Janet Planet
© Sony Pictures

Janet Planet

Janet Planet
„Janet Planet“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Sommer 1991: Die elfjährige Lacy (Zoe Ziegler) steht davor, in eine neue Schule zu kommen, was ihr schon ein wenig Angst macht. Zuerst heißt es aber, das Summercamp irgendwie zu überstehen. Auch darauf hat sie keine Lust, weshalb sie ihre alleinerziehende Mutter Janet (Julianne Nicholson) anruft und dazu auffordert, sie abzuholen. Wenn diese das nicht tut, will sich Lacy umbringen. Aber auch sonst hadert die Tochter immer mal wieder mit der Welt oder den Menschen, mit denen sich ihre Mutter trifft. Das führt zu Konflikten, welche das enge Verhältnis der beiden zu schädigen droht, während sie nach einem Weg suchen, sich in einer sich verändernden Situation zurechtzufinden …

Coming of Age trifft Familiendrama

„Show, don’t tell“ lautet ein bekanntes Ideal bei Filmen. Dieses besagt, dass die Geschichte durch visuelle Mittel erzählt werden sollte, anstatt alles in Dialoge packen zu wollen. Bei ihren Theaterstücken verfolgte Annie Baker dieses Ideal und erhielt dafür viel Zuspruch. Der Höhepunkt war in der Hinsicht sicherlich ihr 2013 uraufgeführtes Stück The Flick, welches ihr diverse Preise einbrachte, darunter auch den Pulitzer-Preis. Als sie 2023 auf dem Telluride Film Festival erstmal ihr Spielfilmdebüt Janet Planet präsentierte, war die Neugierde daher groß, wie dieses wohl ausfallen würde. Preise hat sie dafür zwar keine bekommen, die Kritiken waren überwiegend aber sehr positiv, obwohl – oder weil – sie sich darin nicht sehr von ihren Theaterwurzeln entfernt.

Inhaltlich handelt es sich um eine Mischung aus Coming-of-Age-Drama und Familienporträt. Auch wenn der Titel den Schluss nahelegt, ist bei Janet Planet die Tochter die Hauptfigur, nicht die Mutter. Durch ihre Augen wird die Geschichte erzählt, es geht maßgeblich darum, wie ein junger Mensch seinen Weg durch diese Welt sucht. Eng damit verbunden sind Fragen der zwischenmenschlichen Beziehung. An einer Stelle denkt Lacy beispielsweise darüber nach, ob sie vielleicht lesbisch sein könnte. Eine große Rolle spielt natürlich das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Und dann wären da noch die diversen Menschen, die im Leben von Janet auftauchen, ob es ein neuer Freund ist oder eine alte Freundin. Jede dieser Figuren bringt Bewegung in den Alltag des Mädchens, was sie mal mehr, mal weniger gutheißt.

Vielversprechendes Debüt

Auffallend ist dabei, dass Lacy in diesen einzelnen Phasen oft zu einer stillen Beobachterin wird. Sie ist zwar präsent, aber doch eher im Hintergrund, während sie versucht, das alles einzuordnen. Manches wird dann durchaus verbal angesprochen, gerade in den gemeinsamen Szenen mit der Mutter. Oft lässt Baker aber auch hier lieber Bilder sprechen. Sehr schön ist beispielsweise der Teil in Janet Planet, wenn es um die Aufführung eines Stücks geht und das Mädchen erkennt, dass Kostüme und Kulissen letztendlich nicht real sind. Der Zauber, der noch während der Aufführung zu spüren ist, verschwindet. Das passt sehr gut zu dem Motiv des Erwachsenwerdens, wenn die Unschuld langsam der Erkenntnis weicht und man Zusammenhänge zu verstehen beginnt. Die sind oft banal, manchmal auch kompliziert – und eben nicht immer spaßig.

Das gilt auch für den Film, der erst gar nicht versucht, ein Crowdpleaser zu sein. Das betrifft die angesprochene Umsetzung. Ähnlich zu Good One gibt es keine großen Dialoge, die Handlung ist spärlich, auch auf dramatische Zuspitzungen wird verzichtet. Und dann wäre da noch die Protagonistin, die ein wenig spröde ist und dabei nicht die große Sympathieträgerin. Wo andere Coming-of-Age-Geschichten darauf abzielen, dass man die Hauptfigur mag und ihr die Daumen drückt, da macht einem Lacy das nicht einfach. Und doch ist Janet Planet sehenswert, wenn es die Komplexitäten des Lebens aufzeigt und sich dabei auf das Ensemble verlassen kann. Gerade Nachwuchsschauspielerin Zoe Ziegler ist eine echte Entdeckung und macht mit ihrem Debüt ebenso neugierig auf weitere Filme, wie es Baker tut.

Credits

OT: „Janet Planet“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Annie Baker
Drehbuch: Annie Baker
Kamera: Maria von Hausswolf
Besetzung: Julianne Nicholson, Zoe Ziegler, Elias Koteas, Will Patton, Sophie Okonedo

Trailer

FIlmfeste

Telluride Film Festival 2023
Berlinale 2024
Transit Filmfest 2024

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Janet Planet
fazit
„Janet Planet“ erzählt von einem 11-jährigen Mädchen und dessen Verhältnis zur Mutter. Der Film behandelt typische Coming-of-Age-Themen, tut das aber auf eine eigenwillige Weise. So spart das Drama an Dialogen, lässt lieber Bilder für sich sprechen. Das ist sehenswert, wird aber vielen nicht gefallen, zumal man auf Crowdpleaser-Elemente verzichtete und die Protagonistin nicht immer sympathisch ist.
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