könnte es auf ihn abgesehen haben? Kommissar Robert Winkler (Kai Scheve) und seine Kollegin Karina Szabo (Lara Mandoki) versuchen dies herauszufinden. Dabei nehmen sie besonders Langers Frau Maike (Cornelia Gröschel), seinen Freund Felix Uhlich (Hans-Uwe Bauer) und Benedict Wagner (Max Herbrechter) unter die Lupe, die ebenfalls auf dem Jakobsweg unterwegs waren. Oder könnte Peter Siepmann (Thomas Schmauser) etwas damit zu tun haben, mit dem der Tote das Sägewerk betrieb?
Ein Krimi ohne Identität
Die Schwankungen beim Erzgebirgskrimi sind teilweise schon enorm. Nachdem es eine Zeit lang fantastisch lief im Hinblick auf die Zuschauerzahlen, sackten diese 2022 um mehrere Millionen ab. Die letzten Filme berappelten sich aber, man erreichte mit den letzten beiden Werken wieder 6,5 bis 7 Millionen Menschen. Qualitativ halten sich die Schwankungen eher in Grenzen, da bewegt man sich überwiegend im mäßigen bis mittelmäßigen Bereich. Beim neuen Teil Mord auf dem Jakobsweg sieht es nicht anders aus. Der zehnte Film der 2019 gestarteten Reihe ist ein weiterer deutscher Fernsehkrimi, der brav seine Pflicht erfüllt, dabei aber nie den Eindruck erweckt, dass da jemand wirklich Lust hatte, eine spannende Geschichte zu erzählen.
Natürlich ist da das Setting, welches immer wieder einen Blick wert ist. Von Anfang an vertraute die Reihe darauf, dass die abgelegene Waldgegend viel Stimmung erzeugt und das Publikum an die Fernseher fesselt. In Maßen funktioniert das schon, als Hauptargument aber weniger. Dafür gibt es einfach zu viele Krimis, die in solchen Settings spielen: Neben nordischen Küsten sind Waldbergschauplätze geradezu inflationär in den letzten Jahren genutzt worden. Eine Zeit lang versuchte man beim ZDF, durch lokale, vielleicht auch folkloristische Elemente für Alleinstellungsmerkmale zu sorgen. Das wurde mit der Zeit aber weniger, bei Erzgebirgskrimi: Mord auf dem Jakobsweg muss man praktisch völlig darauf verzichten. Ein vereinzeltes „Glück auf“ reicht da nicht. Aus dem Motiv der Pilgerreise wurde auch nichts gemacht, ein paar wenige Sätze zu Religion, mehr war da nicht drin.
Langweilig bis zum Ende
Natürlich muss eine Krimireihe keine Besonderheiten haben, auch wenn das hilfreich ist, um sich in der Flut an Genrebeiträgen im deutschen Fernsehen zu unterscheiden. Ebenso wichtig ist, dass der Krimi an sich überzeugt. Aber auch in der Hinsicht findet sich hier nichts, was einen zum Einschalten bewegen müsste. Der erfahrene Drehbuchautor Leo P. Ard (Ein starkes Team: Verzockt) spult nur das übliche Programm ab, wenn nach dem Mord der oder die Verantwortliche gefunden werden muss und es eine Mischung aus privaten sowie beruflichen Motiven im Angebot gibt. Erzgebirgskrimi: Mord auf dem Jakobsweg ist da völlig austauschbar, auch bei der Auflösung wird nur 08/15-Stangenware angeboten. Man versuchte nicht einmal, sich eine interessante Geschichte auszudenken.
Das muss einen nicht unbedingt stören. Wo es in der Reihe auch Folgen gab, die einen wirklichen Anlass zu Ärger boten, fehlt das hier. Sicher, der Inhalt ist ziemlich konstruiert, aber das ist in dem Genre keine Seltenheit. Schlimmer ist, wie langweilig das Ergebnis ist. Zu keiner Zeit kommt Spannung auf, ist etwas Cleveres oder Überraschendes zu finden. Selbst die Figuren sind so frei von Persönlichkeit, dass man auch Schaufensterpuppen hinstellen könnte. Ein bisschen versucht Erzgebirgskrimi: Mord auf dem Jakobsweg dann zwar, zumindest auf der emotionalen Ebene das Publikum abzuholen, wenn es um traurige Familiengeschichten geht. Aber selbst das bleibt ohne Wirkung, nicht zuletzt weil die aufdringliche Musik jeden Anflug von Natürlichkeit unter sich begräbt und man nie den Eindruck hat, es mit realen Menschen zu tun zu haben.
OT: „Erzgebirgskrimi: Mord auf dem Jakobsweg“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Markus Imboden
Drehbuch: Leo P. Ard
Musik: Mario Lauer
Kamera: Conrad Lobst
Besetzung: Kai Scheve, Teresa Weißbach, Lara Mandoki, Andreas Schmidt-Schaller, Masha Tokareva, Cornelia Gröschel, Thomas Schmauser, Wanja Mues, Hans-Uwe Bauer, Max Herbrechter, Hans Klima
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