Eigentlich wollte Toni Vizzante (Peter Benedict) bei der Tankstelle nur bezahlen, als auf einmal zwei maskierte Männer hineinstürmen und angreifen. Toni und seine Tochter Luisa (Liane Forestieri) reagieren geistesgegenwärtig und töten die beiden Angreifer. Als Helen Dorn (Anna Loos) der Sache nachgeht, ist sie zwar misstrauisch, findet die Gewalt zu exzessiv. Da der Angriff aber eindeutig nachzuweisen ist und es sich daher um Notwehr handelt, kann sie nicht viel tun. Und doch wird sie der Fall nicht loslassen. Zum einen stellt sich bei den Ermittlungen heraus, dass der Angegriffene nicht der ist, für den er sich ausgibt. Vor allem aber beunruhigt sie, dass er offensichtlich Verbindungen zu ihrem Vater Richard Dorn (Ernst Stötzner) hat …
Ein etwas anderer Beginn
Auf Helen Dorn ist Verlass. Zumindest aus Sicht vom ZDF ist die 2014 gestartete Krimireihe eine erfreuliche Konstante, regelmäßig schalten mehr als sechs Millionen Menschen ein. Der Sender belohnt dies mit kontinuierlichem Nachschub, meistens sind es zwei Filme pro Jahr. So auch dieses Jahr. Vor einigen Monaten wurde Todesmut ausgestrahlt, das eine ganze Menge von Themen auspackte, als es unter anderem um rechte Gewalt, russische Einflussnahme und Fake News ging. Ganz so ambitioniert ist man bei Der deutsche Sizilianer nicht, dem zweiten neuen Film von 2024 und insgesamt 20. Teil der Reihe. Tatsächlich findet sich hier praktisch nichts, dem man gesellschaftliche Relevanz zusprechen würde.
Das ist nicht zwangsläufig ein Nachteil, zumal solche gut gemeinten Themenkrimis oft sehr plump umgesetzt sind. Den meisten dürfte wichtiger sein, dass ein Film unterhält, wenn man am Samstagabend vorm Fernseher sitzt. Leider ist das bei Helen Dorn: Der deutsche Sizilianer aber nur bedingt der Fall. Dabei beginnt die Geschichte anders, als man es gewohnt ist. Meistens geht es nun einmal damit los, dass irgendwo eine Leiche gefunden wird und nach dem Täter oder der Täterin gesucht wird. Hier ist das etwas anders. Zwar sind da am Anfang sogar zwei Leichen. Wer sie getötet hat, ist aber klar. Vielmehr stellt sich die Frage, warum die beiden Männer angriffen. Grundsätzlich funktioniert auch das. Anstatt herausfinden zu wollen, wer einen Mord begangen hat, steht die Frage im Raum, wer den Mord begehen wollte.
Exzessives Drama
Nur ist dieses Thema bei Regisseur und Drehbuchautor Friedemann Fromm auf seltsame Weise zweitrangig. Vielmehr ist er in seinem neuen Film mit persönlichen Dramen beschäftigt. Vielen, vielen persönlichen Dramen. Da geht es nicht nur um die Beziehung zwischen Toni und Luisa, auch die Beziehung bei den Dorns wird problematisiert. Und weil das noch nicht reicht, gibt es bei Weyer (Tristan Seith) und Dr. Isabella Alighieri (Nagmeh Alaei) Stress. Mit Dorns Chef Nedjo Kristic (Stipe Erceg) wird sowieso wieder diskutiert. Um den eigentlichen Fall geht es dann bald überhaupt nicht mehr, stattdessen wird in praktisch jeder Szene gestritten oder geweint, Helen Dorn: Der deutsche Sizilianer zeigt sich von einer hochemotionalen Seite. Dass die Titelheldin anstrengend sein kann, hat sie in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Dieses Mal nerven sie irgendwie alle.
Dabei wäre es zu wünschen gewesen, diese Exzesse zu reduzieren und stattdessen mehr in die Geschichten oder Figuren zu investieren. Da ist aber nicht viel zu holen. Gerätselt werden darf nicht, dafür ist der Stoff zu dünn. Eine zentrale Frage wird später angesprochen. Doch auch sie betrifft primär das Persönliche und führt nur zu irgendwelchen Kalendersprüchen. Wer es nicht mag, wenn die ermittelnden Figuren selbst in den Fall involviert sind, braucht es mit Helen Dorn: Der deutsche Sizilianer erst gar nicht zu versuchen. Hier wird nicht einfach nur eine oberflächliche Verbindung eingebaut. Stattdessen geht man komplett in die Vollen, kennt auch in der Hinsicht keine Zurückhaltung. Nachdem es beim letzten Mal unterhaltsamer zuging als sonst, ist das hier mal wieder Zeitverschwendung.
OT: „Helen Dorn: Der deutsche Sizilianer“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Friedemann Fromm
Drehbuch: Friedemann Fromm
Musik: Ina Meredi Arakelian
Kamera: Heinz Wehsling
Besetzung: Anna Loos, Ernst Stötzner, Tristan Seith, Nagmeh Alaei, Stipe Erceg, Peter Benedict, Liane Forestieri, Max Hemmersdorfer, Markus John, Eric Cordes
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