Die Ermittler Sean Carter (Damon Carney) und David Carter (Randy Wayne) treten auf der Stelle beim Fall des Serienmörders Preceptor, dessen Morde auf den Zehn Geboten beruhen. Auch als Detective Egerton (Alexandra Harris) sie bei der Ermittlung unterstützt, kommen die Beamten nicht weiter, stattdessen kommt es zu weiteren blutigen Morden. Sean Carter scheint wie besessen von dem Fall zu sein, ist kaum noch zu Hause und schläft entweder in seinem Auto oder direkt in seinem Büro. Als er einer weiteren Spur nachgeht, kommt er zu einem verlassen wirkenden Haus am Rande der Stadt, doch bevor er dies betreten kann, verliert er das Bewusstsein. Nachdem er dieses wiedererlangt hat, sitzt vor ihm eine groteske Gestalt (Gary J. Tunnicliffe), die sich als Auditor vorstellt, und ihm nun beginnt, Fragen zu seinem Leben und zu dem Fall zu stellen. Carter ahnt, dass ihm nichts Gutes bevorsteht und nach einiger Zeit gelingt ihm die Flucht, jedoch haben seine Antworten die Neugier von Pinhead (Paul T. Taylor), einem Cenobiten, geweckt, der nun alles in Bewegung setzt, um den Beamten wieder in seiner Gewalt zu haben.
Ein echter Hellraiser
Die Hellraiser-Reihe folgt dem Vorbild vergleichbarer Filmreihen, wie beispielsweise Freitag der 13. oder Halloween. Abgesehen vom ersten Teil konnten nur wenige der Fortsetzungen an deren Potenzial heran und wirkten mehr wie uninspirierte Kopien, die bis auf einige Gewaltspitzen wenig zu bieten hatten. Gary J. Tunnicliffe, der unter anderem beim dritten Hellraiser-Film wie auch vielen anderen Teilen der Reihe für das Make-Up verantwortlich war, war ebenso frustriert von den Fortsetzungen zu Clive Barkers Original und hatte sich schon lange vorgenommen, einen eigenen Film im Universum der Cenobiten zu drehen. Nach einigem Hin und Her gelang ihm dies mit Hellraiser: Judgment, dessen Veröffentlichung wegen des Missbrauchsskandals um Harvey Weinstein zunächst verschoben werden musste. Auch wenn es ein paar Kritikpunkte an Tunnicliffes Film gibt, ist er doch im Vergleich zu vielen anderen Teile der Reihe durchaus gelungen und wieder einmal mehr in der Tradition des Originals, wobei er zugleich eigene Wege gehen möchte.
Hellraiser war schon immer eine Geschichte über die Abgründe der Menschen und ihre dunklen Sehnsüchte. In Clive Barkers Film, wie auch seiner Romanvorlage, ist es die Lust nach etwas Neuem bei all denjenigen, die in der Wirklichkeit schon alle Lüste und Versuchungen gekostet haben. Der bekannte Würfel gebietet allen Abenteurern Zutritt zu jenem dunkeln Reich, in dem es, wie die Cenobiten bekanntlich sagen, so viel zu sehen gibt. Der nunmehr zehnte Teil der Filmreihe geht dorthin zurück und wendet sich damit von den Eskapaden wie beispielsweise Pinhead im Weltall oder in der Weltgeschichte ab. Judgment ist ein kleiner Film, er ist dreckig, brutal und teils verstörend, mit einigen Momenten, die sicherlich für den ein oder anderen Zuschauer schwer anzusehen sind.
Während die Ermittlung der Polizeibeamten etwas zu sehr an David Finchers Sieben oder die Saw-Filme erinnert, ist die Welt der Cenobiten interessant umgesetzt. Pinhead hat seine Basis, wenn man es so nennen will, mitten unter uns, an den Rändern der Gesellschaft und sucht nun nach jenen dunklen Sehnsüchten, die ihm ehemals neue Jünger gebracht haben. Der Gesuchte ist selbst zum Sucher geworden, jemandem, der alles schon einmal gesehen hat und scheinbar müde geworden ist. Tunnicliffe vermischt hier Versatzstücke der Vorlage mit neuen und bekannten Ansätzen, was nicht immer stimmig ist, aber zumindest für die Welt der Cenobiten interessant und ansprechend gelöst ist.
Das Böse in jedem von uns
Wenn es etwas an Judgment auszusetzen gibt, dann ist dies die Handlung, die sich um die Polizeibeamten dreht. Wenn man einmal das eher durchschnittliche Schauspiel ignoriert, sind auch die Figuren an sich wie ein Panorama der Klischees, die man mit Polizisten aus Serien und Filmen verbindet. Damon Carvey spielt den berüchtigten Stereotypen eines obsessiven Ermittlers, der natürlich auch noch ein Alkoholproblem haben muss und dessen Ehe anscheinend in den letzten Zügen ist. Randy Wayne und Alexandra Harris spielen Figuren, die keinen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Im Vergleich zu den Cenobiten, bei deren Design man Tunnicliffes langjährige Erfahrung in puncto Effekten und Make-Up bemerkt, sind die übrigen Charaktere Nebensache. Fairerweise muss man jedoch erwähnen, dass dies eigentlich schon bei vielen der Fortsetzungen der Fall war. Die Kernidee, dass das Böse in jedem von uns ist, teils sogar unbemerkt, ist ebenfalls nicht neu und etwas dünn, um eine solche Geschichte zu tragen. Jedoch ist das Konzept, die Welt der Cenobiten mehr und mehr wie ein Abbild jener dunklen Gelüste der Menschen aussehen zu lassen, visuell gut gelungen.
OT: „Hellraiser: Judgment“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Gary J. Tunnicliffe
Drehbuch: Gary J. Tunnicliffe
Musik: Deron Johnson
Kamera: Samuel Calvin
Besetzung: Damon Carvey, Randy Wayne, Paul T. Taylor, Alexandra Harris, Heather Langenkamp
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)