Zehn Tage ist Yvonne Gaspers (Katharina Heyer) inzwischen schon verschwunden. Doch was könnte mit der Steuerprüferin nur geschehen sein? Besorgt wendet sich deren Schwester Jasmin (Helene Grass) an die Polizei. Als Oberkommissarin Lee Sooyoung (Kotbong Yang) den Fall übernimmt, entdeckt sie in der Manteltasche der Vermissten ausgerechnet die Visitenkarte von Ingo Thiel (Heino Ferch). Tatsächlich hat er Yvonne gekannt, wenn auch nur flüchtig. Dennoch fühlt er sich persönlich betroffen und schaltet sich in den Fall ein, will bei den Ermittlungen mitmachen – selbst als sich herausstellt, dass er sie aus dem Internet kannte und mit ihr auf einem Date war. Denn noch hat er die Hoffnung, dass die Frau am Leben sein könnte, trotz der Hinweise auf ein Gewaltverbrechen …
Sechster Teil der Krimireihe
Im deutschen Fernsehen sind die auf arte und im ZDF ausgestrahlten Krimis rund um Ingo Thiel inzwischen zu einer festen Größe geworden. Los ging es 2017 mit Ein Kind wird gesucht über einen verschwundenen Jungen. Seither gibt es regelmäßig Nachschub, derzeit wird jährlich ein neuer Teil produziert. Zuletzt war vor einem Jahr so Briefe aus dem Jenseits zu sehen, bei dem es erneut um einen verschwundenen Jungen ging. Mit Ingo Thiel: Yvonne und der Tod folgt nun der sechste Teil der Reihe. Auffällig ist, dass offensichtlich die Reihe doch noch einen eigenen Titel bekommt, benannt nach dem Protagonisten, nachdem die vorangegangenen Filme keine Zugehörigkeit erkennen ließen. Das lässt die Vermutung aufkommen, dass noch weitere in Zukunft anstehen werden, man plant offensichtlich voraus und will nun doch den Namen etablieren.
Inhaltlich geht man hingegen keine neuen Wege. Wie so oft bei dieser Reihe geht es um eine vermisste Person, die der Kommissar dann suchen geht. Die Geschichten ähneln sich da schon. Der größte Unterschied ist noch, dass der Protagonist diesmal eine persönliche Verbindung hat zu der Verschwundenen, ein gemeinsames Abendessen sei Dank. Das macht den Inhalt aber nicht unbedingt besser. Im Gegenteil: Bei Krimis sind solche Verwicklungen oft Ausdruck eklatanten Ideenmangels, wenn auf plumpe Weise Verbindungen aufgebaut werden, um mehr Spannung zu erzeugen. Bei Ingo Thiel: Yvonne und der Tod wird das zudem als Vorwand genommen, damit die Titelfigur auf eigene Faust ermittelt. Wie so oft bei Krimis, das Motiv des einsamen Wolfs erfreut sich großer Beliebtheit. Immerhin, hier ist das mal nicht mit irgendwelchen psychischen Abgründen oder nicht verarbeiteten Traumata verbunden.
Langweilig
Gebraucht hätte es die Verbindung nicht, selbst wenn sie einen seltenen Blick auf das Privatleben des Protagonisten gestattet, der sonst eher durch seine ruhige und distanzierte Art auffällt. Überhaupt sind die Filme tendenziell eher nüchtern gehalten, was ganz angenehm sein kann. Umso irritierender ist die Szene, in der es um eine Kioskverkäuferin geht, die sich ganz lasziv gibt. Offensichtlich war die Stelle humorvoll gemeint, was aber tonal überhaupt nicht zum Rest passt. Wobei das dann immerhin in Ingo Thiel: Yvonne und der Tod noch hervorsticht, wenn ansonsten nichts geschieht, das einem auffallen, ganz zu schweigen in Erinnerung bleiben müsste. Das ist alles so austauschbar, dass man es auch bleiben lassen kann. Da hilft der Verweis nicht mehr, dass hier ein wahrer Fall zugrunde liegt.
Wobei es im weiteren Verlauf schon ein paar hübsche Bilder gibt, wenn die Ermittlungen bis nach Griechenland führen. Die Geschichte ist etwas komplexer, als sie zunächst erscheint, es sind auch mehr Figuren involviert. Tatsächlich spannend ist das Ergebnis aber nicht. Ingo Thiel: Yvonne und der Tod ist vielmehr ein weiterer langweiliger deutscher Fernsehkrimi, von denen es nun wirklich mehr als genug gibt. Das ist schade, weil die Reihe seinerzeit gut angefangen hat, als es um die nüchterne Darstellung von Polizeiarbeit ging und die Auswirkungen eines solchen Falls auf die Menschen. Davon ist Jahre später nicht mehr viel geblieben.
OT: „Ingo Thiel: Yvonne und der Tod“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Niki Stein
Drehbuch: Niki Stein
Musik: Jacki Engelken
Kamera: Arthur W. Ahrweiler
Besetzung: Heino Ferch, Moritz Führmann, Kotbong Yang, Aziz Dyab, Katja Heinrich, Karolina Horster, Sina Bianca Hentschel, Katharina Heyer
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