Früher einmal, da war Bruno Sulak (Lucas Bravo) in der französischen Fremdenlegion unterwegs. Aber er musste feststellen, dass das doch nicht so sein Ding ist. Viel lukrativer sind da seine Raubüberfälle, die er mit Drago (Steve Tientchier) begeht. Von Gewalt hält er dabei nicht viel, er und sein Team können die Supermärkte auch ganz ohne ausnehmen. Während er und seine Freundin Annie (Léa Luce Busato) sich so ein schönes Leben machen und sie nach und nach dazu übergehen, auch Juweliere zu überfallen, hat der Polizist George Moreas (Yvan Attal) die Verfolgung aufgenommen. Dummerweise sind die Angestellten nicht wirklich hilfreich, es mangelt an verwertbaren Spuren. Aber er ist fest entschlossen, dem unbekümmerten Verbrecher das Handwerk zu legen …
Die Geschichte eines umschwärmten Räubers
Auch wenn Mélanie Laurent den meisten als Schauspielerin ein Begriff sein dürfte, hat die Französin in den letzten Jahren doch immer mal wieder Regie geführt. Dabei zeigt sie eine beachtliche Bandbreite. Ob es nun der optimistische Dokumentarfilm Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen (2015) war, das Historiendrama Die Tanzenden (2021) oder die Actionkomödie Diebinnen (2023), sie hat demonstriert, dass sie prinzipiell für alles offen ist. Mit dem Amazon Prime Video Beitrag Libre legt sie nun ein weiteres Werk vor. Dabei zeigt sie wie schon beim vorangegangenen Film eine Schwäche für Figuren, die sich der Kriminalität verschrieben haben. Und doch geht sie mit dem neuen Werk in eine etwas andere Richtung, als sie es letztes Jahr bei der Comic-Adaption getan hat.
So nimmt sie sich dieses Mal eine wahre Geschichte vor. Bruno Sulak gab es tatsächlich und hielt in den 1980ern mit seinen zunehmend dreisten Überfällen nicht nur die Polizei in Atem. Auch für die Medien war das ein gefundenes Fressen, umso mehr, da er bei seinen Aktivitäten auf Gewalt verzichtete. Das macht es leichter für die Menschen, ihn zu bewundern und anzuhimmeln, er hatte schon Elemente eines Volkshelden. Laurent scheint diese Faszination zu teilen und legt mit Libre einen Film vor, der es offensichtlich darauf anlegt, den Protagonisten möglichst in einem guten Licht zu zeigen. Das zeigt auch die Verpflichtung des Frauenschwarms Lucas Bravo (Emily in Paris, The Honeymoon), der mit seinen geradezu unmenschlich guten Aussehen und Charisma dafür sorgt, dass es fast schon keine Rolle mehr spielt, wenn er irgendwelche krummen Dinger dreht.
Schicke Fassade
Auch sonst wird bei dem Film viel Wert auf eine ansprechende Fassade gelegt. Das betrifft beispielsweise die Settings, wenn es sich die Bande gern gutgehen lässt und wir uns an malerischen und seltsam menschenleeren Küsten herumtreiben. Aber auch wenn Libre uns auf Streifzüge durch die Stadt mitnimmt, ist das alles schick und sehr stylisch. Laurent und ihr Team haben eine idealisierte Fassung der 1980er entworfen, die geradezu überquillt vor Atmosphäre. Der Krimi richtet sich daher an ein Publikum, das schöne Gangstergeschichten sehen möchte, von noblen Dieben, denen irgendwie alles gelingt und denen alle zu Füßen liegen. Hinzu kommt die betont lässige und unbekümmerte Art von Sulak, der sowohl bei seinen Beutezügen wie auch bei den nicht minder berühmten Ausbrüchen eine verblüffende Dreistigkeit demonstriert.
Das macht alles schon Spaß. Libre ist ein Film, den man sich anschaut, wenn man etwas Hübsches zur Entspannung braucht, bei dem es hin und wieder zu brenzligen Situationen kommt. Mehr als das sollte man aber nicht erwarten. Vor allem bei der Figurenzeichnung zeigen sich Laurent und ihr Co-Autor Chris Deslandes ziemlich genügsam. Über den Protagonisten erfährt man kaum etwas, über die anderen Figuren noch weniger. Dadurch entwickelt man wenig Gefühl für diese Charaktere. Wäre da nicht das besagte Charisma Bravos, seine Figur wäre vermutlich den meisten egal. Am Ende reicht das für einen überdurchschnittlichen Krimi, mit dem man trübes Wochenende aufhellt und ein wenig die Realität da draußen vergisst. Wem das reicht, schaltet hier ein, sollte dabei aber weder Tiefgang noch Hochspannung erwarten.
OT: „Libre“
IT: „Freedom“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Mélanie Laurent
Drehbuch: Mélanie Laurent, Chris Deslandes
Musik: Mario Lauer
Kamera: Stéphane Vallée
Besetzung: Lucas Bravo, Lea Luce Busato, Yvan Attal, Rasha Bukvic, Steve Tientcheu, David Murgia, Léo Chalie, Slimane Dazi
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