Ein Mörder hält Paris in Atem, drei Frauen hat er bereits brutal in dem Viertel Marais getötet und deren Kleider zerrissen. Doch wer ist er? Und warum hat er es auf diese Frauen abgesehen? Als ein vierter Mord begangen wird und der Täter offensichtlich selbst auf diesen aufmerksam gemacht hat, beschließt Kommissar Maigret (Jean Gabin), dem Mann eine Falle zu stellen. Um diesen herauszufordern und eine Reaktion zu provozieren, soll ein Unschuldiger medienwirksam verhaftet werden. Eine Reihe von Polizistinnen, alle zivil gekleidet, sollen als Lockvogel dienen. Auf diese Weise erhofft sich die Polizei, den Unbekannten zu schnappen, bevor er weitere Morde begehen kann. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht …
Adaption eines Krimiklassikers
Mit dem von ihm entworfenen Jules Maigret hat Georges Simenon eine der großen Figuren des Kriminalromans geschaffen. In 75 Büchern trat der etwas behäbige, oft griesgrämige, aber eben auch scharfsinnige Polizist auf und fand dabei eine Menge Fans. Aber auch die unzähligen Adaptionen fürs Kino oder das Fernsehen haben zu dem Ruhm beigetragen. Schon in den 1930ern gab es erste Filme, etwa Maigret: Um eines Mannes Kopf. Zuletzt versuchte man sich mit Maigret an einem Neustart, der jedoch etwas gemischt ausfiel: Atmosphäre und Besetzung waren gelungen, richtig spannend war der Film jedoch nicht. Aber es bleiben ja die zahlreichen alten Versionen, die bis heute Spaß machen. Eine davon ist Kommissar Maigret stellt eine Falle aus dem Jahr 1958, der erste von drei Filmen, bei denen Jean Gabin in die Rolle des ikonischen Ermittlers schlüpfte.
Grundlage für den Auftakt lieferte Simenons 1955 veröffentlichter Roman Maigret stellt eine Falle. Regisseur und Co-Autor Jean Delannoy (Die Prinzessin von Cleve) wandelte dabei einiges ab, verlagerte etwa den Schauplatz in ein anderes Viertel, auch bei den Figuren und der Handlung gab es kleinere Veränderungen. Aber die Grundausrichtung bleibt. Wie so oft interessierte sich der französische Autor vor allem für die Psyche der Figuren. Das trifft insbesondere natürlich auf den Täter zu, bei dem zwar früh klar ist, dass eine Störung vorliegen muss. Wie genau diese aussieht und was ihn antreibt, ist aber unklar. Die Frage nach den Hintergründen ist sogar fast noch wichtiger als die nach der Identität. Wo bei den meisten Krimis verschiedene Verdächtige präsentiert werden, aus denen die Ermittelnden und das Publikum die richtige Person aussuchen müssen, da hält man sich hier zurück.
Stimmungsvoll und sehenswert
Tatsächlich wird sogar vergleichsweise früh verraten, wer der Mann ist, es mangelt an ernstzunehmenden Alternativen. Zuschauer und Zuschauerinnen, die vor allem gern rätseln, sind deshalb eher weniger gefragt. Das heißt aber nicht, dass der Film deswegen langweilig wäre. Eine Grundspannung ist sowieso immer drin, wenn es darum geht, weitere Morde zu vereiteln. Dass diese folgen würden, ist dem Fall schließlich klar. Warum sie jetzt erst erfolgen, ist hingegen unklar. Kommissar Maigret stellt eine Falle versucht zwar, ein Psychogramm des Täters zu erstellen und aus dem Lebenslauf heraus eine Motivation zu erstellen. Ganz schlüssig ist das aber nicht. Überhaupt sollte man von den Figurenzeichnungen nicht zu viel erwarten.
Dafür ist der Film atmosphärisch geworden. Die Mischung aus einer überwiegend düsteren Stimmung mit vereinzelt tragischen und skurrilen Momenten sorgt für Unterhaltung. Das Pariser Setting kann sich sehen lassen, sowohl bei den Außenaufnahmen wie auch in den Wohnungen. Schauspielerisch überzeugt das ebenfalls, die französische Leinwandlegende Jean Gabin ist für die Rolle des Griesgrams eine gute Besetzung. Kommissar Maigret stellt eine Falle mag innerhalb der vielen Adaptionen der Romane nicht wirklich hervorstechen, ist aber ein nach wie vor sehenswerter Krimi, der immer wieder auch Kammerspielmomente hat.
OT: „Maigret tend un piège“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1958
Regie: Jean Delannoy
Drehbuch: Jean Delannoy, Michel Audiard, Rodolphe-Maurice Arlaud
Vorlage: Georges Simenon
Musik: Paul Misraki
Kamera: Louis Page
Besetzung: Jean Gabin, Annie Girardot, Jean Desailly, Olivier Hussenot, Jeanne Boitel, Lucienne Bogaert, Lino Ventura, Jean Debucourt, Guy Decomble
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