Bernard (Paapa Essiedu) liebt seine Familie. Er liebt sie sogar sehr. Und doch muss sie regelmäßig zurückstecken, da sein fordernder Boss Mr. Flaxman (Alan Cumming) ihm bei seinem Auktionshaus ständig neue Arbeit aufhalst. Als Bernard deswegen den achten Geburtstag seiner Tochter Eve (Jordyn McIntosh) verpasst, reicht es seiner Frau Julie (Denee Benton), die nicht weiterhin die zweite Geige spielen möchte. Und so zieht sie erst einmal mit Eve aus, um die Ehe noch einmal gründlich zu überdenken. Als wäre das nicht schon schlimm genug, verliert Bernard auch noch seine Arbeit. Als er niedergeschlagen eine alte Kiste putzt, befreit er damit ungewollt den Dschinn Flora (Melissa McCarthy). Diese ist begeistert, endlich wieder eine Aufgabe zu haben, und bietet ihrem neuen Meister unendlich viele Wünsche an. Dabei hat dieser nur einen: seine Familie zurückzugewinnen …
Remake eines Fernsehfilms
Wenn es um Liebeskomödien geht, macht Richard Curtis so leicht niemand etwas vor. Mit seinen Drehbüchern für Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1994), Notting Hill (1999) und Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück (2001) war er für eine Reihe von großen Hits verantwortlich. Sein Regiedebüt Tatsächlich… Liebe (2003) gehört für viele untrennbar mit Weihnachten zusammen. Weniger bekannt ist sein früher Beitrag zum Bereich der Weihnachtskomödie, was aber auch damit zusammenhängt, dass es sich bei Bernard and the Genie um einen Fernsehfilm handelte, der 1991 für die BBC produziert wurde. Offensichtlich sah man in dem Frühwerk des Briten aber genügend Potenzial, weswegen man sich noch einmal des Stoffes annahm und mit Genie eine Neuauflage produzierte, diesmal für den Streamingdienst Peacock.
Die wenigen, die sich an das Original erinnern, werden hier eine schöne Hommage entdecken: Alan Cumming, der mehr als drei Jahrzehnte zuvor noch Bernard spielte, verkörpert dieses Mal den bösen Chef. Ansonsten versuchte man aber, sich von der Vorlage zu emanzipieren. Beispielsweise wurde aus dem männlichen Dschinn ein weiblicher. Die Besetzung mit Melissa McCarthy zeigt auch auf, dass die Richtung eine etwas andere ist. Mehr Humor ist angesagt. Natürlich hat die US-Amerikanerin auch bewiesen, dass sie ernste Rollen beherrscht, allen voran mit Can You Ever Forgive Me?. Bekannt ist die US-Amerikanerin dann aber doch primär für eine wenig feinsinnige Komik. Da geht es oft plump und krawallig zu, was bei Genie zu schlimmen Befürchtungen führt. Befürchtungen, die sich nur teilweise bestätigen. So setzt man primär auf eine Art Fish-out-of-Water-Humor, wenn sich der 2000 Jahre alte Dschinn in einer modernen Großstadt zurechtfinden muss.
Wenig witzig
So etwas ist eigentlich ein dankbares Szenario, viele Filme haben aus solchen Situationen einiges herausgeholt. Hier gelingt das fast gar nicht. Zwar ist Curtis, der auch bei der Neuauflage das Drehbuch schrieb, sehr darum bemüht, das Publikum zum Lachen zu bringen. Trotz der zahlreichen Versuche, komisch wird es hier praktisch nie. McCarthy geht dabei mit ihrer üblichen Energie an die Arbeit, mangelnden Einsatz kann man ihr kaum vorwerfen. Das ist aber eher ermüdend als mitreißend. Dass viele Gags in Genie schrecklich einfallslos sind, macht die Sache nicht besser. Eigentlich wäre das beliebige Erfüllen von Wünschen ein Freischein, mal richtig verrückt zu werden. Stattdessen hat das hier die Kreativität und den Charme eines Einkaufszettels.
Klar, der Film ist nicht allein dafür da, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen lachen. Man will auch – es ist ja Weihnachten – für Besinnlichkeit sorgen. So darf der Protagonist lernen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Familie ist dann doch wichtiger als die Arbeit. Das ist gut gemeint und nie verkehrt, trägt aber ebenfalls dazu bei, dass Genie ein sehr austauschbarer Film ist. Tatsächlich würde man ohne die Hauptdarstellerin kaum etwas haben, was sich überhaupt anbietet, in Erinnerung zu bleiben. Das muss einen nicht stören. Jedes Jahr werden unzählige besinnliche Fließband-Weihnachtskomödien gedreht, die ihre feste Zielgruppe haben. Und doch ist es schade, dass man hier nicht mehr Ambitionen hatte und das Potenzial nicht einmal ansatzweise genutzt wurde.
OT: „Genie“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Sam Boyd
Drehbuch: Richard Curtis
Musik: Dan Romer
Kamera: John Guleserian
Besetzung: Melissa McCarthy, Paapa Essiedu, Denée Benton, Marc Maron, Jordyn McIntosh, Luis Guzmán, Alan Cumming
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